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Action-Adventure im Test "Prince of Persia: The Lost Crown" wird zum Kronjuwel für Zocker

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Sargon ist nicht der Prinz, aber der Protagonist im Spiel.

Sargon ist nicht der Prinz, aber der Protagonist im Spiel.

(Foto: Ubisoft)

Als Klassiker und prägend gelten einige "Prince of Persia"-Spiele. Dieses Prädikat würde sich "Prince of Persia: The Lost Crown" auch gerne aufdrücken lassen. Eine neue Story im Comiclook wird mit einem bislang ungewohnten Genre kombiniert. ntv testet, ob die Mischung aufgeht.

Wer an die ikonischsten Videospiele denkt, der kommt an Prince of Persia nicht vorbei, denn die Titel bestachen in der Regel mit dem Charme des orientalischen Settings und innovativem Gameplay. Den Remakes in den letzten Jahren gelang das aber nicht. Ubisoft nimmt nun mit "Prince of Persia: The Lost Crown" einen weiteren Anlauf: Eine neue Story im Comiclook und ein für die Reihe ungewohntes Genre sollen Zocker begeistern. ntv.de hat das Spiel getestet.

Als Spieler schlüpft man in die Rolle des säbelschwingenden Sargon. Er ist einer der sieben "Unsterblichen", eine Truppe aus Kriegern und Kriegerinnen, die - wie so viele Elemente im Spiel - an die persische Mythologie angelehnt ist. Mit Anahita gibt es eine Gegenspielerin, die Königin des Perserreiches werden will und dafür kurzerhand Prinz Ghassan entführt. Sie begibt sich zum Berg Qaf - ähnlich dem Olymp befinden sich dort die Götter, die einen neuen König ernennen können. Weil dort nur die königliche Familie Zugang hat, muss der Prinz als Türöffner herhalten. Für Sargon beginnt eine Verfolgungsjagd mit Fabelwesen, Rätseln und waghalsigen Parkour-Passagen.

Bei der neuesten Ausgabe aus dem "Prince of Persia"-Kosmos handelt es sich um ein Metroidvania. Das Kofferwort ist aus Metroid und Castlevania entstanden, zwei prägende Videospiele, in denen man ohne klare Zielvorgabe eine große verschachtelte, aber miteinander verbundene Welt erkundet. Dieser Unterkategorie des Action-Adventures bedient sich auch das Werk von Ubisoft. Die Plattformpassagen sind in 2D, die toll animierten Zwischensequenzen in Story und Kämpfen in 3D. Wie im Genre üblich eröffnet sich die Welt mit dem Erlernen von neuen Fähigkeiten im Verlauf der Story. Zu Beginn kann Sargon nur über Hindernisse springen und durch Spalten rutschen, lernt aber im Verlauf, wie man einen Enterhaken einsetzt oder sich durch die Luft katapultiert.

Mit Bogen und Chakram bewaffnet

Die einzelnen Abschnitte der Welt lassen sich ebenfalls mit Spielfortschritt beeinflussen. Per Bogen kann man zeitweise Treppen aktivieren, mit dem Chakram - einem Wurfring - lassen sich Zahnräder antreiben oder Türöffner umlegen. Im späteren Verlauf muss man die verschiedenen Mechaniken dann kombinieren, neue Abschnitten und versteckte Schatztruhen zu entdecken.

Dazu gibt es ein für das Genre relativ komplexes Kampfsystem, was aber nicht auf den reinen Tastenkombinationen beruht: Angreifen, Kontern, Ausweichen - das Ganze kombiniert mit den verschiedenen Bewegungsaktionen ins Kampfgeschehen ist eher Standard. Allerdings muss man sich den Gegnern anpassen. Beispielsweise müssen Schildträger erst aus der Deckung gelockt, unter ihnen durchrutschen oder sie in die Luft befördert werden, bevor man zum finalen Schlag ausholt. Selbst die Standardgegner, die sich in fast jedem Abschnitt des Spiels tummeln, haben einen gefährlichen Angriff, den der Spieler aber mit dem richtigen Timing parieren kann. Gelingt das, wechselt das Spiel kurz in die 3D-Animation und Sargon vollführt eine Attacke, mit der Standardgegner sofort ausgeschaltet werden. Dazu gibt es auch noch eine Attacke, die nicht parierbar sind und der man ausweichen muss.

Fabelwesen wie der Manticor stehen Jargon plötzlich gegenüber.

Fabelwesen wie der Manticor stehen Jargon plötzlich gegenüber.

(Foto: Ubisoft)

Jargon selbst hat zudem noch mehrere Spezialfähigkeiten. In Kämpfen sammelt er Athra, eine Art von Energie. Ist der dazugehörige Balken aufgeladen, kann man einen besonders heftigen Angriff durchführen oder beispielsweise eine Aura erhalten, die Lebensenergie wieder herstellt. Auch hier geht's wieder ins 3D und eine effektvolle Animation.

