Kolumnen

Regelchaos in der Formel 1 Was soll der Quatsch?

Ein Kommentar von
Stefan Giannakoulis


Nur mal angenommen: Der VfL Wolfsburg schlägt am Samstag im Spitzenspiel der Bundesliga den FC Bayern München mit 3:0. Ganz Fußball-Deutschland staunt über die Mannschaft von Felix Magath und redet darüber, dass die Wolfsburger nun tatsächlich Deutscher Meister werden können.

Doch dann kommt am Mittwoch die Meldung: Das Spiel wird mit 2:0 für die Bayern gewertet. Die Stollen am rechten Schuh des zweifachen Torschützen Grafite waren drei Millimeter zu lang. Doch auch damit nicht genug. Die Wolfsburger legen nun ihrerseits Protest ein: Die Noppen an der Handschuhen des Münchner Torhüters Michael Rensing sollen regelwidrig saugstark sein. Gibt der Deutsche Fußball-Bund der Klage recht, droht den Bayern der Abstieg in die Zweite Liga – denn dann werden alle Spiele, in denen Rensing die verbotenen Handschuhe trug, für den jeweiligen Gegner der Bayern gewertet.

Sie haben Recht.

Völliger Blödsinn, sagen Sie? Sie haben Recht. Und dennoch erlebt die Formel 1 gerade genau dieses Szenario. Weltmeister Lewis Hamilton hat in der vergangene Woche beim Saisonauftakt in Melbourne in seinem McLaren-Mercedes den dritten Platz belegt. Dachten wir, dachten alle. Doch dann kam, vier Tage nach dem Rennen in Australien, die Meldung: Hamilton wird disqualifiziert.

Er soll, so heißt es, die Rennleitung angelogen haben. Es ging um ein Überholmanöver. Wahrscheinlich hat Hamilton sich tatsächlich nicht korrekt verhalten. Und wir wissen nicht, ob der Tisch, an dem die Funktionäre des Automobil-Weltverbandes Fia beschlossen haben, ihn zu disqualifizieren, wirklich grün ist. Wir wissen noch nicht einmal, ob sie überhaupt an einem Tisch saßen. Wir wissen aber, dass solche Entscheidungen denen, die Freude am Autorennen haben, diesen Spaß verderben.

Die Sache ist kompliziert

Es ist nicht das erste Mal, dass der Weltverband nachträglich Platzierungen korrigiert. Das hängt damit zusammen, dass in der Formel 1 nicht nur der Mensch, sondern auch und vor allem die Maschine über Sieg und Niederlage entscheidet. Das macht, zugegeben, die Sache kompliziert. Auch der beste Fahrer hat keine Chance, wenn sein Auto nicht gut genug ist. Deswegen versuchen die Teams alles, um ihre Boliden so schnell wie möglich zu machen. Sie testen die Grenzen des Erlaubten aus, um das Optimum herauszuholen.

Da wäre es ganz hilfreich, wenn es klare Regeln gäbe. Damit sind wir beim Streit um die Diffusoren der Rennwagen. Allein die Tatsache, dass sich der Zuschauer mit so etwas beschäftigen muss, um zu verstehen, was da vor sich geht, zeigt, dass die Formel 1 auf einem falschen Weg ist. Ein Diffusor sitzt, wir haben das extra nachgesehen, hinten unterm Heck und leitet den Luftstrom unter dem Auto so, dass es stärker auf die Piste gedrückt wird und schneller durch die Kurven fahren kann.

Das Ding mit dem Diffusor

Brawn, Toyota und Williams waren bei der Konstruktion dieses Bauteils besonders kreativ – und besser. Die Konkurrenz ärgert sich, wittert Regelwidrigkeit – und hat protestiert. Nun entscheidet der Weltverband aber erst am 14. April. Und erst dann steht fest, wer die ersten beiden Rennen wirklich gewonnen hat. Völliger Blödsinn, sagen Sie? Sie haben Recht.

Stefan Giannakoulis ist Sportredakteur bei n-tv.de.

Quelle: ntv.de

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