Datensauger Windows 10 US-Verbraucherschutz watscht Microsoft ab
19.08.2016, 07:19 Uhr
Privatnutzer können Windows 10 das Datensammeln nicht komplett verbieten. Das missfällt der EFF.
(Foto: kwe)
Die EFF liest Microsoft in Sachen Windows 10 die Leviten. Das Unternehmen ignoriere unverfroren Nutzerwillen und Privatsphäre, lautet der harsche Vorwurf der US-Verbraucherschutzorganisation.
Auch in seinem Heimatland muss Microsoft wegen Windows 10 heftige Kritik einstecken. Die allgemeinnützige US-Verbraucherschutzorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) wirft dem Unternehmen in einem Blogeintrag vor, Nutzerwillen und Privatsphäre mit den Füßen zu treten. Das ist starker Tobak - auch wenn die Kritikpunkte nicht wirklich neu sind.
Zum einen kritisiert die EFF die Methoden, mit der Microsoft Nutzer von Windows 7 und 8 zum Upgrade auf das neue Betriebssystem bewegen wollte. Ein "Highlight" sei die Upgrade-App, die ins Benachrichtigungsfeld installiert wurde und vom Nutzer kaum zu entfernen gewesen sei. Außerdem habe Microsoft die App immer wieder angepasst, damit dies auch nicht mit Drittanbieter-Tools oder via Schritt-für-Schritt-Anleitungen möglich wurde. Dann sei das Unternehmen dazu übergegangen, das Upgrade ungefragt auf die Computer der Nutzer herunterzuladen und zum "empfohlenen Update" zu machen. Und schließlich habe Microsoft Windows-10-Werbung in einem Sicherheits-Update für den Internet Explorer verpackt. Ebenso inakzeptabel findet die EFF, dass die Ablehnung der Nutzer in einem Dialogfenster als Zustimmung interpretiert wurde. "Was die Nutzer tatsächlich wollten, schien niemanden zu interessieren", schreiben die Verbraucherschützer.
Cortana ist datenhungrig
Da die Gratis-Upgrade-Phase am 29. Juli endete, sind diese Vorwürfe im Prinzip Schnee von gestern. Doch die EFF kritisiert auch Microsofts Umgang mit der Privatsphäre in Windows 10 scharf. Mit den Grundeinstellungen schicke das Betriebssystem eine beispiellose Menge an Nutzungsdaten an das Unternehmen - vor allem um die digitale Assistentin Cortana mit Informationen zu versorgen. Dabei handelt es sich unter anderem um den Standort, Text-, Sprach- und Toucheingaben, sowie Webseitenbesuche und generelle Nutzungsstatistiken.
Die EFF bezweifelt nicht, dass die Daten benötigt werden, um die cloudbasierten Dienste von Cortana zu ermöglichen. Nutzer, die vorziehen, ihre Privatsphäre zu schützen, sollten aber die Möglichkeit haben, den Datenfluss vollständig zu unterbinden. Telemetriedaten werden aber auch dann noch geschickt, wenn Nutzer in den Einstellungen alle Opt-out-Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Den Verbraucherschützern missfällt außerdem, dass Microsoft zwar angibt, die Daten zu anonymisieren, aber nicht genau sagt, welche Informationen übertragen werden und wie lange sie gespeichert werden.
Microsoft soll nachbessern
Ohne die abgerufenen Informationen seien keine Sicherheitsupdates möglich, begründet Microsoft, dass private Nutzer die Datenübertragung nicht komplett unterbinden können. Die EFF sieht aber keinen Grund, warum Patches nicht auch ohne Infos wie App-Nutzungen oder Geräte-Seriennummer (IMEI) möglich sein sollen.
Die Verbraucherschützer fordern von Microsoft, seine Fehltritte zur Kenntnis zu nehmen und Nutzern echte, sinnvolle Opt-out-Möglichkeiten zu geben, vorzugsweise in einem einzigen Fenster. Andernfalls müsse Microsoft mit zivilen Klagen und Maßnahmen von Regierungen und Behörden rechnen.
Quelle: ntv.de, kwe