Sturz mit Hantel Drama um Matthias Steiner

Die mit 196 Kilo bepackte Hantel traf den Deutschen im Nacken.

Die mit 196 Kilo bepackte Hantel traf den Deutschen im Nacken.

(Foto: REUTERS)

Er ist die deutsche Medaillenhoffnung. Doch dann passiert Matthias Steiner im Olympia-Finale ein Missgeschick. Beim Reißen kann der Gewichtheber die Hantel nicht halten. Daraufhin fällt ihm die Last von 196 Kilo in seinen Nacken. Nach kurzer Behandlung steht er wieder auf. Doch die Rückenverletzung ist zu schwer. Steiner muss aufgeben.

Als Matthias Steiner benommen unter der fast 200 Kilogramm schweren Hantel lag, stockte den Zuschauern der Atem. Der Traum des Gewichtheber-Olympiasiegers von Peking von einer weiteren Medaille bei den Sommerspielen in London ist auf dramatische Weise geplatzt. Im zweiten Versuch des Reißens konnte er die 196-kg-Last nicht fixieren - die Hantel stürzte Steiner auf Kopf und Nacken. Obwohl sich der Koloss nach kurzer Zeit wieder aufrappelte, brach er den Wettkampf erschüttert ab.

Zur Sicherheit wurde er in eine Klinik gebracht und dort geröntgt. "Er kann gehen und sprechen. Das ist die Hauptsache, alles andere ist unwichtig", berichtete Steiners Ehefrau Inge. Es seien keine ernsthaften Wirbelschäden aufgetreten.

"Er ist verletzt, aber nicht so schlimm. Er hätte gern weitergemacht, aber das lässt sein Zustand nicht zu", berichtete der sichtlich mitgenommene Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, Michael Vesper.

Die Sekunden nach dem Unfall.

Die Sekunden nach dem Unfall.

(Foto: dapd)

So hatte sich der für den Chemnitzer AC startende Steiner sein London-Abenteuer nicht vorgestellt. Deprimiert konnte der 29-Jährige hinter der Heberbühne nur noch zusehen, wie sich die Konkurrenten um die Goldmedaille stritten. Am Ende holte der Iraner Behdad Salimikordasiabi Gold, sein Landsmann Sajjad Anoushiravani Hamlabad Silber. Bronze holte der Russe Ruslan Albegow.

Der gestürzte Hüne

Der gebürtige Österreicher, in dessen Heimatort Obersulz in Niederösterreich eigens ein Public Viewing auf dem Sportplatz der Gemeinde organisiert worden war, hatte am Ende noch Glück, dass nicht Schlimmeres passierte. Die Hantel stürzte dem Hünen im zweiten Reißversuch in den Nacken und bog sich dabei gefährlich. Steiner strauchelte und musste das Gerät auch noch über seinen Kopf rollen lassen.

Zwar versuchte er, sich auf den dritten Versuch vorzubereiten. Gemeinsam mit dem Teamarzt entschied er sich jedoch, die Zeit für die aufgelegten 197 Kilo ungenutzt ablaufen zu lassen. In der Pause zum Stoßen warf Steiner in Abstimmung mit Trainer Frank Mantek dann das Handtuch. Ehefrau Inge, die eigens nach London gereist war, musste den dramatischen Unfall ebenso mitansehen wie die Fangemeinden aus Chemnitz und dem Obersulz.

Probleme in der Vorbereitung

Schon in der Vorbereitung auf London hatte Steiner große Probleme. Der Anriss der Quadrizepssehne, die das Knie mit dem Oberschenkelmuskel verbindet, hatte ihn für Monate außer Gefecht gesetzt. Erst im Januar dieses Jahres stieg er wieder ins Training ein. Wie ein Wunder wirkte da sein zweiter Platz im April bei den Europameisterschaften in Antalya, wo er im Zweikampf 424 Kilo schaffte.

Dann aber warfen ihn mehrere Verletzungen und Erkrankungen zurück. Bei der Qualifikation für London folgte der Tiefpunkt: Nichts lief, die Technik fehlte, die Kraft auch. Nur 410 Kilo standen in der Zweikampfwertung zu Buche. Kumpel Almir Velagic war an ihm vorbeigezogen. Steiner war verzweifelt, sprach sich die Reife für die Wettkampfbühne ab.

Vier Wochen Trainingslager in seiner alten Heimat möbelten den Recken wieder auf. Steiner sammelte Kraft und vor allem Selbstvertrauen. "Da ist er ins Rollen gekommen", hatte Mantek berichtet. In London auf der Bühne der Südarena 3 im Messekomplex an der Themse platzten aber alle Träume.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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