Silbernes Olympiadebüt im Canadier Tasiadis "platzt fast vor Glück"
31.07.2012, 18:19 Uhr
Sideris Tasiadis paddelte im Einer-Canadier zu Olympia-Silber.
(Foto: AP)
Slalomkanute Sideris Tasiadis fährt bei seinen ersten Olympischen Spielen gleich aufs Treppchen. Im Canadier-Wettbewerb muss der Europameister in London nur dem Franzosen Tony Estanguet den Vortritt lassen. Der gewinnt bereits sein drittes Olympia-Gold.

Auf dem Podium rahmten den 21-jährigen Tasiadis der nun dreimalige Olympiasieger Tony Estanguet (M.) und der zweifache Champion Michal Martikan (r.) ein.
(Foto: REUTERS)
Sideris Tasiadis war wie in Trance. Längst war er wieder an Land gegangen, hatte Silber für den wilden Ritt durch den tosenden Kanal von Lee Valley um seinen Hals gehängt bekommen. Doch noch immer fand er kaum Worte, die seinen großen Tag hätten beschreiben können. "Geil. Unfassbar", stieß er hervor, "ich platze fast vor Glück." So weit kam es nicht, aber Tasiadis sah aus, als könne er die ganze Welt umarmen.
Viel hätte nicht gefehlt, und der Canadier-Pilot aus Augsburg wäre bei seinem Olympia-Debüt mit Gold nach Hause gegangen - wie Kajak-Fahrer Alexander Grimm vor vier Jahren in Peking. Tasiadis benötigte 98,09 Sekunden für seine Fahrt im White Water Centre, zum Sieg fehlten nur 1,03 Sekunden. Chef-Bundestrainer Michael Trummer war aber auch so begeistert: "Das ist kein verlorenes Gold. Eine Medaille in diesem Feld ist überragend."
Prominentes Podium
Olympiasieger wurde erneut der Franzose Tony Estanguet (97,06 Sekunden) - zum dritten Mal nach 2000 und 2004. Bronze ging an den Slowaken Michal Martikan (98,31), Gold-Gewinner 1996 und 2008. Und mittendrin ein "Grieche", der schon immer für Deutschland starten wollte. "Zwischen diesen beiden Leuten zu stehen, ist crazy", sagte Tasiadis mit großen Augen nach der Siegerehrung. "Das waren immer meine Vorbilder, das sind meine Vorbilder. Ich habe sie mir immer angeschaut und versucht, sie in der Fahrweise nachzuahmen."
Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), betonte: "Sid hat einen Großteil der Weltelite düpiert. Derart abgezockt mit 21 Jahren, Hut ab." Tatsächlich hatte Tasiadis vor den Augen seiner griechischen Eltern und seiner Freundin Claudia die Konkurrenz im Halbfinale am Mittag zum ersten Mal schockiert. Mit famosen 98,94 Sekunden war der Europameister sogar die beste Zeit aller zwölf Teilnehmer gefahren. "Das war ein richtig guter Lauf", sagte Trummer zwischen den Läufen: "Eine echte Kampfansage an die Konkurrenz." Die Zeiten aus dem Halbfinale wurden freilich nicht mit in den Endlauf genommen.
Ganz cool noch einen rausgehauen
Der nach eigenem Bekunden nervöse Tasiadis blieb aber cool, als es drauf ankam. In der Pause analysierte er noch mal den Kurs, dann startete er zum finalen Ritt. "Dass er im zweiten Lauf noch mal so einen rausgehauen hat, ist die Krönung", sagte Trummer. Mit elfeinhalb Jahren war Tasiadis zum Kanu-Slalom gekommen. Ein Mann namens Klaus Gebhardt, Lehrer an der Volksschule St. Anna in Augsburg, hatte ihn zum Eiskanal in Augsburg gelenkt. "Dann habe ich die Jungs im Fernsehen gesehen", berichtete Tasiadis - und aus dem Wasser ist er seitdem kaum noch herausgekommen. Europameister ist er schon, er gilt als grandioses Talent, dem laut Aussagen der Trainer die Zukunft gehören kann.
Nachdem am Montag der Canadier-Zweier mit David Schröder und Frank Henze bereits im Vorlauf gescheitert war, hatte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) vor dem Lauf von Tasiadis schon ein wenig unter Druck gestanden - Präsident Konietzko hatte zwei Medaillen in den vier olympischen Disziplinen ausgegeben. Die Kajak-Einer-Piloten Hannes Aigner und Jasmin Schornberg haben weitere Medaillenchancen. Aigner geht als Quali-Bester in die Finalläufe am Mittwoch (ab 13.30/14.30). Europameisterin Schornberg greift als Achte des Vorlaufs am Donnerstag nach einer Medaille.
Quelle: ntv.de, sid