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Minimalismus ohne Google und KI Das Mudita Kompakt ist das ideale "Anti-Smartphone"

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Das Mudita Kompakt sieht aus wie eines der ersten Smartphones, aber mit E-Ink-Display.

Das Mudita Kompakt sieht aus wie eines der ersten Smartphones, aber mit E-Ink-Display.

(Foto: kwe)

Mit E-Ink-Display und nur wenigen Funktionen ist das Mudita Kompakt genau das richtige Telefon für digitale Aussteiger, die kein Smartphone mit KI und vielen Extras, aber wenig Privatsphäre suchen, oder einfach mal ihre Ruhe haben wollen. Das "Digital Detox" ist allerdings nicht ganz billig.

Manche können ihr Smartphone kaum aus der Hand legen und haben es fast immer griffbereit. Laut einer Bitkom-Umfrage beträgt in Deutschland die tägliche Nutzungsdauer durchschnittlich 2,5 Stunden, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar fast 3,5 Stunden. 72 Prozent verwenden bereits mindestens eine KI-Funktion, 58 Prozent einen Sprachassistenten. 48 Prozent setzen einen Chatbot ein, 38 Prozent nutzen KI-Tools zur Fotobearbeitung.

Der Offline-Schalter des Telefons.

Der Offline-Schalter des Telefons.

(Foto: kwe)

Es gibt allerdings auch Nutzerinnen und Nutzer, denen das alles zu viel ist. Sie möchten entweder grundsätzlich kein Smartphone oder wenigstens hin und wieder abschalten, weniger online sein oder ganz offline gehen. Für diese Zielgruppe ist das rund 440 Euro teure polnische Mudita Kompakt gedacht, ein kleines, minimalistisches Telefon mit E-Ink-Display, das nur das Nötigste bietet, und mit dem man komplett abschalten kann. Bei Bedarf bietet es aber auch eine Hintertür für "unverzichtbare" Apps.

Funktionales Design

Ein Hingucker ist das Miduta Kompakt nicht - um das Design zu bewundern, holt man es sicher nicht aus der Tasche. Das etwa 12,7 x 6,8 x 1,2 cm große Gerät hat ein Kunststoffgehäuse, auf dessen Vorderseite ein von dicken schwarzen Rahmen eingefasstes 4,3 Zoll großes E-Ink-Display mit 800 x 480 Pixeln Auflösung sitzt.

Die Kamera dient vor allem zum Scannen von QR-Codes.

Die Kamera dient vor allem zum Scannen von QR-Codes.

(Foto: kwe)

Das knapp 170 g schwere Gerät ist gut verarbeitet und ist nach IP54 vor Staub und Spritzwasser geschützt. Auf der rechten Seite sitzen Ein-/Aus-Schalter mit integriertem Fingerabdrucksensor und eine Lautstärke-Wippe. Links befinden sich ein Einschub für eine SIM-Karte sowie eine microSD-Karte, darunter die Offline-Taste. Oben sitzen eine Kopfhörerbuchse, unten Lautsprecher und USB-C-Anschluss. Auf der Rückseite gibt es eine kleine 8-Megapixel-Kamera.

Der Akku fasst 3300 Milliamperestunden (mAh), angetrieben wird das Telefon vom 4-Kern-Prozessor MediaTek MT6761V/WBA, der 3 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zur Seite hat. Der Flash-Speicher ist 32 GB groß und kann um bis zu 2 Terabyte (TB) erweitert werden.

Unkompliziert und schnell genug

Das Betriebssystem basiert auf dem quelloffenen Android und ist äußerst schlank gehalten. Über den Startbildschirm greift man aufs Telefon und SMS sowie die App-Sammlung zu. Unter dem Display sitzen drei Touch-Tasten: Zurück, Home und Schnelleinstellungen. Was man nicht sieht: Das Mudita Kompakt unterstützt eSIMs und kann induktiv aufgeladen werden.

Hier sieht man bis auf das Wetter alle vorinstallierten Anwendungen.

Hier sieht man bis auf das Wetter alle vorinstallierten Anwendungen.

(Foto: kwe)

Eine Anleitung benötigt man für das Gerät kaum, und so ist es auch gedacht. Das Telefon soll so unkompliziert wie möglich sein und möglichst wenig nerven. Dazu gehört, dass es trotz des schwachen Prozessors recht flüssig zu bedienen ist. Die Anwendungen öffnen sich ohne größere Verzögerung, der Fingerabdrucksensor arbeitet recht flott und der Touchscreen reagiert relativ schnell auf Eingaben.

Display und Telefonieren gut

Das Display ist ausreichend scharf, seine Helligkeit passt sich auf Wunsch zuverlässig an die Umgebung an, die Ausleuchtung ist gleichmäßig. Es neigt ein wenig zum sogenannten Ghosting. Das heißt, man sieht leichte Schatten der zuvor angezeigten Elemente, wenn man die Ansicht wechselt. Störend ist das aber nicht, man nimmt es kaum wahr.

Mit installiertem Browser muss man auch nicht auf ntv.de verzichten.

Mit installiertem Browser muss man auch nicht auf ntv.de verzichten.

(Foto: kwe)

Der Telefonempfang ist gut, hat man WLAN, kann man auch darüber telefonieren. Der Ton ist etwas blechern, aber man versteht gut und wird gut verstanden. Mobil ins Internet geht das Gerät mit LTE-Geschwindigkeit. Das ist mehr als ausreichend, denn normalerweise nutzt man das Mudita Kompakt ja eher offline.

Das Nötigste an Bord

Das sieht man auch an den vorinstallierten Apps: E-Reader, Kamera, Karten, Musik, Notizen, Rechner, Rekorder, Wetter und Schach. Es gibt auch eine Meditations-App, die aber eigentlich wenig mehr als ein Timer ist.

Eine Internetverbindung benötigt man unter anderem, um die Wetterdaten abzurufen oder Inhalte für E-Reader und Musik-Spieler zu laden. Dafür stellt Mudita die Verwaltungssoftware Mudita Center gratis zur Verfügung.

Einfaches Sideloading

Mit dem Programm kann man zusätzlich Backups anlegen und aufspielen oder Kontakte eintragen. Sie ist aber auch ein unkomplizierter Weg, um weitere Apps zu installieren, falls man doch nicht ganz so minimalistisch sein möchte. Ein typisches Beispiel sind Whatsapp oder andere Messenger.

Auch das Mudita Center ist weitgehend selbsterklärend.

Auch das Mudita Center ist weitgehend selbsterklärend.

(Foto: kwe)

Um eine Anwendung zu installieren, benötigt man deren APK-Datei. Wie bei Whatsapp stellt sie oft der Hersteller selbst zur Verfügung. Bei anderen Quellen sollte man vorsichtig sein. Als sehr zuverlässig und sicher gilt der alternative App-Store F-Droid, da er ausschließlich auf freie und quelloffene Software (FOSS) setzt, die von ehrenamtlichen Helfern vor dem Hosting überprüft wird.

Man kann von dort APKs auf den PC herunterladen und dann über das Mudita Center ganz einfach per Drag & Drop installieren. Alternativ kann man auch F-Droid auf dem Gerät installieren, um direkt auf den Store zugreifen zu können.

Über das sogenannte Sideloading installierte Anwendungen erkennt man in der App-Sammlung daran, dass ihre Symbole schwarz eingefärbt sind. ntv.de hat für den Test Whatsapp, das E-Mail-Programm Thunderbird, den Browser DuckDuckGo sowie F-Droid installiert.

Nicht für Fotos gemacht

Alle drei Apps funktionieren, speziell, wenn es sich nur um Text und schlichte Grafiken handelt, die angezeigt werden. Mit Thunderbird ist es aber nur möglich, E-Mails zu empfangen und zu beantworten. Die Option, eine neue E-Mail zu schreiben, ist nicht zu sehen.

Fotos zeigt das E-Ink-Display zwar auch an, aber nicht schön. Ebenso ergibt es wenig Sinn, die Kamera für Fotos zu nutzen. Man kann sie zwar über den Datei-Explorer eines verbundenen Windows-PC oder per SMS exportieren, um sie in Farbe zu betrachten, sie sind aber auch dann kein Augenschmaus. Die Kamera dient vielmehr dazu, QR-Codes zu scannen, beispielsweise, um für Whatsapp das Mudita Kompakt als verknüpftes Gerät zu nutzen.

Praktischer Offline-Schalter, hohe Ausdauer

Möchte man komplett offline sein, bietet das Gerät die Möglichkeit, den entsprechenden Schalter zu betätigen, wodurch jedweder Funkkontakt unterbunden und die Kamera deaktiviert wird. Auch wenn der Schalter nicht umgelegt ist, hat man oft Probleme, zu navigieren, da die schlichte Karten-App nur GPS nutzt. Eine Internetverbindung benötigt man dagegen nicht, man kann Regionen zur Offline-Nutzung herunterladen.

Bleibt man offline, hält das Gerät zwei oder bei seltener Nutzung auch mehr Tage durch. Im Stand-by reicht eine Akku-Ladung bis zu sechs Tage.

Fazit

Wenn man es möchte und sich darauf einlässt, ist das Mudita Kompakt das ideale Telefon, um mehr als einen digitalen Gang herunterzuschalten. 440 Euro auszugeben, lohnt sich aber nur, wenn man die Option benötigt, Apps wie Whatsapp nutzen zu können und/oder ein E-Ink-Display dieser Größe wünscht. Möchte man nur telefonieren und SMS empfangen und senden, gibt es weit günstigere "Dumbphones".

Quelle: ntv.de

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