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MMA-Simulation im Test UFC 5 ist brutaler und realistischer als je zuvor

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Kein Schlag in die Magengrube: UFC 5.

Kein Schlag in die Magengrube: UFC 5.

(Foto: EA)

Die UFC ist die ganz große Show, was Mixed Martial Arts angeht. Die Inszenierung, die Atmosphäre und die Action suchen ihresgleichen. Mit UFC 5 soll der Kampfsport-Zauber auch auf die Konsolen übertragen werden. ntv.de hat das Fighting-Game getestet.

UFC 5 startet mit einem Duell, von dem Kampfsport-Fans seit Langem träumen. Mit Jon "Bones" Jones und Stipe Miocic stehen sich zwei MMA-Legenden im Käfig gegenüber. Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Heavyweight-Champions Jones, den ein Cut am Auge plagt. Den Kampf gewinnt man nach kurzer Einführung in die Spielmechaniken, es folgen Superzeitlupen und eine atmosphärische Siegerehrung unter tosendem Jubel des Publikums. Entwickler EA Sports will hier mit seiner Kampfsport-Simulation gleich mal zeigen, wie krachende Action, eine geniale Grafik und anspruchsvolles Gameplay zusammenkommen. Wer UFC-Feeling will, der bekommt das auf den NextGen-Konsolen auch, im Test von ntv.de stellt sich aber heraus: Vieles davon gab es bereits in dieser Form im Vorgänger von 2020.

Der Real-Life-Titelkampf zwischen Jones und Miocic sollte eigentlich im Dezember in New York stattfinden, wegen einer Muskelverletzung musste Jones jedoch absagen. Und auf Verletzungen liegt in den virtuellen Käfigkämpfen ein großer Fokus. Durch die neue Frostbyte-Engine wird der Schaden von Schlägen und Tritten optisch so realistisch dargestellt wie nie zuvor. Klaffende Wunden, Schwellungen und Blutspritzer machen das Spiel so noch realistischer und noch brutaler.

Bis die Nase bricht

Es gibt allein 64.000 Animationen, die Verletzungen im Gesicht visualisieren. Das hat zudem noch dazu einen Effekt auf das Gameplay. Sind die Augen in Mitleidenschaft gezogen, kann schon mal der Ringarzt das Octagon betreten, den Cut oder die Schwellung begutachten und gegebenenfalls den Kampf abbrechen. Das ist eine Neuerung, die den Spieler zwingt, auf seine Deckung zu achten oder Schlägen und Tritten auszuweichen.

Im Bodenkampf fällt das Mini-Spiel weg - endlich.

Im Bodenkampf fällt das Mini-Spiel weg - endlich.

Während man sich eben darauf konzentriert, keine heftigen und folgenschweren Treffer am Kopf zu kassieren, versucht man natürlich auch den Gegner zu bearbeiten. Hier kann jetzt die Deckung durchbrochen und anschließend höherer Schaden erzielt werden. Im Bodenkampf ist das lästige Mini-Game bei Submission-Griffen weggefallen. Eine echte Erleichterung.

Mit Frostbyte kommen viele neue Animationen. Beispielsweise wirft sich der Referee schützend zwischen die Fighter im Ground-and-Pound, um den Kampf zu beenden. Der Einlauf der Kämpfer beginnt nun in den Katakomben, man hat das Gefühl hautnah dabei zu sein. Insgesamt wirken die Bewegungsabläufe der MMA-Spezialisten noch geschmeidiger, das Striking durch ein besseres Trefferfeedback knackiger und der Bodenkampf intensiver durch flüssigere Übergänge.

Die Optik der großen UFC-Stars ist wirklich beeindruckend, allerdings ist das Roster abgesehen von Fedor Emelianenko, Mohamed Ali und Mike Tyson unverändert. Eigentlich ein Unding, da sich in den vergangenen drei Jahren einiges in der UFC getan hat.

