Leichtathletik-WM

Umwerfend bärig Berlino gewinnt die Herzen

Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius purzelte im Berliner Olympiastadion zu Boden, mit Maskottchen Berlino im Arm und lachte. Sprinter Usain Bolt drückte den Bären auch an seine Brust, blieb bei der Ehrenrunde auf der blauen Bahn nach seinem Weltrekord über 100 Meter aber standhaft.

Applaus: Berlino, links, und Steffi Nerius.

Applaus: Berlino, links, und Steffi Nerius.

(Foto: REUTERS)

Die Bilder von der fröhlich tapsenden überlebensgroßen Figur bei der Leichtathletik- Weltmeisterschaft heizen die Stimmung im weiten Rund jeden Tag ein bisschen mehr an und begeistern auch Kamerateams aus der ganzen Welt. Eine Mini-Ausgabe des plüschigen Stimmungsmachers gehört jetzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie bekam ihren Berlino spät nachts im Club des deutschen Teams.

Das immer fröhliche Bärchen mit seinem Riesenkopf und den gewaltigen Quadratlatschen, in dessen Kostüm meist Studenten stecken, hat die Herzen der Athleten und der Fans im ganzen Land erobert. Sogar Berlins weltweit beliebter Eisbärstar Knut im Zoologischen Garten könnte über so viel Sympathie langsam richtig neidisch werden. "Berlino ist das süßeste und schönste Maskottchen seit Jahren", sagte die Silber-Siebenkämpferin Jennifer Oeser. Auch sie war im entscheidenden 800-Meter-Lauf der Länge nach hingefallen, rappelte sich aber wieder auf und holte sich die Medaille. Ähnlich emotional ging es zu, bevor Berlino mit seinem grünen Leibchen samt Aufschrift Berlin 2009 und seiner blauen Hose, von den Werbestrategen des Organisationskomitees überhaupt ins Leben gerufen wurde.

Zu dick, zu dünn, zu wenig fröhlich

Usain Bolt bleibt standhaft.

Usain Bolt bleibt standhaft.

(Foto: REUTERS)

Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sagte, Berlino hatte einen schweren Start: "In der Vorbereitung hieß es dauernd, der Bär ist zu dick, zu dünn, zu wenig fröhlich." Bei der Suche nach dem idealen Maskottchen sei auch ein abstraktes Tier in der Auswahl gewesen. Doch Berlino setzte sich durch. Persönlich sei er erst überzeugt gewesen, "als meine Tochter einem Probeexemplar Küsschen gab und sagte, der ist aber putzig". Das fand auch Steffi Nerius, die dem Studenten im Bärenkostüm nach dem gemeinsamen Sturz überhaupt nicht böse war. Auch sie bekam von Prokop am späten Dienstagabend nach ihrem Triumph einen Mini-Berlino.

Bärenchefin Miriam Plump vom Organisationskomitee lobt ihre großen Berlinos, die - ganz anonym - bei mehr als 30 Grad überall in der Stadt herumlaufen und "ihren harten Job mit unglaublich viel Spaß schaffen". Nach etwas müdem Start - in den Souvenirkiosken lag Berlino wie Blei herum - ist nun alles bestens. Die Initialzündung für die Sympathiewelle sei wohl die Umarmung mit dem Jamaika- Superstar Bolt gewesen.

Auch am Brandenburger Tor wollen die Touristen seitdem fast ohne Pause mit Berlino fotografiert werden. Die Studenten, die am Berliner Wahrzeichen als verkleidete DDR-Grenzer oder in amerikanischen und russischen Uniformen für Touristenfotos posieren, schauen schon misstrauisch und etwas knurrig auf die neue Bären-Konkurrenz. Zumal Berlino keinen Euro nimmt. Er freut sich aber bärig, wenn er von Kindern gestreichelt wird.

Quelle: ntv.de, Hans-Rüdiger Bein, dpa

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