Kolumnen

Der 18. Spieltag Zurück aus dem Pool

Abu Dhabi, Bamberg, Kaiserslautern, Mainz – damit ist jetzt endlich Schluss! Nachdem das Ferienprogramm des FC Bayern München so anspruchsvoll war wie Wassergymnastik im beheizten Hotelpool, kommt es für den Meister zum Rückrundenauftakt sofort hart auf hart. Zur Eröffnung lädt gleich Konkurrent Hamburg zum Spitzenspiel, dann warten die aufstrebenden Dortmunder und der Überraschungs-Dritte Hertha BSC Berlin auf den Meister und Dorfclub-Jäger Nummer 1.

Angst und Bange ist trotzdem niemand in München, denn der äußerst gelungene Pokal-Abend gegen Stuttgart zeigte, dass der FC Bayern trotz Warmduscher-Ferienprogramms die starke Form aus dem Dezember erfolgreich ins neue Jahr gerettet hat. Sorgen machen muss sich daher eher der gejagte Dorfclub Hoffenheim. Dessen Projekt „Weiter machen wie bisher“ hat zwar mit dem lockeren Aufgalopp gegen die Abstiegskandidaten Cottbus und Gladbach gute Startbedingungen, wird aber immer noch vom gerissenen Kreuzband von Tormaschine Vedad Ibisevic überschattet. Das Loch im Hoffenheimer Sturm ist noch nicht gestopft, das kurzfristige Ausleihen des in Bremen unzufriedenen Boubacar Sanogo höchstens eine Notlösung. Denn Ibisevic hat in einer Hinrunde fast so viele Tore geschossen wie Sanogo in drei kompletten Bundesliga-Spielzeiten.



Auf der trostlosen Acht

Anders als in Hoffenheim lautet die Parole in Bremen: „Bloß nicht weiter machen wie bisher“. Die Narben einer völlig verkorksten Hinrunde lassen sich noch an der Tabelle ablesen, denn dort steht vor dem Begriff Werder Bremen eine trostlose Acht. Dieser Platz würde noch nicht einmal zur Teilnahmen am Uefa-Cup reichen, was Image- und Finanztechnisch für Werder ein Katastrophe wäre. Die Bremer haben nun eine Rückrunde Zeit diese Blamage zu verhindern und stehen gleich im Auftaktspiel gehörig unter Druck. Denn gegen die bisher äußerst harmlosen Bielefelder sollte man schon gewinnen, wenn man die von Thomas Schaaf in der Winterpause munter verbreitete Aufbruchsstimmung nicht mit einem Schlag zunichte machen und die Nerven erneut blank legen will.

Beim Tabellennachbarn Schalke ist das Nervenkostüm ähnlich angespannt. Die Schalker stehen zwar noch einen Platz besser da als die grün-weiße Konkurrenz, spielerisch waren die Vorstellungen in der Hinrunde aber gleichwertig schlecht. Nach dem Start in Hannover kommt es in einer Woche gegen Bremen gleich zum Duell der Abgerutschten, und von den ursprünglichen Saisonzielen haben sich beide Seiten dabei munter frei gemacht. Das Wort Meisterschaft hat man in Schalke und Bremen eh schon lange nicht mehr gehört, aber inzwischen wird auch der Begriff Champions League nicht nicht mal mehr geflüstert. Im Uefa-Cup hat man sich doch auch immer ganz wohl gefühlt, damals in den 90ern ...



Die ängstlichen Kollegen

Doch selbst dafür werden sowohl Schalker als auch Bremer eine gehörige Leistungssteigerung brauchen, denn das Ziel im zweitwichtigsten internationalen Vereinswettbewerb mitzuspielen und mitzuverdienen haben sich auch die soliden Teams aus Dortmund, Wolfsburg und Leverkusen auf die Vereinsfahnen geschrieben. Die Dortmunder überraschen seit Saisonbeginn mit der Abkehr vom Angsthasen-Fußball und der zaubernden Mittelfeld-Achse Blaszcykowski/Hajnal. Die polnisch-ungarische Koproduktion war bisher an 15 der 27 BVB-Tore direkt beteiligt. Im neuen Jahr ist der Zweitakt-Mittelfeld-Motor gleich voll gefordert, denn es geht zunächst gegen die direkte Konkurrenz aus Leverkusen und dann gegen Meister Bayern.

Dem dritten Ruhrgebietsclub, dem VfL Bochum, steht das Prädikat Angsthasen-Fußball weiterhin gut. Am meisten scheinen sich die Bochumer vor drei Punkten zu fürchten. Gott sei Dank wiederfuhr ihnen dieses Schicksal in der Hinrunde auch nur ein einziges Mal. Daher dürfen sich Bochumer nun in der Rückrunde mit den ängstlichen Kollegen aus Cottbus, Gladbach, Bielefeld und Karlsruhe um die letzten freien Plätze im Bundesliga-Boot streiten. Mit Letzteren sogar gleich an diesem Wochenende. Hoffnung macht eine neue Regel: Der 16. der ersten Liga darf am Ende noch gegen den Dritten der zweiten Liga in die Relegation. Für Angsthasen ist das aber nichts.

Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.

Quelle: ntv.de

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