Maps, Suche, Werbung Wie Apple Google auf iPhones das Wasser abgraben könnte
26.01.2023, 16:53 Uhr
Google auf iPhones ist Apple ein Dorn im Auge.
(Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk)
Apple arbeitet angeblich daran, Google von iPhones und iPads zu verdrängen. Das Unternehmen scheint auf einem guten Weg zu sein, dem Gegner die Vorherrschaft beim Kartendienst, der Suche und vor allem der Werbung streitig zu machen.
Apples einziger ernst zu nehmender Gegner bei den mobilen Betriebssystemen ist Google, seit 2008 mit dem HTC T-Mobile G1 das erste Android-Smartphone gegen das iPhone antrat. Die Zeiten der schrillen Töne, martialischen Kampfansagen und epischen Patentschlachten ist zwar vorüber, doch insgeheim führe Apple den Krieg gegen den Erzgegner weiter, verrieten zwei ehemalige Mitarbeiter des Konzerns der "Financial Times". In dem Kampf gehe es vor allem darum, mit eigenen Diensten Google von iPhones zu vertreiben.
Schon seit 2012 versucht Apple Google Maps mit seinem eigenen Kartendienst entgegenzutreten. Der Start 2012 war alles anderes als geglückt, besonders optisch war Apple Karten eine mittlere Katastrophe. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Vor allem in den USA ist der Dienst heute in den meisten Bereichen gleichwertig, im Detail teilweise auch überlegen.
Karten neu gemischt
Jetzt ist Apple mit Business Connect auch auf dem besten Weg, Google in Karten beim wichtigen Geschäft mit Unternehmen in die Quere zu kommen. Denn dabei handelt es sich um eine Funktion, mit der Firmen sich in dem Dienst präsentieren und mit Kunden interagieren können.
Laut "Financial Times" ist Business Connect ein Frontalangriff auf Google Maps, das mit der Empfehlungsplattform Yelp zusammenarbeite, um ähnliche Informationen anzubieten und Einnahmen aus Werbung und Empfehlungsgebühren zu erzielen. Apple habe dabei den Vorteil, spezielle iOS-Features wie Apple Pay oder Business Chat aus der Nachrichten-App einbinden zu können.
Apple-Alternative zur Google-Suche
Die zweite Kampflinie ist die Suche, Googles Kerngeschäft. Apple könne Google einen ordentlichen Happen seines 92-prozentigen Anteils am Such-Markt abnehmen, sagte Josh Koenig dem Wirtschaftsmagazin. Er ist Chefstratege bei Pantheon, einer Betriebsplattform für Websites. Dafür müsse es erreichen, dass Google nicht mehr die Standard-Suche auf weltweit 1,2 Milliarden iPhones ist, so Koenig. Das sei möglich mit einer Suchmaschine, die so gut wie Google, aber weniger auf Werbung ausgerichtet sei.
Den Erfolg müsste Apple teuer bezahlen. Laut dem US-Justizministerium zahlt die Google-Mutter Alphabet Apple zwischen 8 und 12 Milliarden US-Dollar pro Jahr, damit Google die Standardsuchmaschine in iOS bleibt. Andererseits würde der Ersatz von Google durch eine Apple-Suche und das Versprechen, Nutzerdaten nicht zu Werbezwecken weiterzugeben, gut zu den datenschutzorientierten Software-Änderungen und Apples auf Privatsphäre und Datenschutz ausgelegten Marketingkampagnen passen, schreibt "Financial Times". Gleichzeitig würde Google empfindlich getroffen.
"Schlachtfeld" Online-Werbung
Weitaus gefährlicher könnte für Alphabet Apples Arbeit an einer datenschutzfreundlichen Demand Side Platform (DSP) werden. Denn dabei geht es ums Geschäft mit Online-Werbung, die mit 80 Prozent Haupteinnahmequelle des Android-Anbieters ist. Über eine DSP können Unternehmen unkompliziert Preise von Online-Werbeflächen auf verschiedenen Marktplätzen vergleichen. Seit September 2022 ist bei Apple Keith Weisburg für die DSP-Entwicklung zuständig. Er hat lange für Google gearbeitet und war auch bei Amazon DSP-Chef.
Durch den Ausbau seines Werbegeschäfts dränge Apple zunehmend ins Such-Geschäft, sagte Inside-Intelligence-Analyst Andrew Lipsman der "Financial Times". Und die Suche sei der Schlüssel zu riesigen Mengen an First-Party-Daten, also zu vom Unternehmen selbst generierten Daten. "Das ist das neue Schlachtfeld für die Zukunft der digitalen Werbung."
Quelle: ntv.de, kwe