"Es gibt kein Momentum" Kann EA FC 25 das ewige Versprechen endlich einlösen?
22.08.2024, 08:02 Uhr
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Die erfolgreichste Fußballsimulation der Welt bekommt seine jährliche Politur.
(Foto: EA)
Electronic Arts ist zurück auf der Gamescom und präsentiert sein Flaggschiff: EA FC 25. Die Fußballsimulation begeistert Millionen Spieler und soll über die Taktikschiene das Gameplay aufmotzen. Die Entwickler äußern sich zudem zu einem Thema, das die Anhänger des Spiels seit Jahren beschäftigt.
Die beliebte Fußballsimulation - einst die FIFA-Reihe - setzt sich im September als EA FC 25 fort. Da der Titel jedes Jahr millionenfach zum Vollpreis über den Ladentisch geht, verspricht EA ein Videospiel, das neue Wege geht und sich dennoch treu bleibt. Das klingt nach einem schwierigen Spagat. Gameplay-Entwickler Sam Rivera erklärt im Interview mit ntv.de, wie es bei EA FC 25 klappen soll - und räumt mit einem großen Vorurteil auf.
Im letzten Jahr waren es die Playstyles, also besondere Fähigkeiten bei bestimmten Spielern, durch die Pässe, Schüsse oder Abwehraktionen effektiver werden. Dieses Jahr setzen die Entwickler voll auf Taktik. FC IQ heißt das Ganze und macht flexible Formationswechsel möglich. Mit neuen Spielerrollen kann man zudem dafür sorgen, dass bei der gleichen Position das Stellungsspiel, die Laufwege oder das Abwehrverhalten abgewandelt werden können.
"Um ein unterhaltsames Erlebnis zu haben, muss das Spiel reaktionsschnell sein. Die Animationen müssen sauber und authentisch aussehen. Es muss eine Menge Mechaniken geben, die dem Spiel Tiefe und Abwechslung verleihen", so Rivera. Das solle durch die neuen Taktikfeatures erweitert werden. "Diese richten sich vor allem treuen Zocker, denen Details des Fußballs am Herzen liegen."
Derzeit laufe die Beta-Testphase des Spiels, so Rivera. "Das bisherige Feedback ist, dass es einfach so viele Möglichkeiten gibt, so viele Permutationen gibt, was man in Bezug auf die Taktik tun kann, dass es für diejenigen, die an Wettkämpfen wie in Ultimate Team teilnehmen werden, ein lustiges Jahr wird."
Angst vor der Metataktik
Die individuellen Taktiken soll man auch mit anderen Spielern teilen können. Dazu wird ein eigener Code erschaffen. Das lässt natürlich die Sorge aufkommen, dass schnell eine Metataktik, also besonders gut funktionierende Anweisungen, die Runde und damit das Spiel monoton macht - weil einfach alle sie nutzen. "Es gibt mittlerweile bessere Werkzeuge, um dem entgegenzuwirken", sagt Rivera. Wer kompetitiv spiele, der werde versuchen, bestimmte Taktiken auszunutzen, die besonders stark und effektiv sind. "Die Grundformationen werden wichtiger sein und es wird Wege geben, so etwas auszukontern. Wir haben ein Live-Team, das buchstäblich bereits Feedback aus der Beta sammelt und versucht, zu sehen, ob es etwas gibt, das 'overpowered' ist und was wir anpassen können." Das Live-Team würde dabei vor allem auf die Spieler-Community hören und selbst testen.
Einen Vorwurf muss sich das Team von seit Jahren anhören. Der lautet: Das Spiel sei gescripted und habe Momentum. Was bedeuten würden, dass im Spiel Mechaniken eingreifen, um einen Rückstand noch aufzuholen, obwohl ein Spieler hoffnungslos unterlegen ist. "Es gibt kein Scripting. Es gibt kein Momentum", sagt Rivera dazu. "Es gibt viele Variablen, die Spieler nicht sehen: Dreht sich der Ball? Hüpft der Ball? Ist es eine Direktabnahme? Gibt es einen Gegner? Wie weit steht der Gegner entfernt? Es gibt so viele Komponenten, die allein bei einem Schuss mit in Betracht gezogen werden müssen. Wir bringen solche realen Faktoren in unsere Fußballsimulation." Im echten Fußball würde man sich auch eher an ein entscheidendes Tor in der Nachspielzeit erinnern als an eines in der 32. Minute.
Ein weiterer Punkt, der gegen Momentum sprechen würde, sei die Profispieler-Szene von EA FC. "Bei den kompetitiven Spielern gibt es eine Konstanz." Jahr für Jahr sei eine ähnliche Gruppe von Spielern in der Weltspitze. "Wenn es wirklich so etwas wie Scripting im Spiel gäbe, dann wäre diese Konstanz nicht möglich." Die Profis seien einfach Spieler, die Mechaniken äußerst gut beherrschen und herausfinden, was die richtigen Dinge sind, die es ihnen ermöglichen, im Spiel erfolgreicher zu sein als andere.
Auf der Gamescom in Köln ist EA erstmals seit Jahren wieder präsent, zeigt aber lediglich seinen neuen Modus "Rush", den man anspielen kann. Beim Kleinfeld-Kick Fünf gegen Fünf spielen die ganzen taktischen Neuerungen aber keine Rolle. Beim Antesten hat "Rush" durchaus Laune gemacht, ein echter Gamechanger dürfte er aber nicht werden. Ob die neuen Taktikkomponenten letztlich den Ausschlag geben und die Spieler zufriedenstellt, wird man erst in den kommenden Wochen erfahren.
Quelle: ntv.de
