Wachablösung in vollem Gange Lochte kratzt an Phelps' Thron

"Es ist richtig frustrierend, so in die Wettbewerbe zu starten": Michael Phelps.

"Es ist richtig frustrierend, so in die Wettbewerbe zu starten": Michael Phelps.

(Foto: REUTERS)

Während sich der us-amerikanische Schwimmer Ryan Lochte mit dem Triumph über Michael Phelps für sein hartes Training belohnt, erlebt sein Landsmann und Rekord-Olympiasieger zum Auftakt der Spiele eine demoralisierende Niederlage. Die könnte richtungsweisend sein.

Michael Phelps saß längst gedemütigt in den Katakomben des Aquatics Centre, als Ryan Lochte unter den Augen von First Lady Michelle Obama seinen furiosen Olympia-Auftakt feierte. Den Siegersong "Born in the USA" hörte der Rekord-Olympiachampion schon nicht mehr. Nach einer der bittersten Niederlagen seiner Karriere muss Phelps klar gewesen sein: Ryan Lochte kratzt mehr denn je am Thron, die Wachablösung im Weltschwimmen ist in vollem Gange.

"Ich habe mir im Training vier Jahre lang den Hintern aufgerissen": Ryan Lochte.

"Ich habe mir im Training vier Jahre lang den Hintern aufgerissen": Ryan Lochte.

(Foto: REUTERS)

"Es ist richtig frustrierend, so in die Wettbewerbe zu starten", sagte der chancenlose Phelps, der erstmals seit 2004 wieder ein olympisches Finale verloren hatte und gar nur auf Platz vier gelandet war. Entkräftet, enttäuscht, entthront kämpfte, ja quälte er sich aus dem Becken, zeigte aber Größe: "Gratulation an Ryan. Wenigstens ist der Titel in dem Land geblieben, in das er gehört." Zweimal in Folge hatte Phelps bei Olympia das lange Lagenrennen gewonnen. Die Chance, als erster Schwimmer den goldenen Hattrick zu schaffen, vergab er deutlich. "Ich habe mir im Training vier Jahre lang den Hintern aufgerissen. Und ich habe vorher gesagt, dass das mein Jahr ist", sagte Lochte: "Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Spiele zu beginnen. Und ich bin bereit, sie richtig zu rocken." Über Monate war das Duell der beiden Amerikaner in der weltweiten Sportpresse zum Kampf der Giganten hochstilisiert worden - im Becken war die Entscheidung über 400 m Lagen schnell gefallen. Vom Start weg lag der 27-jährige Lochte an der Spitze. In 4:05,18 Minuten, der zweitbesten jemals geschwommenen Zeit, sicherte er sich seine vierte olympische Goldmedaille.

Letzte Wettbewerbe einer einzigartigen Karriere

Hinter die Form des 14-maligen Olympiasiegers Phelps muss man nach den ersten Eindrücken aus London ein großes Fragezeichen setzen. Für die letzten Wettbewerbe seiner einzigartigen Karriere hatte er sich noch einmal gequält. Doch die lange Auszeit nach seinem achtfachen Goldtriumph von Peking, begründet mit Motivationsproblemen, hat er offenbar nicht kompensieren können. Dass Lochte der Wachablösung stetig näher kommt, war schon im Vorjahr bei der WM in Shanghai auffällig, als er mit fünf Goldmedaillen eine mehr als Phelps gewann und seinen Teamkollegen in beiden direkten Duellen schlug.

"Wir pflegen eine der besten Rivalitäten im Schwimmsport. Für mich ist er einer der Größten und wird es auch bleiben, egal, was passiert", sagte Lochte. Er denkt im Gegensatz zu Phelps noch nicht ans Karriereende: "Ich werde zwar 28, aber ich bin jetzt explodiert und sehe noch kein baldiges Ende." Über 200 Meter Freistil schwamm er am Sonntagmorgen als Weltmeister soverän mit der zweitbesten Zeit ins Halbfinale. Am Mittwoch trifft Lochte erneut auf Phelps. "Michael ist auf den kürzeren Strecken etwas besser", sagt Lochte vor dem Rennen über 200 Meter Lagen. Tatsächlich gewann Phelps diese Strecke bei den US Trials Ende Juni. Im letztjährigen WM-Rennen hatte aber Lochte die Oberhand behalten, in Weltrekordzeit. Die Wachablösung hatte damals begonnen.

Quelle: ntv.de, Tobias Küpper, sid

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