Technik

Sci-Fi-Horror der monotonen Art "The Callisto Protocol" fesselt und enttäuscht zugleich

Mutanten im Weltraum - Jacob Lee muss sich in "The Callisto Protocol" einen Weg aus einem Gefängnis freikämpfen.

Mutanten im Weltraum - Jacob Lee muss sich in "The Callisto Protocol" einen Weg aus einem Gefängnis freikämpfen.

(Foto: Striking Distance Studios)

Als Horror-Schocker des Jahres für Konsolen und PC angekündigt, mangelt es "The Callisto Protocol" nicht an Vorschusslorbeeren. Das Mutantenschlachtfeld in einem Space-Gefängnis hat eine große Stärke - aber viele kleine Schwächen.

Science-Fiction-Horror ist eine eigene Disziplin für sich. Ob "Alien"-Trilogie oder "Dead Space" - in Filmen und Videospielen kommt es dabei vor allem auf ein zentrales Element an: die richtige Atmosphäre. In diesem Bereich bekommen Zocker mit "The Callisto Protocol" neues Futter, das den zentralen Aspekt des Genres hervorragend bedient, dafür in Sachen Gameplay enttäuscht.

Die Entwickler von Striking Distance Studios orientieren sich stark am erfolgreichen Weltraum-Schocker "Dead Space" aus dem Jahr 2008, mit Glen Scofield hat man sogar einen der Schöpfer von damals mit an Bord. Auch "The Callisto Protocol" setzt auf Gore-Effekte, also auf besonders blutige Auseinandersetzungen. Splatter vom Feinsten also. Dass das Spiel ab 18 Jahren ist, hat in jedem Fall seinen Grund. Denn die Hauptaufgabe besteht darin, Weltraum-Mutanten aus der Third-Person-Perspektive möglichst fachgerecht mit allerhand Werkzeug und Waffen in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Diese Aufgabenmonotonie zu ertragen, dabei hilft immerhin die gelungene Story des Spiels. Frachterpilot Jacob Lee muss nach einem Aktivistenangriff auf sein Raumschiff auf dem Mond Callisto notlanden. Er wird zwar gerettet, allerdings auch als Sträfling eingestuft und ins "Black Iron"-Gefängnis verlegt. Dort ereignet sich kurz nach seiner Ankunft ein Aufstand der Häftlinge - der Space-Knast versinkt im Chaos. Denn viele der Insassen und Wärter sind von einem Virus befallen und verwandeln sich zu blutrünstigen Mutanten. Protagonist Jacob muss nun einen Weg in die Freiheit finden.

Einfach immer geradeaus

Josh Duhamel verleiht der Hauptfigur Stimme und Gesicht.

Josh Duhamel verleiht der Hauptfigur Stimme und Gesicht.

(Foto: Striking Distance Studios)

Was folgt, ist ein ziemlich linearer Spießrutenlauf durch die Katakomben und Außenbereiche des Gefängnisses. Ein Glück, dass die Entwickler in der Lage waren, jedem Bereich, Flur oder Korridor einen Gruselanstrich zu verpassen. Das reicht von Wartungsräumen mit von der Decken baumelnden Leichen, über die wenigen vereisten Passagen an der Oberfläche des Planeten, bis hin zu den vermodernden Abwasseranlagen. Optisch schafft es das Spiel regelmäßig, dem Spieler Unbehagen und Unsicherheit zu vermitteln.

Was die Atmosphäre angeht, kommen neben dem tollen Knast-Setting und der starken Grafik noch hervorragende Soundeffekte und musikalische Untermalung dazu. Alles Elemente, die den Spieler schnell in einen Bann ziehen können. Einen gewissen Hollywood-Anstrich hat "The Callisto Protocol" auch. Die Protagonisten werden von Josh Duhamel (Jacob Lee), bekannt aus den Transformers-Filmen und Karen Fukahara (Dani Nakamura), bekannt aus "The Boys", gespielt. Als Synchronisation muss man hier die englische Sprachversion empfehlen. In der deutschen Vertonung mangelt es sehr oft bei der Lippensynchronität.

Und am Ende nochmal drauftreten

So toll die Atmosphäre des Spiels auch ist, so einfältig sind die Auseinandersetzungen mit den Mutanten. Es läuft am Anfang immer nach dem Schema F. Für den ganzen Vorgang braucht es weder Skills, noch echtes Timing: Mit dem Bewegungsstick weicht man den Angriffen recht simpel aus, danach setzt Jacob seine Hieb- und Stichwaffen ein, um erst die Körperteile der Mutanten abzutrennen und dann das Hirn zu Brei zu schlagen. Wer noch Loot finden möchte, der stampft nochmal ordentlich drauf auf die wabernde Masse am Boden.

An Grusel- und Schockmomenten spart "The Callisto Protocol" nicht.

An Grusel- und Schockmomenten spart "The Callisto Protocol" nicht.

(Foto: Striking Distance Studios)

Dieser Vorgang ändert sich ein wenig, sobald Jacob seine erste Schusswaffe findet. Dafür sind im Spiel reihenweise 3D-Drucker verteilt, wo Waffen mithilfe des "erstampften" Loots angefertigt und modifiziert werden. Mit der ersten Space-Knarre lassen sich die Mutanten auch aus der Distanz ausschalten, nur Munition ist leider Mangelware.

Ein tolles, aber ebenfalls nicht zu Ende gedachtes Element im Spiel, ist der GRP - Gravity Restraint Projector. Mit dem Telekinese-Handschuh lassen sich die Gegner in die Luft heben und durch die Gegend, in Abgründe oder Ventilatoren schleudern. Das starke Tool läuft mit Batterie - Duracell, möchte man meinen - denn eigentlich lässt sich diese Waffe viel zu oft einsetzen.

Der rund zehn Stunden lange atmosphärische und actionreiche Trip durch einen spektakulären Schlachthof im Weltraum weiß zu unterhalten. Ob im Gameplay oder im Kampfsystem - insgesamt lässt "The Callisto Protocol" also zu viele Chancen liegen, um ein ganz großer Hit zu werden.

ANZEIGE
The Callisto Protocol (Day One Edition, 100% uncut) - [PlayStation 5]
364
36,99 € 69,99 €
Zum Angebot bei amazon.de

"The Callisto Protocol" ist für Playstation, Xbox und PC erhältlich.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen