An der Seitenlinie Schalker, rettet das Eishockey!
04.05.2009, 11:36 UhrDie deutschen Eishockeyspieler verlieren bei der Weltmeisterschaft sogar gegen Österreich. Das ist bitter. Der Plan allerdings, die nächste WM in der Arena auf Schalke zu eröffnen, ist genial. Denn dort wissen sie, wie es ist, aus Mitleid ins Stadion zu gehen.

Schalke ist eine gute Wahl. Denn dort wissen sie, wie es ist, aus Mitleid ins Stadion zu gehen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das Problem ist die Sache mit der Arena auf Schalke. Dort, wo normalerweise der ortsansässige Fußball-Bundesligist seine Spiele austrägt, wollen die deutschen Eishockeyspieler im kommenden Jahr als Gastgeber die Weltmeisterschaft eröffnen. Vor mehr als 70.000 Zuschauern, so der Plan. Weltrekord! Nun stellt sich - vordergründig - die Frage: Wer will das sehen? Wer aber genauer hinsieht, weiß: Der Plan ist genial.
Im Eishockey ist nach der WM auch immer vor der WM, das Turnier findet, anders als zum Beispiel bei den Fußballern, in jedem Jahr statt. Und nun, wo die Deutschen in der Schweiz so schlecht sind, ist schon während der WM vor der WM. Weil alle sich fragen, was das bloß geben soll im kommenden Jahr. Dabei waren sie vor dieser WM noch ganz frohgemut, Trainer Uwe Krupp sprach vom Viertelfinale als Ziel und davon, dass er und seine Mannschaft Lust machen wollten auf das Turnier im kommenden Jahr. So gesehen war für die Deutschen schon vor der WM vor der WM, in doppelter Hinsicht.
Auf Augenhöhe mit Kegelbrüdern
Doch nach fünf Niederlagen in fünf Spielen sind selbst die größten Optimisten skeptisch. Jetzt haben die Deutschen in der Abstiegsrunde sogar gegen Österreich verloren, zu ersten Mal seit 75 Jahren. Das ist so, als ob die deutschen Fußballer, sagen wir, gegen Österreich verlieren würden. Nur dass die Österreicher im Fußball besser sind als im Eishockey. Das sagt alles.
Der bösen Auslandspresse ist das die ideale Vorlage zum Spott. "In der Wahrnehmung der Deutschen befinden sich Eishockey-Profis auf Augenhöhe mit Kegelbrüdern, Murmelspielern oder Sportschützen", schreibt die Schweizer Tageszeitung "Blick".
Schalke? Eine gute Wahl!
Die gute Nachricht ist, dass die Deutschen nicht absteigen können, da sie im nächsten Jahr die WM ausrichten. Als Gastgeber sind sie automatisch qualifiziert, komme was wolle. Und seien es Niederlagen gegen Frankreich und Dänemark. Oder gegen die Österreicher. Deren Siegtorschütze Thomas Koch erzielte gegen Deutschland seinen vierten Treffer. Er hat alleine genauso viele Tore erzielte wie die gesamte deutsche Mannschaft in fünf Partien. Das ist wiederum eine eher schlechte Nachricht.
Die noch schlechtere Nachricht aber ist, dass sie im nächsten Jahr wieder mitspielen müssen. Ob wohl 70.000 Menschen allein aus Mitleid ins Stadion kommen? Warum eigentlich nicht? Die Fußballfreunde in Gelsenkirchen tun seit Jahren genau das. So gesehen ist, was die Leidensfähigkeit der Zuschauer betrifft, Schalke eine gute Wahl. Das haben sie sich beim Deutschen Murmelspieler-, pardon, Eishockeybund gut ausgedacht. Geradezu genial.
Stefan Giannakoulis, Sportredakteur bei n-tv.de, schreibt immer zu Wochenbeginn das auf, was ihm im Sport ein wenig komisch vorkommt.
Quelle: ntv.de