Shorttrackerin, 15 Jahre jung - und verdammt cool Anna Seidel feiert ihr Olympia-Märchen

"Es war schon eine große Sache, in der ersten Runde weiterzukommen": Anna Seidel.

"Es war schon eine große Sache, in der ersten Runde weiterzukommen": Anna Seidel.

(Foto: dpa)

Die erst 15 Jahre alte Shorttrackerin Anna Seidel überrascht bei den Olympischen Spielen in Sotschi mit dem Halbfinaleinzug über 1500 Meter. Dabei zeigt sie sich erfrischend offen, selbstbewusst und nervenstark. Auch danach bleibt die junge Frau erstaunlich cool.

Zhou Yang und Victor An siegen

Die chinesische Shorttrackerin Zhou Yang hat ihren Olympiasieg von Vancouver über 1500 Meter wiederholt. Sie setzte sich im Finale vor der Südkoreanerin Sim Suk-Hee und der Italienerin Arianna Fontana durch. Europameisterin Jorien ter Mors aus den Niederlanden wurde Vierte. Bei den Männern hat über die 1000 Meter der Russe Victor An Gold geholt. Er siegte vor seinem Teamgefährten Wladimir Grigorijew und dem Niederländer Sjinkie Knegt.

Nach ihrem märchenhaften Olympia-Einstand wartete auf Anna Seidel gleich die nächste aufregende Premiere. Für ein japanisches TV-Team gab die erst 15 Jahre alte Shorttrackerin ihr erstes Interview auf englisch - und bestand auch diese Prüfung mit Bravour. "Es war ein bisschen komisch, weil man umdenken muss, aber es war trotzdem cool", sagt Seidel.

Erfrischend offen, selbstbewusst und nervenstark: der Teenager aus Dresden hat mit dem Halbfinaleinzug über 1500 Meter bei den Winterspielen alle Erwartungen übertroffen und einen glänzenden Eindruck hinterlassen. "Ich bin total zufrieden. Es war schon eine große Sache, in der ersten Runde weiterzukommen", sagte Seidel mit einem entzückenden Zahnspangenlächeln. Die mit 43 Kilogramm leichteste Teilnehmerin in Sotschi hielt sich vor den Augen ihrer am Vorabend angereisten Familie im Halbfinale die meiste Zeit am Schluss des sechsköpfigen Starterfeldes auf.

"Den Rekord habe ich gar nicht mitbekommen"

Gegen Ende des Rennens machte sie zunächst einen Platz gut, musste sich letztlich in deutscher Rekordzeit von 2:20,405 Minuten aber mit dem letzten Rang zufrieden geben. "Den Rekord habe ich gar nicht mitbekommen. Das ist total cool", sagte Seidel. Die Gymnasiastin, die sich ein Zimmer mit den Eisschnellläuferinnen Gabriele Hirschbichler und Bente Kraus teilt, zeigte sich von den Erlebnissen überwältigt: "Es ist so aufregend hier, man kommt gar nicht zur Ruhe, alles ist schön. Das ist ein großer Unterschied zu den Weltcups."

Schon im Vorlauf hatte Seidel ein unaufgeregtes Rennen gezeigt und sich in 2:25,700 Minuten als Dritte für die nächste Runde qualifiziert. Seidel ließ sich auch von einem frühen Ausrutscher nicht beirren, in der letzten Runde schlug sie taktisch klug Kapital aus einem Sturz der Französin Veronique Pierron. "Ich war so überfordert, dass es so gut läuft, dass ich gar nicht richtig wusste, was ich machen soll. Daraus lerne ich jetzt auch und hoffe, dass ich es bei den nächsten Spielen besser mache." Seidel hatte sich sehr überraschend für die Wettkämpfe am Schwarzen Meer qualifiziert, eine Ergebnisvorgabe gab es für sie nicht. "Es war ihr persönliches Ziel, ins Halbfinale zu kommen - und das hat sie mit einem sehr guten Lauf geschafft", sagte Bundestrainer Miroslaw Bojadschiew.

Für die deutsche Shorttrack-Hoffnung Seidel steht unmittelbar nach Sotschi bei der Junioren-WM im türkischen Erzurum gleich der nächste Wettkampf auf dem Programm, eine Woche später startet sie bei den Weltmeisterschaften in Montréal. Ihre Lehrer drücken derweil ein Auge zu. "Die Lehrerin hat gesagt, wenn ich Zeit habe, soll ich was machen, aber wenn nicht, ist es auch nicht schlimm", sagte Seidel.

Quelle: ntv.de, Emanuel Reinke, Thomas Wolfer, sid

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