Jubiläum, Stadion, neue StädteOktagon-Boss hat große Ziele - und kassierte eine schmerzhafte Backpfeife

Seit einigen Jahren boomt MMA als Sport in Deutschland. Veranstalter Oktagon verkauft regelmäßig die größten Hallen Deutschlands aus. Im kommenden Jahr soll es noch eine Nummer größer werden.
Oktagon hat sich in den letzten zwei Jahren zum Marktführer in Deutschland und zu einer der größten MMA-Organisationen Europas entwickelt. Im Jahr 2026 feiert der in Tschechien gegründete Veranstalter sein zehnjähriges Jubiläum und hat Großes vor, wie Gründer Ondrej Novotny im Interview mit ntv/RTL sagt.
Auf persönliche Highlights will sich der 48-Jährige zunächst nicht festlegen. Novotny formuliert es diplomatisch: "Jedes Event war ein Highlight für mich. Alle drei Wochen haben wir eine ausverkaufte Arena. Ich nenne es 'Zirkus Oktagon', weil wir von Stadt zu Stadt ziehen." Es sei für ihn aber immer noch unglaublich, dass sie so erfolgreich in Deutschland seien. "Ich freue mich für die Kämpfer, die jahrelang ohne diese Anerkennung gelebt haben."
Einige sportliche Ereignisse bleiben Novotny aber doch im Gedächtnis. "Dortmund", sagt der tschechische Hühne. "Da hat unserer erster Celebrity-Fight stattgefunden und auch der Hauptkampf mit Max Holzer gegen Deniz Ilbay war verrückt - auch mit der Keilerei danach." Ab hier zählt Novotny weiter auf: Hamburg und die Niederlage von Christian Eckerlin gegen Robert Pukac. Die Geschichte von Alina Dalaslan - von der Security-Kraft zur MMA-Kämpferin oder der kometenhafte Aufstieg von "Neandertaler" Frederic Vosgröne. "Ich könnte Stunden über meine Highlights reden, aber es endet immer mit der Zufriedenheit der Kämpfer und Fans, die zu den Events kommen."
In 2026 will Oktagon noch präsenter werden in Europa. 16 Events waren es in diesem Jahr, in den nächsten 12 Monaten wird der Veranstalter nach ntv-Informationen 18 Events auf die Beine stellen, 9 davon in Deutschland. Ein Großteil wurde schon angekündigt, darunter auch das erste Oktagon-Event in Polen. Den Markt im tschechischen Nachbarland bestimmt eigentlich Veranstalter KSW. "Polen ist ein harter Markt, weil es dort viele Organisationen gibt, aber auch viele Kämpfer", sagte Novotny. "Wir glauben, dass wir etwas anderes bringen als die anderen. Dass unser Produkt Oktagon einfach anders Spaß macht." Mit Michal Materla hat Oktagon bereits einen der größten polnischen Stars unter Vertrag genommen, der im April in Stettin - seiner Heimatstadt - eine ausverkaufte Arena garantieren soll.
"Ohrfeige" von den Briten
Gelernt hat Oktagon in jedem Fall von der Expansion ins Vereinigte Königreich. Novotny bezeichnet die Erfahrung in England mit halbvollen Hallen als "große Backpfeife" für sein Unternehmen. "Wir haben viel gelernt, auch wenn es eine teure Schule war", so der Oktagon-Boss, der das Unternehmen zusammen mit Pavol Neruda auf die Beine gestellt hat. Die Leute in Großbritannien seien nicht bereit gewesen, die Ticketpreise zu zahlen, die nötig wären, um eine Show in dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen. "Durch die englische Muttersprache bekommen die Briten auch viele Shows aus den USA mit. Du musst wirklich etwas Besonderes sein oder einen sehr großen Star haben, um dort erfolgreich zu sein." Erkennen kann man das an der populärsten Organisation Englands. Cage Warriors hat dort bereits rund 200 Veranstaltungen gemacht, aber noch nie eine Arena mit 10.000 Zuschauer ausverkauft. Dabei liegen die Ticketpreise zwischen 30 und 40 Euro.
Neben Polen gibt es auch in Deutschland eine Premiere. Erstmals kommt Oktagon nach Berlin. "Jeder hat uns im Vorfeld gesagt, dass es schwer wird. Aber wenn mir jemand sagt, das geht nicht, dann sage ich mir: Wir sollten es tun." Die Hauptstadt ist tatsächlich kein einfaches Pflaster. Trotz der 3,7 Millionen Einwohner gibt es an einem Wochenende zahlreiche Alternativen: Spitzensport in allen Bereichen und kulturell ein überbordendes Angebot. Dazu läuft in diesem Monat auch die Fußball-WM in den USA, Kanada und Mexiko.
Im Herbst kehrt Oktagon nach Frankfurt zurück. Das Waldstadion wird erneut zum Veranstaltungsort für rund 58.000 Zuschauer. Das Event 2024 an gleicher Austragungsstätte sorgte für einen MMA-Zuschauerrekord und sicherte der Organisation einen langfristigen Deal mit RTL. Um Rekorde solle es knapp zwei Jahre später aber nicht gehen, wie Novotny betont. "Der Rekord ist mir egal. 1000 Zuschauer mehr oder 1000 weniger - das spielt keine Rolle. Es geht um die Stadionatmosphäre und das Gefühl, bei einer verrückten Show dabei zu sein." Wer das Event von zu Hause verfolgt, der solle sich dabei sagen: "Verdammt, da hätte ich dabei sein können", so der 48-Jährige. "Oktagon sollte ein Event sein, auf das du mit deiner ganzen Familie gehen kannst und Spaß hast."
Und daran anknüpfend hat er sich und seiner Organisation noch eine Aufgabe gestellt: "Mein größter Wunsch wäre es, wenn mehr junge Leute zum MMA-Events kommen könnten. In Tschechien können auch Kinder kommen, die verstehen, dass es ein Sport ist und zu den Kämpfern aufblicken. Das würde ich mir für Deutschland bei 15- bis 16-Jährigen auch wünschen, aber wir haben da in Deutschland noch viel zu tun." Das Problem: In Deutschland gilt für MMA-Events eine Altersbeschränkung, der Zutritt ist erst ab 18 Jahren erlaubt.