
Lady Dimitrescu erwartet euch auf ihrem Horror-Schloss.
(Foto: Capcom)
Zwischen Horror, Action und Kitsch: "Resident Evil 8: Village" entführt Spieler in ein albtraumhaftes Dorf in Osteuropa. Dort müssen sie sich gegen allerlei blutrünstige Monster und skurrile Charaktere behaupten. Vor allem eine Dame hat es dabei in sich.
Ein Gebrüll erschüttert das schneebedeckte Dorf, irgendwo im tiefsten Rumänien. Blut tropft von den Balken zerstörter Häuser. Im Nebel erscheinen dunkle Gestalten, die nur darauf warten, ihre spitzen Zähne in das Fleisch von Ethan Winters zu hauen. Ein schreckliches Déjà-vu in einem neuen Setting. Denn der Name des Protagonisten in "Resident Evil 8: Village" dürfte Fans der Reihe durchaus vertraut sein. Schon in Teil 7 "Biohazard" erlebten Spieler mit ihm in einem Hillybilly-Farmhaus allerlei Grausamkeiten. Das neueste Spiel der beliebten Horror-Survival-Serie aus dem Hause Capcom knüpft nun an den Vorgänger an. Allerdings sind inzwischen drei Jahre vergangen. Ethan hat mit Freundin Mia eine Familie gegründet und wägt sich im weit entfernten Europa in Sicherheit.
So beginnt "Resident Evil 8: Village" auch ganz harmlos im Familienidyll: Ethan und Mia Winters sind nach den traumatisierenden Ereignissen in Louisiana in ein ruhiges, gemütliches Haus in Rumänien gezogen, um ein neues Leben mit ihrer kleinen Tochter Rose aufzubauen. Doch schon die gruselige Gutenachtgeschichte, die Mary ihrem Baby vorliest, verheißt nichts Gutes. Und tatsächlich: Kaum zehn Minuten später wird die junge Familie brutal überfallen, Mia erschossen, Baby Rose entführt und Ethan niedergeschlagen.
Als dieser wieder zu Bewusstsein kommt, findet er sich in einem osteuropäischen Dorf wieder. Blutspuren durchtränken den weißen Schnee, abgeschlagene Tierköpfe hängen an Bäumen und immer wieder pflastern übel zugerichtete Kadaver und Leichen den Weg. In der Ferne türmen sich die Mauern eines Schlosses bedrohlich auf. Schnell wird Ethan klar: Er ist nicht allein. Blutrünstige Werwolf-Gestalten, verfluchte Seelen und skurrile Schlossbewohner trachten ihm nach dem Leben. Die gegnerischen Charaktere wirken wie eine Mischung aus Alice im Wunderland und Grimms Märchen mit einer Prise Tim Burton - mal zum Fürchten, mal zum Schmunzeln. Doch gerade diese Überhöhung macht den Charme von "Village" aus.
Die Figur der Schlossherrin Lady Dimitrescu ist da das beste Beispiel. Bereits nach der Veröffentlichung der Demo zum Spiel wurde sie mit ihrer übermenschlichen Größe und ihren ausladenden Proportionen in Fanfiction und Cosplay verehrt und fetischisiert. In Kommentaren unter Let's-Play-Videos scheinen Fans nur auf ihr Erscheinen hinzufiebern. Sie ist glamourös, frivol und gleichzeitig übermächtig. Immer wieder muss Ethan durch die prunkvollen labyrinthartigen Korridore des Schlosses vor ihr fliehen, den Hall ihrer schweren Schritte im Nacken.

Dieser Werwolf-Boss in "Resident Evil 8: Village" hat nichts mit zotteligen Mondanbetern aus Filmen wie Twilight gemeinsam.
(Foto: Capcom)
Wie schon bei "Resident Evil 7" steuert der Spieler Ethan auch in "Village" in der Ich-Perspektive durch die bedrohliche Spielewelt. Doch nicht nur durch die Steuerung kommt einem das Spielgefühl vertraut vor. Auch die Motivation des Protagonisten erinnert stark an den Vorgänger. War es in "Biohazard" noch Freundin Mia, setzt Ethan diesmal alles daran, Baby Rose zu finden. Und wie der Spieler, fragt auch er sich: "Warum passiert das - erneut?"
Action statt Grusel
Doch es hilft nichts. Ethan muss sich durch Monsterhorden metzeln und sadistische Bossgegner bekämpfen, wird dabei immer wieder verstümmelt und flickt sich notdürftig zusammen. Immerhin hat er seit Louisiana eine militärische Ausbildung absolviert. Somit ist der Umgang mit Pistole und Shotgun kein Problem. Jetzt heißt es genügend Thaler zu sammeln, um sich beim Händler sein Inventar zu boosten. Dieser taucht an verschiedenen Stellen des Spiels auf und verkauft dem Spieler Munition, Heilmittel oder Waffen-Upgrades.
Die braucht er auch dringend. Denn im Gegensatz zum anschwellenden Horror des Vorgängers, setzt "Resident Evil 8" deutlich mehr auf Action. Das ist zum Teil schade, denn das imposante Setting zusammen mit dem wunderbar abgestimmten Grafik- und Sounddesign bieten beste Voraussetzungen für jede Menge Gruselmomente. Stattdessen stolpert der Spieler von einer Kampfszene in die nächste. Dazwischen ist oft kaum Zeit, Luft zu holen. Zudem werden es mit der Zeit immer mehr Gegner. So bekommt man manchmal sogar das Gefühl, Call of Duty statt Resident Evil zu spielen.
Das mag Actionfans freuen, allerdings haben so die genial-skurrilen Charaktere nur wenig Raum zur Entfaltung. Was "Village" allerdings durchaus gelingt, ist die Neugierde des Spielers zu wecken und ihn so bei der Stange zu halten. Denn wie passen Werwölfe und Vampire in das Resident-Evil-Universum? Wer sich aufmerksam in der Spielwelt umschaut und die überall hinterlassenen Notizzettel, Dokumente und Skizzen studiert, findet Antworten auf diese Frage. Ob diese dann überzeugend sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Alles in allem ist Resident Evil 8 hervorragend inszeniert. Die zwölf Stunden Spielzeit machen trotz der genannten Schwächen durchaus Laune. Wer allerdings ein klassisches Resident Evil oder ein reines Horrorspiel erwartet, wird wohl nicht ganz glücklich. Doch auch denen sei gesagt: Neben der ganzen Ballerei, gibt es auch immer wieder Gänsehautmomente. Und die Story - naja, nennen wir es skurril. Trashig würde es wohl besser treffen. Dafür sind die Charaktermodelle wunderbar detailliert gestaltet und das Spiel glänzt mit allerhand stimmungsvollen und schönen Lichteffekten. Und seien wir ehrlich: Allein schon für ein Rendezvous mit Lady Dimitrescu dürfte sich ein Besuch im Horrordorf für viele Spieler lohnen. Aber Vorsicht: Die Dame des Hauses ist bissig!
Resident Evil 8: Village ist seit dem 7. Mai für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und PC erhältlich.
Quelle: ntv.de