Kolumnen

BVB-Fans reif fürs Dressurreiten Neuer, der Hampelmann

Na und? Manuel Neuer freut sich.

Na und? Manuel Neuer freut sich.

(Foto: dpa)

Es gibt schlechte Verlierer und gute Gewinner, aber auch gute Verlierer und schlechte Gewinner. Da unterscheidet sich das richtige Leben nicht vom Sport und der Politik. Das wissen sie bei der SPD und der FDP ebenso wie bei den Fußballvereinen aus Dortmund und Gelsenkirchen.

Frank-Walter Steinmeier zum Beispiel ist ein guter Verlierer. Hat nach dem Desaster bei der Bundestagswahl klipp und klar gesagt, dass das nichts war. Man könnte fast sagen, von Steinmeier zu lernen heißt, verlieren zu lernen. Das ist gar nicht so böse gemeint, wie es sich anhört. Denn mit Anstand zu verlieren ist gar nicht so einfach. Und wer Guido Westerwelle, den ungekrönten König der FDP, am Wahlabend gesehen hat, bekam einen Eindruck davon, dass es offenbar auch nicht so einfach ist, mit Anstand zu gewinnen - also ohne allzu große Gesten des Triumphs.

Provozierende Gesten? Guido Westerwelle.

Provozierende Gesten? Guido Westerwelle.

(Foto: AP)

So gesehen ist der Schalker Torwart Manuel Neuer der Guido Westerwelle der Fußball-Bundesliga. Er hat sich nämlich am Wochenende gefreut, dass seine Mannschaft gewonnen hat. Und das nicht irgendwo, sondern bei Borussia Dortmund. Das ist seit fast einem Jahrhundert für jeden Schalker eine feine Sache, zumal Manuel Neuer zu der seltenen Spezies der Fans gehört, die auch tatsächlich für ihre Lieblingsmannschaft spielen dürfen. Gerne verweist er in Interviews darauf, dass er vor gar nicht allzu langer Zeit zu denen gehörte, die in der Kurve stehen und ihr Team anfeuern.

Hampelmann vor schwarz-gelber Wand

Nun gibt es aber Menschen, die sagen, Manuel Neuer habe sich etwas zu sehr gefreut. Diese Menschen kommen überwiegend aus Dortmund und sie unterstellen Manuel Neuer, ein schlechter Gewinner zu sein – und erweisen sich so als schlechte Verlierer. Die Fans auf der Südtribüne fühlten sich provoziert, weil der Schalker Torhüter nach dem Schlusspfiff seine Trinkflasche aufhob, zwanzig Meter in Richtung Mittellinie rannte, sich vor der schwarz-gelben Wand aufbaute und wie ein Hampelmann hüpfte. Man kann sich die Frage stellen, ob das Stil hatte. Und man kann diese Frage getrost mit nein beantworten. Abgesehen davon aber stellt sich nur eine Frage, eine rhetorische zumal: Ja und?

Was wollen die Dortmunder? Mitleid? Ihre Mannschaft hat nun einmal verloren. Und es gehört seit jeher zu den Gepflogenheiten des Fußballs, dass der Sieger sich freut. Das ist, zugegeben, für einen Dortmunder schwer zu ertragen, wenn es ein Schalker ist, der da auf dem Rasen des Westfalenstadions herumhüpft.

Dann doch lieber Dressurreiten?

Umsatteln? Beim Dressurreiten soll es gesitteter zugehen.

Umsatteln? Beim Dressurreiten soll es gesitteter zugehen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Aber seit wann sind die Dortmunder so dünnhäutig? Jene Dortmunder, die in der vorletzten Saison den Schalkern mit einem Heimsieg die Meisterschaft vermasselten und dann T-Shirts bedrucken ließen, wo genau das draufstand. Häme und Spott gehören zum Fußball wie Siege und Niederlagen. Das muss man nicht gut finden, als Fan aber muss man da durch. Oder man sattelt um auf Dressurreiten. Nach allem, was man hört, soll es da ganz gesittet zugehen.

Es könnte natürlich sein, dass die Stimmung in Dortmund deshalb so gereizt ist, weil die Mannschaft in dieser Saison nicht nur das Spiel gegen die geliebten Gelsenkirchener, sondern auch zwei weitere Partien verloren und nur einmal gewonnen haben. Nun steht der BVB auf Platz 15 der Tabelle, elf Plätze hinter Schalke und sogar zwei hinter dem VfL Bochum. Das schlägt aufs Gemüt.

Am nächsten Samstag spielen die Dortmunder bei der Borussia in Mönchengladbach. Die spielt derzeit auch nicht berauschend, steht aber in der Tabelle ebenfalls besser. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, die Dortmunder übten bis dahin, mit Anstand zu verlieren. Ein Anruf in der SPD-Parteizentrale genügt: Telefon 030 / 25991-0, einfach nach Herrn Steinmeier fragen. Oder, total verrückte Idee, sie gewinnen einfach mal wieder ein Spiel. Wie man das mit Anstand tut, davon haben sie in Dortmund ja eine klare Vorstellung.

Quelle: ntv.de

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