Technik

Spotify, Deezer, Tidal & Co. Was können die Musikstreaming-Dienste?

Spotify ist der Musikstreaming-Platzhirsch in Deutschland.

Spotify ist der Musikstreaming-Platzhirsch in Deutschland.

(Foto: imago/photothek)

CD und MP3 waren gestern, nun haben die Musikstreaming-Dienste übernommen. Mindestens ein gutes Dutzend Anbieter dürfte es inzwischen geben. Doch worin unterscheiden sich die einzelnen Dienste?

Alle Alben der Lieblingsband durchhören, mit Playlists in Nostalgie schwelgen, Podcasts hören und Neues kennenlernen: All das und mehr bieten Musikstreaming-Dienste auf denkbar einfache Art und Weise - und das oft auch noch zur Offline-Nutzung ganz ohne Internetzugriff. Aber was unterscheidet die Anbieter, und gibt es einen, der besonders gut ist?

Zahlen sagen nicht viel aus

Es ist nicht leicht, den besten Streaming-Anbieter auszuwählen. Allein anhand der Musikkataloge der Dienste ein Urteil über deren Güte zu fällen, ist quasi unmöglich. Denn Anbieter wie Spotify, Apple Music oder Deezer haben Abermillionen Titel im Angebot. Hier helfen höchstens Stichproben: Wenn ein Streaming-Anbieter viele eher unbekannte Titel aus der eigenen Favoritenliste im Angebot hat, fährt man mit ihm meistens gut.

Noch mehr gibt es tendenziell zum Beispiel bei Soundcloud, das seinen Katalog mit mehr als 120 Millionen Titeln beziffert, weil dort viele Künstler Musik zusätzlich direkt hochladen. Oder auch bei Googles Youtube Music, das wie das Schwesterangebot Play Music wechselseitig von Kunden beider Dienste genutzt werden kann, erklärt Marinus Martin vom IT-Portal "Netzwelt.de": "Bei Youtube findet man daher auch Künstler, die auf "herkömmlichen" Streaming-Plattformen nicht vertreten sind." Umgekehrt kann es aber auch sein, dass man viele Inhalte der "Herkömmlichen" bei Soundcloud und Youtube Music nicht findet. Auch hier kommt es also auf die Probe aufs Exempel an.

Wenig Preisunterschiede

Auch beim Preis gibt es kaum Unterschiede. Mit knapp 10 Euro monatlich bewegen sich fast alle Dienste preislich in einem vergleichbaren Rahmen. Dienste wie Deezer, Soundcloud, Spotify oder auch Youtube Music bieten zusätzlich zum Abo-Modell auch eine kostenlose Variante, bei der Nutzer aber Werbung in Kauf nehmen müssen und die Angebote nicht offline nutzen können.

Manche Anbieter haben vergünstigte Studententarife, zudem gibt es etwa bei Amazon Music Unlimited, Apple Music, Deezer, Google Play Music, Juke, Spotify, Tidal oder Youtube Music auch Familientarife, über die dann meist bis zu fünf weitere Familienmitglieder den jeweiligen Dienst nutzen können. Sie müssen allerdings alle unter einem Dach wohnen. Kostenpunkt dafür: Rund 15 Euro im Monat.

Mehr Klangqualität durch Hi-Fi-Option

Wer bereit ist, sogar um die 20 Euro im Monat auszugeben, dem bieten Anbieter wie Deezer, Tidal oder Qobuz eine sogenannte Hi-Fi-Option. Dafür kann man dann Musik im verlustfreien FLAC-Format bei 16 Bit Auflösung streamen - je nach Anbieter aber unter Umständen nicht auf allen Geräten und mit Einschränkungen bei der Offline-Nutzung. Bei Tidal und Qobuz gibt es sogar Aufnahmen beziehungsweise Abos für Musik in Studio-Masterqualität (FLAC mit 24 Bit und 192 KHz).

Diese Hi-Fi-Option hebt die genannten Dienste von den anderen ab. Der Vorteil ist aber nicht immer groß und kann sich unter Umständen sogar als Nachteil herausstellen. So empfehlen etwa die Experten von "Teltarif.de", zumindest unterwegs auf das Streaming in der besten Übertragungsqualität zu verzichten, falls diese eingestellt werden kann: "Einerseits werden dabei große Datenmengen übertragen, andererseits müssen Interessenten je nach Netzverfügbarkeit am Aufenthaltsort bei höherwertigen Streams auch mit Aussetzern bei der Musikübertragung rechnen." Will sagen: Wenn die Netzabdeckung schlecht ist, ruckelt's beim Streaming mit hohen Datenraten schneller.

In einem Vergleich hat die Stiftung Warentest die Klangqualität des Streamings verschiedener Anbieter mit der von CDs verglichen. "Die Musikstreamingdienste können absolut mithalten", lautet ein Fazit der Tester. "Selbst auf niedrigster Stufe klingen alle mindestens gut." Unterschiede zur CD dürften für die meisten Nutzer kaum hörbar sein - erst recht nicht, wenn man etwa unterwegs mit Kopfhörern Musik hört. Bei den Hi-Fi-Tarifen konnten Experten zwar im Labor tatsächlich einen größeren Frequenzbereich der Musik messen. Die Hörqualität im Test verbesserte sich dadurch aber nicht.

Angebote im Klassik-Genre

Während Pop-Fans im Grunde bei jedem Streaming-Dienst gut aufgehoben sind, haben es Klassik-Liebhaber etwas schwerer. Sie werden zwar im Prinzip auch bei allen Diensten fündig. Geht es aber um Kompositionen, die nicht so geläufig sind, tun sich Lücken auf. Und grundsätzlich ist es gerade bei klassischer Musik eher schwer, das Gesuchte zu finden: "Schon wegen der meist dürftigen Metadaten ist es nicht einfach, genau die richtige Einspielung zu finden, insbesondere bei Kompilationen ist häufig nicht verzeichnet, wer Interpret, Dirigent, Orchester, Bearbeiter oder Komponist des Werkes ist", berichtet "Teltarif.de". Für Klassik-Enthusiasten seien daher Spezial-Dienste wie Idagio oder Alpha Play besser geeignet.

Ein erfreulicher Trend: Die Dienste haben tendenziell immer mehr Hörspiele und Hörbücher im Programm - sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Auch die Unterstützung für vernetzte Geräte in den eigenen vier Wänden nimmt zu. Wer großen Wert darauf legt, dass bereits vorhandene vernetzte Anlagen oder Lautsprecher den jeweiligen Streaming-Dienst direkt wiedergeben können, etwa über Spotify Connect, sollte sich vor Abschluss eines Abos vergewissern, welche Dienste von seinem Gerät unterstützt werden. Hier liegen Spotify und Deezer vorn.

Bei der Wahl des Streaming-Dienstes führt also eigentlich kein Weg am eigenen Ausprobieren vorbei. Immerhin: Im Prinzip bieten alle Dienste mindestens einen kostenlosen Probemonat an. So kann man herausfinden, wer das Angebot hat, das am besten auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Da die meisten Dienste auch nach Abschluss eines Abos in aller Regel monatlich kündbar sind, spricht nichts dagegen, mehrere Dienste auszuprobieren oder dann und wann zu wechseln.

Quelle: ntv.de, jwa/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen