
In "Watch Dogs: Legion" muss man dem mysteriösen Hacker "Zero-Day" das Handwerk legen.
(Foto: Ubisoft)
Das Hacker-Adventure "Watch Dogs: Legion" macht's "very british". In London treiben Cyberkriminelle ihr Unwesen, denen das Handwerk gelegt werden muss. Dabei kann jeder der neun Millionen Einwohner der Stadt zum Held werden - egal, ob Bauarbeiter oder Börsenmakler.
Für den Spielentwickler Ubisoft sind Fortsetzungen eine Art Leidenschaft. Spielreihen wie "Far Cry" oder "Assassin's Creed" kommen fast alljährlich mit dem gleichen Spielprinzip, dafür in neuem schicken Gewand daher. Das neue "Watch Dogs: Legion" bildet da keine Ausnahme. Der dritte Teil des Hacker-Action-Adventures wechselt nach den Metropolen Chicago und San Francisco den Kontinent. London ist der Schauplatz des Open-World-Titels. Und die britische Hauptstadt ist der heimliche Star des Spiels - eine echte Perle.
Dabei ist die Ausgangslage der Story gar nicht so glänzend. Mehrere Bombenanschläge erschüttern die Stadt. Als Teil der Untergrund-Organisation DedSec versucht der Spieler, diese zu Beginn noch zu verhindern - aber vergebens. Verantwortlich für die Explosionen ist der Hacker "Zero-Day", der regelmäßig als mysteriöses Hologramm auftritt und die Anschläge gleich mal DedSec in die Schuhe schiebt. Die Regierung engagiert das private Sicherheitsunternehmen Albion, das die Stadt mit harter Hand überwacht und DedSec nahezu ausradiert. Der Spieler hat nun die Aufgabe, neue Mitglieder für den Widerstand zu rekrutieren, um es mit diesen Albion aufzunehmen, das Geheimnis hinter "Zero-Day" zu lüften und London zu befreien.
Zwischen Schleichen und totalem Chaos
Um das zu erreichen, darf wieder gehackt werden, was das Zeug hält. Sich in Überwachungskameras einklinken, Autos fernsteuern, mit Spinnendrohnen in unzugängliche Bereiche vorkrabbeln oder Daten mit dem Smartphone absaugen: Die Möglichkeiten und die Spielwelt in "Watch Dogs: Legion" sind vielfältig und bieten gleichzeitig die totale Freiheit, wie die Missionen angegangen werden. Man kann das totale Chaos erzeugen und mit Feuerkraft versuchen, Albion-Wachen auszuschalten oder heimlich und ungesehen die technischen Hilfsmittel der Umgebung nutzen.
Dazu gibt es zahlreiche Nebenmissionen, in denen man sich als Paketbote oder Untergrundkämpfer versucht. Mit der erspielten Währung kann dann die Einsatztechnik aufgerüstet oder der eigene Charakter mit neuen skurrilen Klamotten ausgestattet werden. Das Ganze wird durch Minispiele komplettiert - mit dem Fußball jonglieren, Darts oder Trinkspiele. Im Vergleich zu den Vorgängern ist das Gameplay dabei im Grunde aber gleichgeblieben.
Der perfekte Touri-Guide
Im gewählten Setting macht das trotzdem richtig Laune. Den Entwicklern ist es gelungen, einen genialen London Vibe einzufangen. Wer London bereits besucht hat, wird an vielen Ecken in Erinnerung schwelgen, andere macht das gelungene Stadtbild neugierig. Das gelingt durch die Darstellung der Metropole. Von Trafalgar Square über Piccadilly bis hin zum Westminster Palace - das Spiel könnte auch ein virtueller Touri-Guide sein.
Dabei ist alles voller schöner Details, die das futuristische London mit seinen Drohnen und Hologrammen perfekt in die Story einbettet. Doch nicht nur die Sehenswürdigkeiten machen das Stadtbild aus. Selbst die Bewohner der Stadt sind stilecht und glänzen - zumindest in der englischen Sprachausgabe - mit feinstem London Slang.
Während London total überzeugt, muss man beim groß angepriesenen Feature "Play as Anyone" Abstriche machen. Es erlaubt tatsächlich, jeden Bewohner Londons für seine Widerstandsbewegung zu rekrutieren. Potenziell sind das neun Millionen Charaktere. Vom Obdachlosen über den Bauarbeiter bis hin zum Börsenmakler - alles dabei. Das Feature macht das Spiel vielfältiger und erhöht den Freiheitsgrad nochmals, allerdings fehlt es den einzelnen Charakteren dann doch an Tiefe. Jeder der möglichen Protagonisten hat zwar eine kleine Backgroundgeschichte und spezielle Fähigkeiten, einen wirklich großen Effekt haben diese aber nicht. Auch der Online-Modus ist in der Testphase noch nicht spielbar, er soll am 3. Dezember starten.
Vom Umfang her ist "Watch Dogs: Legion" ein Open-World-Abenteuer mit Dutzenden Stunden Spielspaß. Den gibt es für PS4, Xbox und PC - für die neue Konsolengeneration gibt es ein kostenloses Upgrade. Kritiker würden zwar von einer weiteren Ubisoft-Blaupause sprechen, doch allein das liebevolle Setting um die britische Hauptstadt lohnt sich. Außerdem bietet das Spiel angesichts des beginnenden Lockdowns in Großbritannien wohl die einzige Möglichkeit, in einem Londoner Pub ein paar Pints zu kippen - wenn auch nur virtuell.
Quelle: ntv.de