Während die Erkundung von Qaf und das Lösen von Rätseln eher der ruhige Part in "Prince of Persia" sind, können die Kämpfe mit Tempo und Dynamik überzeugen. Selbst die Bosskämpfe sind für einen 2D-Plattformer richtig gut animiert und sogar anspruchsvoll. Es gibt zudem vier Schwierigkeitsgrade, die für noch knackigere Kampfgeschehen sorgen können. Was die Erkundung angeht, kann man zwischen einem fast komplett freien und einem wegweisenden Modus auswählen. Wer den freien Modus wählt, kommt an einem neuen Feature nicht vorbei - und das ist der in anderen Spielen oft belächelte Fotomodus. Während das sonst eher eine lästige Nebenquest ist, wird es bei "Prince of Persia" zu einer tollen Memory-Funktion. Denn die Map der Welt ist nur schemenhaft dargestellt. Mit dem Screenshot kann man sich erinnern: Ah, hier ging es vorerst nicht weiter oder dort war eine Schatztruhe versteckt, die bislang noch unerreichbar war.

Persischer Sound als dickes Plus

Hindernisparcours mit tödlichen Folgen gibt es im Spiel zuhauf.

Hindernisparcours mit tödlichen Folgen gibt es im Spiel zuhauf.

(Foto: Ubisoft)

Was Bewegung und Kampfsystem angeht, wird man im Laufe des Spiels stetig besser. Elemente wie Lebensenergie oder Waffenstärke werden per Upgradesystem verbessert. Dazu sammelt man im Spiel Zeitkristalle, Metalle oder Amulette. Letztere lassen sich an die eigene Halskette heften und geben einen kleinen Schub in verschiedenen Bereichen, können aber auch kurz die Zeit verlangsamen, sofern man das Chakram einsetzt. Die Zeitkristalle sind als Währung gedacht, mit der man bei einer Händlerin einen weiteren Heiltrank oder einen Slot für mehr schmucke Anhänger kauft. Bei der göttlichen Schmiedin Kaheva werden die Waffe auf Vordermann gebracht - hier kommen die gesammelten Metalle zum Einsatz.

Insgesamt ist das Crafting-System, wenn man es überhaupt so nennen kann - angenehm überschaubar. Was die Gegner im Kampf so fallen lassen - meistens Kristalle - nimmt man mit. Auch Amulettanhänger und Metalle findet man ab und an im Vorbeigehen. Man wird aber nicht gezwungen, Sargon in irgendeiner Weise hochzuleveln, mit Geschick und Übung lassen sich alle Herausforderungen des Spiels auch so meistern.

Der Comiklook ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber toll in die vielseitige Welt von Qaf. Hier vereinen sich verschiedene Szenerien, wie alte Tempelruinen, Wälder, Verliese und Wasserwelten. Der Detailgrad ist enorm hoch und trotz 2D passiert auch in den Hintergrundebenen immer etwas. "Prince of Persia" steckt also voller Leben. Getoppt wird das Ganze noch von einem starken Soundtrack, der von der Berliner Künstlerin "Mentrix" beigesteuert wird. Die meist atmosphärisch-orchestralen Klänge passen sich dem Geschehen an und sorgen für die nötige Dramatik. "Wer will nicht bei so einem Abenteuer die Musik beisteuern", sagte "Mentrix" im Gespräch mit ntv. "Ich wollte die Farben und Töne der iranischen Musik in den Vordergrund stellen. Das ist das Zentrum der persischen Kultur. Leute neigen dazu etwas zu verallgemeinern - so wie bei Musik aus dem Mittleren Osten. Letztlich soll die Musik vermitteln, dass man sich auf einer Reise befindet und in dem Moment des Spielens woanders."

Der Plan geht auf

Und das gelingt. Was die Stimmung angeht, passt so ziemlich alles in "Prince of Persia: The Lost Crown". Das Gameplay überzeugt in den Bereichen Bewegungsfreiheit, Erkundung und Kampfsystem über die gesamte Dauer der mehr als 20 Stunden Spielzeit. Schwächen gibt es nur wenige: Die behutsame aufgebaute Welt um die "Unsterblichen" und den Berg Qaf ist wirklich umfangreich, lässt sich aber nur an den Erzähltafeln rekonstruieren. Es gibt leider keine Enzyklopädie, die man im Laufe des Spiels befüllt.

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Ebenfalls im Bereich der Bedienfreundlichkeit fällt eine fehlende Übersicht der Attackenkombinationen. Es gibt zwar eine Trainingsarena, in der man verschieden Angriff lernt, auszuführen, dort muss man sich aber erst wieder hinbegeben und gerade am Anfang steht noch keine Schnellreisefunktion zur Verfügung. Trotz Abkürzungen, die man hier und da freischaltet, muss man oft lange Passagen zurücklegen.

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Das sind tatsächlich jedoch keine Stolpersteine für Zocker. Für Entwickler sollte das sogar recht zügig mit Patch behoben werden können. Selbst der Vollpreis von 50 Euro ist bei "Prince of Persia: The Lost Crown" am Ende gerechtfertigt, weil man ein wirklich stimmiges und dynamisches Action-Adventure bekommt, das fordert und unterhält zugleich. Die Idee hinter einem neuen "Prince of Persia"-Spiel geht auf. Der Charme der alten Titel ist spürbar, ein neuer Anstrich und die besten Züge eines Metroidvania sorgen für ein einzigartiges Spielerlebnis. Nach einem ordentlichen Jahr mit großen, aber nur soliden Titel wie "Assassin's Creed: Mirage" oder "Avatar: Frontiers of Pandora", hat Ubisoft ein echtes Kronjuwel seiner Sammlung hinzugefügt - und davon profitieren letztlich auch die Spieler.

"Prince of Persia: The Lost Crown" erscheint am 18. Januar für Playstation, Xbox, Nintendo Switch und PC.

Quelle: ntv.de

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