Eisschnelllauf: Sieg ohne Friesinger Deutsches Trio stürmt zu Gold
28.02.2010, 00:49 UhrDie deutschen Eisschnellläuferinnen haben bei den Olympischen Winterspielen Gold in der Teamverfolgung gewonnen. Katrin Mattscherodt, Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert setzen sich im Finale gegen Japan durch.
Slapstick-Einlagen und Bauchklatscher im Halbfinale, dann überschwänglicher Gold-Jubel: Trotz eines kuriosen Stolperlaufes von Anni Friesinger-Postma ist der Deutschland- Express bei den Winterspielen zu Olympia-Gold in der Team-Verfolgung gerauscht. Im letzten Eisschnelllauf-Finale im Olympic Oval siegten die deutschen Damen nach einer furiosen Schlussrunde mit zwei Hundertstelsekunde Vorsprung gegen Japan. Dabei schien im Halbfinale gegen die USA schon alles verloren.
Dort war Friesinger 300 Meter vor dem Ziel nach Berührung eines Begrenzungs-Klötzchens gestrauchelt, fand nie wieder ihren Rhythmus, brüllte ihren Gefährtinnen hinterher und rutschte nach einem Sturz 20 Meter vor dem Ziel auf dem Bauch durch die Zeitmessung. Wütend trommelte sie danach mit den Fäusten auf das Eis und fluchte - ehe sie die "1" auf der Anzeigetafel entdeckte und doch noch strahlte.
Friesinger im Finale nicht dabei
Dabei profitierten die Deutschen von einer Schwäche der Amerikanerinnen auf den letzten 100 Metern: Ganze 0,23 Sekunden trennten schließlich im Ziel beide Teams. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Dieses Rennen wird in die Geschichte eingehen", meinte DESG- Präsident Gerd Heinze. "Sie hat mir nur gesagt, sie war 'ganz leer', berichtete Friesingers Heimcoach Gianni Romme im TV-Interview. "Wie sie gefinisht hat, war unglaublich. Aber es war natürlich totale Panik. Das Schlimmste, was in der Verfolgung passieren kann, ist wenn man abfällt", erklärte der Niederländer hinzu.
Nach diesem Lauf zogen die Verantwortlichen die Konsequenzen und ersetzten die völlig entkräftete 16-malige Weltmeisterin aus Inzell durch die Berlinerin Katrin Mattscherodt, die im Finale an der Seite der beiden Erfurterinnen Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert lief. In dieser zuvor in zahlreichen Weltcups bewährten Formation eilten die Deustchen jedoch lange hinterher.
Beckert der deutsche Eisschnelllauf-Star
Am Ende bewährte sich jedoch die von den Trainern vorgegebene Team-Taktik, in den beiden Schlussrunden auf die Führungsarbeit von Langstrecken-Spezialistin Beckert zu setzen. Mit dem Olympiasieg avancierte die Thüringerin nach zuvor zweimal Silber auf den Langstrecken zum deutschen Eisschnelllauf-Star von Richmond.
Vor den Rennen hatte es noch einen tagelangen Streit um den Einsatz von Friesinger-Postma gegeben, die erst in letzter Sekunde von Bundestrainer Markus Eicher für die ersten beiden Runden nominiert worden war, nachdem Mattscherodt im 5000-Meter-Rennen enttäuscht hatte. Nach dem Rennen gegen die Niederlande hatte Eicher erstmals eingeräumt, wie sauer sein früherer Schützling über die ursprünglich geplante "Degradierung" war. "Anni war total angefressen. Aber wenn sie ein bissel wütend ist, ist sie am besten", kommentierte der Bundestrainer.
Quelle: ntv.de, dpa/sid