Zusammenbruch nach Silber Malaika Mihambos Traum vom Gold-Double platzt dramatisch

Mihambo musste das Stadion geschwächt im Rollstuhl verlassen.

Mihambo musste das Stadion geschwächt im Rollstuhl verlassen.

(Foto: REUTERS)

Malaika Mihambo gewinnt Silber bei den Olympischen Spielen. Die Weitspringerin kann ihren Titel von Tokio 2021 nicht verteidigen - es reicht für die deutsche Überfliegerin aber wieder einmal zu einer Medaille. Doch der Wettkampf endet dramatisch.

Weitspringerin Malaika Mihambo hat bei den Olympischen Spielen in Paris die Silbermedaille gewonnen. Drei Jahre nach Gold in Tokio landete die 30-Jährige mit 6,98 Metern zwölf Zentimeter hinter Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall. Mit einem weiteren Erfolg hätte Mihambo als erste Weitspringerin der Olympia-Geschichte zweimal nacheinander Gold geholt. Die Athletin der LG Kurpfalz ist außerdem je zweimal Weltmeisterin und Europameisterin.

Ganz oben auf dem Treppchen steht diesmal die Amerikanerin Davis-Woodhall. Die WM-Zweite gewann mit 7,10 Metern. 2021 in Tokio war die 25-Jährige noch Sechste gewesen. Bronze bejubelte ihre US-Teamkollegin Jasmine Moore mit 6,96 Metern.

Mihambo hatte alles gegeben. Nach dem Wettkampf war sie völlig erschöpft, rang offensichtlich nach Luft und saß völlig aufgelöst in einer Ecke des Stadions. Auch ihr Trainer Ulli Knapp konnte sie nicht beruhigen, die Weltklasse-Athletin war in Tränen aufgelöst. Sie brauchte schließlich sogar medizinische Hilfe und musste im Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden. "Malaika hat Silber gewonnen und nicht Gold verloren", lautete die Einschätzung von Trainer Ulli Knapp über seine kampfstarke Athletin.

"Das ist schlimm zu sehen"

Eine Corona-Infektion hatte die dreimalige Sportlerin des Jahres im Vorfeld ausgebremst. "Das war jetzt wirklich nicht optimal", sagte sie nach der Qualifikation über die von der EM mitgebrachte Erkrankung. Sie habe "nicht so gut regenerieren" können, "das Training war anstrengend", sie musste "weniger" machen als geplant. Vor dem Finale war deshalb gar nicht klar, ob Mihambo sechs Sprünge in den Beinen hatte. Und so fehlten ihr am Ende vielleicht auch ein bisschen die Kräfte für den erneuten ganz großen Triumph. Beim letzten Versuch lief sie durch.

"Das ist schlimm zu sehen. Das überfordert ihren Körper. Der Geist ist immer frisch, aber der Körper kriegt es nicht auf die Reihe", sagte TV-Experte Frank Busemann in der ARD. "Das sind alles Vollblutprofis. Die müsste man mit dem Kopf unter dem Arm raustragen. Die wollen leisten", fügte der einstige Olympia-Zweite im Zehnkampf dazu.

Immerhin etwas Entwarnung gab es vom DLV: Mihambo gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagte Peter Schmitt, Mediendirektor des Verbands. "Malaika wird momentan versorgt, man braucht sich keine Gedanken machen." Mihambo habe eine "Art Hustenanfall" bekommen und deswegen "keine Luft bekommen".

Zwei Stunden später konnte die Weitspringerin dann auch selbst reden: "Es ist einfach die letzten Wochen schwergefallen. Ich hatte einfach starke Probleme mit den Lungen." Sie berichtete von Hustenanfällen, die sie nachts nur schwer schlafen ließen. "Von daher bin ich unheimlich stolz auf meine Leistung. Das muss erstmal jemand schaffen, so gehandicapt an den Start zu gehen und da noch eine Silbermedaille rauszuholen."

Wieder mit ungültigen Versuchen eingestiegen

Ihren EM-Titel vor zwei Monaten in Rom hatte sich Mihambo mit der Jahresweltbestleistung von 7,22 Metern gesichert, damit brachte sie sich auch in die Favoritenrolle für Olympia. Nach der Corona-Infektion kam sie trotzdem rechtzeitig wieder in Form. Die Qualifikation im Stade de France meisterte Mihambo nach zwei ungültigen Versuchen erst im letzten Sprung mit 6,86 Meter.

Im Finale vor 70.000 Zuschauern, unter ihnen Rapper Snoop Dogg und Turn-Star Simone Biles, startete Mihambo verhalten. Auf der Tribüne nahe der Weitsprung-Anlage sah auch Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause zwei gültige Versuche auf 6,77 Meter und 6,81 Meter, die Konkurrenz startete allerdings stärker.

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Mihambo hatte ihren Anlauf extra rund einen Meter nach hinten verlegt, um das Brett besser zu treffen, als in der Qualifikation. Dort war sie im entscheidenden Moment 6,86 Meter gesprungen - und hatte noch 30 Zentimeter verschenkt.

Davis-Woodhall segelte im zweiten Durchgang als erste über die Sieben-Meter-Marke und landete bei 7,05 Metern. Mihambo kam danach mit 6,95 Metern näher heran, der nächste Versuch war ungültig. Spitzenreiterin Davis-Woodhall verbesserte sich noch einmal um fünf Zentimeter, Mihambo tastete sich an die sieben Meter heran und sicherte damit immerhin ihre zweite Olympia-Medaille.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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