Bei Olympia "völlig die Nerven verloren" Spaniens Kicker scheitern hässlich
30.07.2012, 13:14 Uhr
Sie können es nicht fassen: Spaniens Fußballer diskutieren mit den Schiedsrichtern.
(Foto: dpa)
Spaniens Fußballer scheiden bei den Olympischen Spielen sensationell in der Vorrunde aus. Dass der Welt- und Europameister das Verlieren nicht mehr gewohnt ist, ist unübersehbar. Die Spieler können sich nicht beherrschen und richten ihren Zorn gegen den Schiedsrichter.
Im Angesicht der Niederlage zeigten die erfolgsverwöhnten Spanier ihre hässliche Fratze. Iker Muniain stieß den Schiedsrichter im Stile eines Ringers weg, Jordi Alba bestürmte den Linienrichter, als wollte er ihm den Degen in die Brust rammen. Vergebens: Mitfavorit Spanien ist nach dem völlig überraschenden 0:1 (0:1) gegen Honduras aus dem olympischen Fußball-Turnier in London ausgeschieden. "Und hat dabei ein Bild abgegeben, das eines Welt- und Europameisters unwürdig ist", wie die Zeitung "Mundo Deportivo" eingestand.
Muniain gab sich nach seiner Attacke gegen Schiedsrichter Juan Ernesto Soto aus Venezuela uneinsichtig. "Das hat die ganze Welt gesehen", echauffierte er sich über eine durchaus elfmeterwürdige Attacke an Stürmer Rodrigo in der Nachspielzeit. "Der Schiedsrichter stand fünf Meter weg. Er wollte es nicht sehen", schimpfte Muniain. Soto habe die Zeitschinder aus Honduras bevorteilt. "Du pustest die an, und die fallen um", sagte Muniain.
Schon in der 82. Minute, als Adrián López zu Boden gegangen war, forderten die Spanier Strafstoß. Doch Sotos Pfeife blieb auch da stumm. "Skandalös! Lüge! Farce! Die Schiedsrichter haben die Olympischen Spiele beschmutzt!", schimpfte Tomás Roncero, ein Journalist des Sportblattes "AS", das jedoch auch die Spieler kritisierte. Diese hätten gegen Spielende "völlig die Nerven verloren". Kapitän Javi Martínez und Juan Mata, beide wie Alba erst vor vier Wochen Europameister geworden, hätten mit ihrem beherzten Einschreiten Schlimmeres verhindert.
"Wir sind alle am Boden zerstört"
Muniain habe in Newcastle "in unglaublicher Art die Beherrschung verloren", schrieb "Mundo Deportivo", "wie einige andere auch". Coach Luis Milla, monierte das Blatt, habe mit seinen "absurden Entscheidungen" großen Anteil am "Fracaso" (Reinfall, Fiasko), wie viele Zeitungen das Aus nannten. Marca berichtete vom "olympischen Bumms" und "einem äußerst schlechten Schiedsrichter". Über den wollte Milla "lieber nicht reden".
Wegen Soto, aber auch, weil Spanien 24 teils hochkarätige Chancen vergab und dreimal nur den Pfosten traf, ist das Turnier für die "Rojita" (kleine Rote), den amtierenden U-21-Europameister, bereits vor dem letzten Vorrundenspiel am Mittwoch gegen Marokko beendet. Null Punkte, null Tore - gegen Japan (0:1) und Honduras, das erst zum zweiten Mal bei Olympia ein Spiel gewann. "Fußball ist so ungerecht, wir sind alle am Boden zerstört", sagte Kapitän Javi Martínez. Und Soto? "Sowas habe ich noch nie erlebt! Es ist unglaublich."
Honduras feierte indes "das größte Debakel des spanischen Fußballs in der jüngeren Vergangenheit" ("La Nación") und Torschütze Jerry Bengtson nach dessen drittem Turniertor (7.). Spanien, stichelte Verteidiger Wilmer Crisanto, "ist es gewohnt zu gewinnen, deshalb waren die am Ende so frustriert". Schon in der Halbzeit sei es auf dem Weg zur Kabine zu Rangeleien gekommen, berichtete Coach Luis Suárez, "am Ende ist es explodiert". Weitere Explosionen sind übrigens möglich: Die Fifa hat Soto in die Vorauswahl für die WM 2014 berufen.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid