Doppelter Schutz im Verkehr Garmin Varia Radar macht Radeln sicherer
20.06.2018, 12:35 Uhr
Doppelpack für mehr Sicherheit im Straßenverkehr: das Garmin Varia Fahrrad-Radar.
(Foto: jwa)
Das Garmin Varia Radar soll Radfahrer im Straßenverkehr gleich doppelt schützen: Es macht per Rotlicht auf sich aufmerksam und warnt Radfahrer vor Gefahren von hinten. Doch die Sicherheit hat ihren Preis. Lohnt sich die Investition?
Rückspiegel oder Schulterblick - wer als Radfahrer die Verkehrslage hinter sich im Blick behalten möchte, muss sich entscheiden. Der Schulterblick ist umständlich und in voller Fahrt auch nicht ungefährlich, weil man für den Blick nach hinten immer auch den Körper ein Stück verdrehen muss. Und wer schraubt sich schon einen Rückspiegel an den Lenker? Navi-Hersteller Garmin bietet sicherheitsbewussten Radfahrern mit dem Varia Radar eine dritte Alternative. n-tv.de hat das Assistenzsystem fürs Rad ausprobiert.
Radar warnt Autofahrer
Das Versprechen ist verlockend: Jederzeit wissen, was hinter einem geschieht, ohne den Kopf drehen zu müssen. Umgesetzt wird das mithilfe zweier Einheiten: Ein Radar-Rücklicht mit sehr hellen roten LEDs erkennt herannahende Autos bis zu einer Entfernung von 140 Metern. Je näher ein Auto kommt, desto heller leuchtet das warnende Rücklicht, indem sich immer mehr der insgesamt 8 LEDs einschalten.
Eine zweite Display-Einheit wird vorne am Lenker befestigt. Wichtigstes Element ist eine senkrechte Leiste, die dem Radfahrer mittels weißer LEDs anzeigt, wenn sich Fahrzeuge von hinten nähern. Bis zu acht Fahrzeuge kann das System getrennt erfassen. Je näher ein Auto kommt, desto höher wandert der Lichtpunkt. Ganz oben leuchtet ein weiteres Lämpchen, das die Position des Radfahrers darstellt. Ist die Strecke frei, leuchtet es grün, nähert sich ein Fahrzeug, schaltet es auf Gelb und schließlich auf Rot. Ist ein weißes Fahrzeug-Licht nach ganz oben gewandert, ist das Fahrzeug noch geschätzte fünf bis zehn Meter hinterm Radfahrer.
Nützlich ist das Varia Radar vor allem für längere Strecken auf der Landstraße, wo man nicht ständig von Autos überholt wird und mit der Zeit auf freier Strecke etwas nachlässig wird und sich nicht immer streng rechts hält - das Radar warnt den Radler dann gerade noch rechtzeitig, um an den Fahrbahnrand auszuweichen, und gibt dem herannahenden Fahrzeug zugleich mit leuchtend roten LEDs einen Warnhinweis.
Stadtverkehr zeigt Grenzen auf
Im Stadtverkehr kommt das Varia Radar an seine Grenzen: Autos, die ständig das Tempo ändern und die Spur wechseln, werden nicht immer erkannt. Mal warnt das Radar vor Fahrzeugen auch auf der Nebenspur, mal erkennt es herannahende Autos recht spät, manchmal auch gar nicht. Ordnet man sich etwa vor ein Fahrzeug auf der linken Spur ein, erscheint dieses nicht im Radar. Erst wenn es sich von hinten mit deutlich höherem Tempo nähert, schlägt das Radar an.
Auch andere Radfahrer werden nicht erfasst - das ist zwar einerseits gut, weil das Varia so nicht ständig warnt, im Stadtverkehr kann es aber eben auch tückisch sein, wenn man sich darauf verlässt, dass von hinten keiner kommt. Eine weitere Einschränkung: Um aufs Kontroll-Display zu schauen, muss man den Blick kurz von der Strecke nehmen - das ist nicht immer ungefährlich.
Das Varia Radar kann seine Stärken also vor allem auf längeren Touren ausspielen, wenn man als Radfahrer auf der Landstraße unterwegs ist. Sonst kommt es häufig vor, dass man von überholenden Autos erschreckt wird. Im Stadtverkehr ist es vor allem im Dunkeln eine echte Hilfe, denn durch das heller werdende Rücklicht ist man für Autofahrer besser sichtbar. Kleiner Haken: Die Laufzeit ist mit rund 4 bis 5 Stunden zu kurz für wirklich lange Touren. Geladen werden beide Elemente per microUSB, man sollte also für längere Strecken ein Akkupack dabeihaben.
Nicht ganz perfekt
Mit einem Hersteller-Preis von rund 300 Euro ist das getestete System nicht gerade günstig. Das Radar-Rücklicht gibt es auch einzeln zu kaufen, alternativ können Radfahrer es zusammen mit dem Fahrradcomputer Garmin Edge oder dem Varia Vision Head-Up-Display nutzen. Das Rücklicht kostet einzeln 200 Euro. Im Online-Handel bekommt man es aber schon für 140 Euro und das Bundle für rund 200 Euro.
Das ist zwar günstiger, aber immer noch ein stolzer Preis. Dafür dürfte sich das Varia Radar eigentlich keinerlei Fehler leisten, denn nicht oder zu spät erkannte Fahrzeuge können sehr gefährlich sein, wenn man sich aufs Radar verlässt. In dieser Hinsicht konnte es im Test nicht ganz überzeugen. Wenn Garmin hier noch per Software-Update nachbessert, ist das Varia Radar trotzdem eine Empfehlung für alle Radfahrer, die ihre Sicherheit erhöhen wollen.
Quelle: ntv.de