"App-Store-Regeln als Waffe" Spotify wirft Apple Missbrauch vor
01.07.2016, 14:55 Uhr
Spotify darf auf dem iPhone nicht so, wie es will.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Musik-Streamingdienst Spotify wirft Apple vor, eine neue App-Version zu blockieren, um seinem eigenen Angebot einen Vorteil zu verschaffen. Die Anwälte sind eingeschaltet, Spotify scheint die Sache in Europa und den USA ausfechten zu wollen.
Der schwedische Musik-Streaming-Dienst Spotify zieht gegen Apple in den Kampf. Er wirft dem mächtigen US-Unternehmen vor, seinem eigenen Dienst Apple Music mit unfairen Mitteln einen wettbewerbsverzerrenden Vorteil zu verschaffen. "Recode" hat Einblick in einem Brief erhalten, den Spotifys Chef-Anwalt an seinen Apple-Kollegen sowie an Mitglieder des US-Kongresses geschickt hat. Apple füge seinem Unternehmen großen Schaden zu, indem es ein Update der Spotify-App verhindere, schreibt er. Mit einem Hinweis auf die Geschäftsbedingungen verlange es von Spotify Abos ausschließlich über den App Store abzuschließen. Er sehe in diesem Verhalten einen Verstoß sowohl gegen das US- als auch gegen das EU-Wettbewerbsrecht. "Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Apple den Genehmigungsprozess für App Store als Waffe einsetzt, um Konkurrenten zu schädigen", schreibt der Anwalt.
Kein Geschäft ohne Apple
Im Kern geht es um Apples Praxis, nicht nur bei App-Verkäufen 30 Prozent Provision einzustreichen, sondern auch bei Abos mitzukassieren, die aus einer iOS-Anwendung heraus abgeschlossen werden. Seit dem WWDC gilt ein neues Modell, in dem Apples Anteil ab dem zweiten Jahr auf 15 Prozent sinkt und grundsätzlich für alle Apps Abos möglich sind.
Derzeit kostet das Spotify-Abo wegen der Gebühren auf iPhones oder iPads 13 Euro pro Monat, während es über die Website der Schweden für 10 Euro zu haben ist. Spotify informiert Kunden über das günstigere Angebot und hat außerdem eine Promo-Aktion gestartet, bei der Nutzer drei Monate für 99 Cent erhalten - wenn sie das Abo über die Website abschließen. Apple habe daraufhin angedroht, die App zu verbannen, bis Spotify aufhöre, iOS-Nutzer über die Aktion zu informieren, schreibt der Anwalt. Spotify hat dem Folge geleistet, aber gleichzeitig auch die Bezahlung über den App Store abgeschafft, was laut "Recode" zur aktuellen Blockade führte.
Der Streaming-Markt wächst rasant und man könnte annehmen, dass der schwedische Pionier Spotify mit nach eigenen Angaben inzwischen 30 Millionen zahlenden Kunden einen glänzenden Schnitt macht. Dem ist aber nicht so. Denn trotz steigender Umsatz- und Nutzerzahlen hat Spotify auch im vergangenen Jahr einen deutlichen Verlust eingefahren, laut tagesschau.de 173 Millionen, 7 Prozent mehr als 2014. Hauptgrund für die roten Zahlen sind Investitionen für den weiteren Ausbau des Unternehmens, für den auch immer wieder Investoren mit Milliarden-Summen einspringen.
Apple an Tidal interessiert
Apple rückt Spotify außerdem immer enger auf die Pelle, inzwischen soll dessen Dienst auch schon 15 Millionen Abonnenten haben. Und es könnte für den schwedischen Streaming-Pionier noch dicker kommen: Apple versuche Tidal zu kaufen, berichtet "The Wall Street Journal". Der Dienst des US-Rappers Jay Z hat zwar bisher nur rund drei Millionen Abonnenten. Aber er bietet Exklusivangebote von Größen der Branche, unter anderem Jay Zs Ehefrau Beyoncé, Rihanna, Kanye West. Auch die Songs des verstorbenen Prince gibt es größtenteils nur bei Tidal. Außerdem sind viele der Abonnenten bereit, für eine bessere Streaming-Qualität den doppelten Preis zu bezahlen. Die Gespräche seien aber noch nicht weit fortgeschritten, schreibt "The Wall Street Journal". Und auch Tidal versuche sich durch Übernahmen zu vergrößern, beispielsweise habe es Napster im Blick.
Quelle: ntv.de, kwe