Trotzdem ist die Chance aufs Halbfinale dahin Deutsche Curler nach erstem Sieg obenauf
15.02.2014, 13:17 Uhr
Geht doch: John Jahr und seine Mitstreiter in Sotschi.
(Foto: dpa)
Das Loser-Schild ist weg von der Stirn. Die deutschen Curler fahren bei den Olympischen Spielen in Sotschi im sechsten Anlauf endlich ihren ersten Sieg ein. "Da sind 20.000 Steine Last von mir gefallen." Nun könnte das Publikum ein Problem werden.
Der ohrenbetäubende Lärm der russischen Fans nach dem 7:6 gegen den Erzrivalen USA war gerade erst verstummt, da erfüllte ein einzelner Urschrei der Erleichterung erneut das Ice-Cube-Curling-Center von Sotschi. Skip John Jahr hielt den Besen triumphierend in die Höhe und schlitterte überglücklich seinen Kollegen auf der Eisbahn entgegen. Im sechsten Anlauf hatte das deutsche Team bei den Olympischen Spielen endlich den ersten Sieg geholt.
"Wir waren wirklich wütend vor dem Spiel. Unsere Leistung zuvor gegen die USA war schlecht. Wir wollten es unbedingt besser machen", sagte Jahr nach dem 8:7 gegen die Schweiz. Wenige Stunden zuvor hatte sein Team gegen die Amerikaner beim 5:8 auf der ganzen Linie enttäuscht. Die Spieler waren verunsichert. "Der Druck war enorm. Wir wollten auf keinen Fall ohne Sieg und mit der Roten Laterne nach Hause fahren müssen", sagte Christopher Bartsch: "Da sind 20.000 Steine Last von mir gefallen."
In der Tat drohte dem deutschen Team eine historische Pleite. Erst einmal in der Geschichte des olympischen Curlings war eine Nation in zehn Spielen ohne Sieg geblieben. 2006 in Turin musste Neuseeland mit Skip Sean Becker das olympische Eis ohne Punkt verlassen. Nach fünf Niederlagen in Folge schwebte der Negativ-Rekord schon wie ein Damoklesschwert über den Hamburgern. "Umso schöner ist es, wenn man sich jetzt als Sieger fühlen kann", sagte Felix Schulze.
"Nicht normal, dass das Publikum hier so ausflippt"
So richtig erklären konnte sich das deutsche Lager die Niederlagenserie zuvor nicht. Die Auftritte in den ersten beiden Spielen gegen die favorisierten Kanadier und Großbritannien waren überaus ordentlich. Dann folgten bittere Enttäuschungen gegen Norwegen (5:9), China (7:11) und die USA (5:8). "Diese Spiele liefen einfach nur schlecht", so Schulze.
In der Partie gegen die Schweiz machte die deutsche Mannschaft einiges besser. "Sie haben sich auf die Basics konzentriert. Sie haben einfach gespielt, viel richtig gemacht und damit den Gegner unter Druck gesetzt", sagte Sportdirektor Rainer Nittel. Gegen die Eidgenossen, immerhin Europameister, blieben die Nordlichter endlich auch in der Schlussphase nervenstark und sorgten mit einem 2:0 im vorletzten End für die Vorentscheidung.
Am Ende lagen sich die deutschen Curler in den Armen - ihre letzte Minichance auf das Halbfinale verspielten sie am Samstag aber durch ein 4:8 gegen Schweden. Die beiden Spiele gegen Dänemark am Sonntag und Gastgeber Russland am Montag besitzen damit nur noch statistischen Wert. Gegen den Gastgeber dürfte das Quartett des Deutschen Curling Verbandes (DCV) immerhin erstmals voll im Mittelpunkt des Ice-Cube-Curling-Centers stehen. Jahr schwarnt nichts Gutes: "Es ist nicht normal, dass das Publikum hier so ausflippt. Sie schreien jedem Stein nach, egal ob von den Russen oder vom Gegner."
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid