Technik

Samsungs Tizen-Uhr überzeugt Gear S2 macht's rundum richtig

Die Gear S2 ist offen für alle Android-Smartphones.

Die Gear S2 ist offen für alle Android-Smartphones.

(Foto: jwa)

Samsung zeigt mit der Gear S2, wie man eine runde Smartwatch richtig macht. Das Bedienkonzept ist erfrischend und gelungen, die Benutzeroberfläche deutlich besser als Android Wear. Größter Pluspunkt ist aber vielleicht ihre Offenheit.

Armbanduhren mit Android Wear haben ein Problem: Android Wear. Googles Benutzeroberfläche für Smartwatches wirkt an vielen Stellen unausgereift, ist umständlich zu bedienen und optisch nicht der ganz große Wurf. Während die Hersteller bei Android-Smartphones mit ihrer eigenen Benutzeroberfläche optische Akzente setzen und die Funktionen erweitern können, geht das bei Wearables nicht: Wer Android Wear nutzen möchte, ist an Googles Einheits-Oberfläche gebunden. Abseits der digitalen Zifferblätter ist der Look vorgeschrieben.

Das hat zwar den Vorteil, dass jede Android-Wear-Uhr gleich bedient wird. Doch wer nur kurze Zeit mit Samsungs Gear S2 verbringt, wird vor allem die Nachteile spüren. Samsung fährt bei Smartwatches zweigleisig und treibt neben Android Wear auch die Entwicklung seiner eigenen Oberfläche Tizen voran. Die Gear S2 ist das jüngste Tizen-Gerät und ein gutes Plädoyer dafür, Hardware und Software unter einem Dach zu entwickeln.

Das Drehrad macht Spaß

Wichtigstes und herausstechendes Merkmal der neuen Samsung-Uhr ist das Bedienkonzept, in dessen Zentrum der Gehäuserand steht: Eine in beiden Richtungen drehbare Lünette dient der schnellen und komfortablen Navigation durchs Menü, ohne dass der kleine 1,2-Zoll-Bildschirm vom Finger verdeckt wird. Ergänzt wird der drehbare Ring durch eine Zurück- und eine Home-Taste, ein Mikrofon zur Spracheingabe sowie den Touchscreen, der jederzeit bereit ist, dank des cleveren Bedienkonzepts aber nur selten berührt werden muss. Tatsächlich macht es richtig Spaß, mit der Lünette zu navigieren.

Die wichtigsten technischen Daten
  • System: Tizen (kompatibel mit Android 4.4 aufwärts, mind. 1,5 GB RAM) 
  • Display: AMOLED, 1,2 Zoll, 360 x 360 Pixel, 302 ppi
  • Prozessor: 1 GHz, Dual-Core
  • Arbeitsspeicher: 512 MB
  • Internet Speicher: 4 GB
  • WLAN b/g/n, Bluetooth 4.1, NFC
  • Barometer, Gyroskop, Beschleunigungssensor, Pulsmesser, Helligkeitssensor
  • 3G-Variante angekündigt
  • Akku: 250 mAh, drahtlos aufladbar
  • Durchmesser: 42 mm/40 mm (Classic)
  • Gewicht: 47 g/42 g (Classic)

Das liegt auch an der schön gestalteten Benutzeroberfläche, die sinnvoll auf das runde Uhrendisplay eingeht. Text wird mittig angezeigt und dadurch nur selten an den Rändern beschnitten, Apps sind kreisförmig angeordnet, neue Ebenen werden durch Drehen schnell und mühelos angesteuert. Die Handhabung mit dem Wechsel zwischen Zurück-Taste, Drehrad und Home-Button wirkt anfangs nicht immer logisch, erschließt sich aber schnell. Und wer sich einmal vertippt oder verdreht hat, kommt schnell wieder dahin, wo er war. Nützliches Navigations-Extra: Für zweimaliges Drücken auf den Homebutton kann der Nutzer eine Aktion festlegen - so lässt sich zum Beispiel eine Übersicht mit den zuletzt geöffneten Apps anzeigen, ähnlich wie auf einem Android-Smartphone.

Bei der App-Ausstattung müssen sich Nutzer mit den von Samsung bereitgestellten Anwendungen begnügen. Über die Begleit-App "Samsung Gear" kann die Uhr vom Smartphone aus gesteuert und eingerichtet werden - das umfasst Zifferblätter, Benachrichtigungen, die Reihenfolge der angezeigten Apps oder Musik, die auf der Uhr gespeichert wird. Von hier aus gibt es auch Zugang zu Samsungs Gear-Apps. Zum Herunterladen von Apps und Watchfaces wird ein Samsung-Konto benötigt. Vorteil: Die Gear S2 ist mit den meisten aktuellen Android-Smartphones koppelbar, frühere Modelle funktionierten nur mit Samsungs Handys. iPhone-Nutzer bleiben leider auch weiterhin außen vor.

Zwei Varianten, viele Armbänder

Zum Marktstart sollen laut Samsung rund 1000 Apps verfügbar sein, weitere dürften schnell nachfolgen, unter anderem auch eine App von n-tv.de. Ähnlich wie bei der Apple Watch setzt Samsung zudem auf erweiterte Fitness-Funktionen. Die App zeichnet Schritte und Puls auf und speist die Daten in Samsungs Gesundheitsplattform S Health ein. Es gibt Watchfaces, die die am Tag gelaufenen Schritte oder den Puls anzeigen, zudem erinnert sie ihren Träger zum Beispiel daran, zwischendurch aufzustehen und sich zu bewegen.

Die Gear S2 gibt es nur in einer Displaygröße. Doch immerhin haben Käufer die Wahl zwischen der Classic-Variante mit 40-Millimeter-Gehäuse, austauschbarem Lederarmband und gezackter Lünette oder der etwas sportlicheren S2-Variante mit 42-Millimeter-Gehäuse und Kunststoffarmband. Auch das kann ausgetauscht werden, Samsung setzt hier aber auf ein eigenes Anschlusssystem, während das Lederarmband einfach durch andere 20-Millimeter-Bänder ersetzt werden kann. Beide Modelle haben Bluetooth und NFC an Bord, einen Helligkeitssensor, Barometer, Gyroskop, Beschleunigungs- und Pulsmesser. Die Gear S2 kommt außerdem später in einer speziellen 3G-Variante mit integrierter eSIM, allerdings laut Samsung vorerst nicht nach Europa. Aufgeladen werden die Uhren drahtlos in einem Ladedock, ähnlich wie bei Motorolas Moto 360.

Wer sich für eine Smartwatch interessiert und nicht auf iOS und die Apple Watch setzen kann oder will, bekommt mit der Gear S2 die bisher beste Lösung für Android-Smartphones. Die Uhr zeigt deutlich, wie schön, komfortabel und durchdacht eine Benutzeroberfläche für eine runde Smartwatch sein kann. Technisch ist sie mit den zahlreichen Android-Wear-Uhren auf Augenhöhe und lässt kein Ausstattungsdetail vermissen. Als einziges Argument für einen Android-Konkurrenten bleiben damit der Preis - mit 349 Euro beziehungsweise 379 Euro für die Classic ist die Gear S nicht billig - und das Design, das man mögen muss. Aber hier gibt es dank zweier Gehäuse-Varianten und mehrerer Armband-Optionen mehr Auswahl als bei den meisten anderen Smartwatches.    

Quelle: ntv.de

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