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Die neue Engine ist aber auch nicht fehlerfrei. Ganz clever hat EA beim legendären Ansager-Intro durch Bruce Buffer, der bei den UFC-Veranstaltungen mit hochrotem Kopf und regelrecht verbissen "It's Time" ins Mikrofon brüllt und so das Publikum zur Ekstase bringt, schnell die Perspektive gewechselt, um die Gesichtszüge Buffers nicht aus der Nähe zeigen zu müssen. Denn: Große Emotionen ausdrücken geht zwar über die gewohnte UFC-Inszenierung der Show, die Gesichter der Protagonisten können das nicht. Das sieht man sowohl in den vielen Zwischensequenzen des Karrieremodus als auch innerhalb des Käfigs. Nach einem Knockdown friert der Blick des zu Boden gehenden Fighters ein, er starrt eisern an die Decke, obwohl er noch bewusst die Deckung hochnimmt.

UFC 5: Alter Wein in neuen Schläuchen?

Die Inszenierung ist so nah am Original wie nur möglich.

Die Inszenierung ist so nah am Original wie nur möglich.

(Foto: EA)

Das sind aber vernachlässigbare Details. Schlampig wird es beim eben erwähnten Karrieremodus. Hier hat sich hinsichtlich der Geschichte nichts getan. Man spielt mehr oder weniger die gleiche Story wie in UFC 4, wo man nach Fights in kleineren MMA-Organisationen in der UFC landet und dort dem Titel nachjagt. In UFC 5 beginnt man im Hinterhof, verprügelt drei Kerle bei kleineren Veranstaltungen und dank eines Knockouts, der viral geht, landet man dann beim Branchenprimus und jagt dem Titel nach.

Bitter dabei: Es werden einfach Zwischensequenzen und Schauplätze aus dem vierten Teil neu verwurstet. Die erste Arena gleich zu Beginn im Hinterhof kennt man bereits, ebenso wie das Cage-Setting unter der Brücke, wo man die Mechaniken des Spiels lernt. Ja, es gibt neue Elemente. Statt 08/15-Gym trainiert man nun im UFC Performance Center in Las Vegas und mit Valentina Shevchenko hat man einen prominenten Guide/Coach an seiner Seite. Aber so richtig packend ist die Erzählung um einen aufstrebenden MMA-Fighter beim zweiten Mal nicht mehr. Ein richtiger Story-Modus hätte dem Spiel viel besser zu Gesicht gestanden und für frischen Wind gesorgt. Dazu gibt es wieder für diese Konsolengeneration ungewöhnlich lange Ladezeiten zwischen den Kämpfen.

Die deutsche Synchronisation im Karrieremodus okay, mehr aber auch nicht. Es gibt einfach viele Momente zu wegschämen, etwa bei den holprigen Versuchen, die Sprüche von Coach Davis ins Deutsche zu übersetzen. Das Gleiche gilt für die deutschen Kommentatoren. Lieber die Sprache auf Englisch umstellen, dann gibt's Jon Anik und Daniel Cormier wie in den realen TV-Übertragungen. Immerhin mit dem Online-Karrieremodus kann man seinen selbst erstellten Charakter auch gegen andere Spieler antreten lassen und sich in Ranglisten nach oben und sogar um Titel kämpfen.

Für den Vollpreis zu wenig Neuerungen

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Neu ist zudem auch der Modus "Kampfangebote". Hier spielt man historische oder bevorstehende Duelle in der UFC nach und sammelt Erfahrungspunkte, die man gegen kosmetische Objekte für die Kämpfer eintauschen kann. Eine ganz nette Ergänzung. Dazu gibt es Alter Egos von den bekannten UFC-Größen. Ein junger Conor McGregor oder ein Alex Volkanovski aus seiner Zeit vor der Titelregentschaft beispielsweise kämpfen anders als ihre aktuellen Versionen. Das könnte man als neue Kämpfer betrachten, sind sie aber eigentlich nicht.

Insgesamt ist UFC 5 das realistischste Fighting-Game auf dem Markt. Die Optik ist schlichtweg genial und dank der neuen Engine wirkt alles flüssiger und natürlicher. Die Fights wirken brachial und dennoch muss der Spieler seinen Fight IQ einsetzen, um die Käfigduelle für sich zu entscheiden. Leider gibt das Spiel kein Roster-Update her und auch im beliebten Karrieremodus gibt es kaum Neues. Wer den Vorgänger noch hat, wird die 70 Euro Vollpreis als zu teuer empfinden. Wer gerade erst einsteigt mit Mixed Martial Arts auf Konsolen, der wird die geballte UFC-Power und -Atmosphäre zu spüren bekommen.

Quelle: ntv.de

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