Olympia

"Trio der Pummelchen", "Angsthase"Olympia-Kommentare sorgen für Eklat

09.08.2016, 17:39 Uhr
imageVon Judith Günther
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Guendalina Sartori (l.), Lucilla Boari (m.) und Claudia Mandia (r.) dürften den dritten Olympischen Wettkampftag in keiner guten Erinnerung behalten. (Foto: AP)

Niederlagen gehören zum Sport, keine Frage - hämische Kommentare der Journalisten allerdings nicht. Schlagzeilen wie "Trio der Pummelchen" oder die Bescheinigung eines "braunen Strichs" in der Hose sind einfach nur respektlos.

"Trio der Pummelchen": So tituliert eine italienische Zeitung die drei Bogenschützinnen Guendalina Sartori, Lucilla Boari und Claudia Mandia, die bei den Spielen in Rio de Janeiro nur knapp die Bronzemedaille für ihr Land verpasst haben. Dass "Quotidiano Sportivo" ("QS") sich damit im Ton wie in der Sache vergriffen hat, dürfte inzwischen sogar dem Verfasser klargeworden sein.

Abgesehen davon, dass das Gewicht der Leistungssportlerinnen relativ wenig mit dem sportlichen Abschneiden zu tun haben dürfte, fällt eine solche Formulierung wohl kaum in die Kategorie "seriöse Berichtserstattung". Den Satz "Die drei Dickerchen haben in ihrem Olympischen Wettbewerb Bronze knapp verpasst", dürfte Guiseppe Tassi, jetzt ehemaliger Chefredakteur der "QS", also bitter bereuen: Er ist mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben.

Demütigung statt Unterstützung

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"Die Wortwahl war völlig unangemessen": Julia Krajewski. (Foto: dpa)

"Nach den Tränen, die diese Mädchen die ganze Nacht vergossen haben, mussten sie, anstatt von der italienischen Presse Unterstützung für ihr knappes Scheitern zu bekommen, auch noch diese Demütigung ertragen", schrieb der Präsident der italienischen Vereinigung der Bogenschützen, Mario Scarzella, in den sozialen Netzwerken. Eben dort erfuhren Sartori, Boari und Mandia eine beispiellose Welle der Solidarität - bleibt zu hoffen, dass wenigstens das die Sportlerinnen ein wenig über die Doppelschmach von Rio hinwegtröstet.

Doch der Fall Italien ist nicht der einzige journalistische Fehltritt dieser Olympischen Spiele - auch die Kommentare eines deutschen Reporters sorgen für Kritik. Nachdem der Kommentator Carsten Sostmeier der deutschen Vielseitigkeits-Reiterin Julia Krajewski einen "braunen Strich" in der Hose bescheinigt und die junge Sportlerin als "Angsthase" bezeichnet hat, sieht sich die ARD mit lautstarker Kritik konfrontiert. Gerd Gottlob, Teamchef des Senders in Rio, hat inzwischen reagiert. "Die Wortwahl war völlig unangemessen." Er könne sich im Namen des öffentlich-rechtlichen Senders nur entschuldigen. "Ich verspreche, dass das nicht wieder passieren wird." Zu möglichen Konsequenzen für Sostmeier wollte Gottlob sich allerdings nicht äußern.

Die Reiter fanden das ebenfalls nicht witzig. "Mit einigen seiner Kommentare ist er ganz klar über das Ziel hinausgeschossen", sagte Dennis Peiler, der zuständige Chef de Mission: "Das war unsportlich. Und es war beleidigend gegenüber Julia Krajewski." Bei aller Fachkenntnis von Sostmeier und seiner Nähe zum Reitsport - in diesem Fall habe sich Sostmeier klar vergaloppiert. Julia Krajewski wollte sich zu der Angelegenheit ebenso wie die übrigen Reiter und Bundestrainer Hans Melzer nicht mehr äußern.

Das ist im Falle von Krajewski durchaus verständlich. Auf der jüngsten deutschen Reiterin und Olympia-Debütantin lastet ohnehin ein ungeheuerlicher Druck - schließlich wird sie im deutschen Team in einem Atemzug mit Michael Jung, Ingrid Klimke oder Sandra Auffahrt genannt. Ob es dabei zusätzlich der hämischen Kommentare eines Reporters, der alle vier Jahre bei Olympia die große Bühne genießt, bedarf? Wohl kaum. Sostmeier selbst sagt dazu, es liege ihm fern, Sportler zu beleidigen. "Wenn das so angekommen sein sollte, dann kann ich mich dafür nur aus tiefstem Herzen entschuldigen."

Dass der Kommentator im Eifer des Gefechts übers Ziel hinausschießt, ist jedoch nicht das erste Mal. Bereits 2012 in London hatte Sostmeier sich für eine Äußerung entschuldigen müssen. Damals hatte er ins Mikrofon gerufen: "Seit 2008 wird zurückgeritten". Der Vergleich mit einem Satz Adolf Hitler drängte sich damals geradezu auf.

Quelle: ntv.de

ARDOlympische Spiele 2016