Kolumnen

Der 10. Spieltag Treter gegen Getretene

Mit der Tabelle haben sie es in Bochum nicht so. Kein Wunder, denn sie zeigt oft für den VfL Unerfreuliches. Fünf Mal wies sie den Bochumern am Saisonende schon den Weg in die zweite Liga. Daher schätzt man in Bochum eher Indikatoren, die den ehrlich arbeitenden Fußballer auszeichnen. In der Foul-Statistik sind die Bochumer momentan Tabellenführer und auch bei gelben Karten sind sie der eifrigste Sammler. Mit ihrer zupackenden Art dürfen sie sich jetzt die Hoffenheimer vorknöpfen.

Der Liga-Neuling hat sich an den rauen Umgangston in der Liga bereits gewöhnt und tritt nach dem VfL am häufigsten zu, muss aber auch mächtig einstecken: Kein Team wurde ofter gefoult als die TSG. Und eigentlich wollen Hoffenheimer dem Gegner auch lieber durch Tore wehtun als durch Tritte. Da das bisher hervorragend funktioniert, kommen sie auch mit dem Blick auf die Tabelle besser klar, als die Bochumer Kollegen: Der Dorfklub reist nach dem berauschenden 3:0 gegen Hamburg als Tabellenführer zum VfL.

Trochowski im Aufwind

Mit der Favoritenrolle muss sich auch der Hamburger SV, der Demontage in Hoffenheim zum Trotz, immer öfter abfinden. Kontinuierlich haben sich die Hanseaten in den vergangenen Spielzeiten nach oben gekämpft und blasen in dieser Saison dank einer gewieften Transferpolitik endgültig zum Angriff auf die Meisterschale. Besonders gewinnbringend war der Austausch von Mohamed Zidan gegen Mladen Petric. Zwischen dem chronisch torungefährliche Ägypter und dem eiskalten Kroaten liegen fußballerische Welten. Drei Mal in sechs Spielen hat Petric schon Mannschaft und Fans mit Toren verzückt. Zidan gelang das in 21 Auftritten für den HSV nur zwei Mal.

Dahinter, im Mittelfeld, zeigt sich, dass der Verkauf von Regisseur Rafael van der Vaart nicht nur der Vereinskasse geholfen hat. Befreit vom großen Schatten des niederländischen Zampanos spielt Piotr Trochowski groß auf. Seit er das Hamburger Spiel in Eigenverantwortung leiten darf, hat er endlich das Selbstvertrauen, das er braucht, um seine hervorragenden Qualitäten auch abzurufen.

Charaktertest für Stuttgart

Das Duell in Hamburg wird für den VfB Stuttgart also zu einer echten Härteprobe. Ernsthafte Ambitionen, im Meisterkampf ein Wörtchen mitzureden, hat der Liga-Champions von 2007 allerdings nicht. Denn sieht man mal von Thomas Hitzlsperger und Mario Gomez ab, haben die Schwaben ein klares Qualitätsproblem. In Abwehr und Mittelfeld tummeln sich mit Magnin, Boulahrouz und Simak verbrauchte Leitwölfe, denen es an Übersicht und Ideen fehlt.

Und im Sturm fragt sich Cacau, wie er es eigentlich damals in der Meistersaison geschafft hat, so viele Tore zu schießen. Angeblich hat das auch die Einkaufsabteilung des VfB erkannt und die Fühler nach Gladbach ausgestreckt. Dort spielt Marko Marin. Der hat Übersicht, Ideen und schießt auch Tore. Leider gibt es ihn nur einmal.

Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.

Quelle: ntv.de

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