iOS 6-Nutzer verspotten Pixelkarten Apple bittet um Geduld
20.09.2012, 11:00 Uhr
Die Suche nach einer Tankstelle kann im gefühlten Nichts enden, etwa im Pumpenwerk Wächterstadt, das die neue Karten-App fälschlicherweise als Benzinquelle empfiehlt.
(Foto: theamazingios6maps.tumblr.com)
Das neue Betriebssystem iOS 6 kommt nicht wie der Vorgänger mit Karten des Konkurrenten Google, sondern mit einer eigenen Lösung. Das Problem: Die Inhalte sind zum Teil veraltet oder schlichtweg falsch. Apple verspricht Besserung, doch einstweilen sind die Nutzer so aufgebracht, dass sie selbst Probleme sehen, wo es keine gibt.
Die Freude über den euphorischen Verkaufsstart des neuen iPhone 5 wird bei Apple durch die massive Nutzerkritik an der neuen Karten-App im Betriebssystem iOS 6 getrübt. Apple hat den Service von Konkurrent Google hinausgeworfen und verlässt sich nun auf die Inhalte der Navigationssoftware Tomtom. Die sind offenbar nicht besonders zuverlässig und zudem veraltet.
Während Google nun sogar Verbindungen der Deutschen Bahn in "Maps" anzeigt, berichten Nutzer von den auffälligsten Missgeschicken der App. Ein Tumblr-Blog mit dem Untertitel "The Apple iOS 6 Maps are amazing. Not.", zeigt in Form von Screenshots extrem verpixelte Karten, andere sind eine Mischung aus Winter- und Sommeraufnahmen, manche sind gar komplett von Wolken verdeckt.
Auch der 3-D-Effekt treibe bisweilen ebenfalls seltsame, dynamische Formen, bemängelten die Nutzer. Das "Logan Arts Center" in Chicago etwa "wurde kürzlich von den Borg assimiliert", kommentiert der Blogbetreiber ein Bild, auf dem die Fassade des Baus seltsame Spiegelungen zeigt. In Irland, Großbritannien, den USA, China, Frankreich und Japan klagen Apple-Kunden laut Medienberichten über fehlende Städte und falsch gesetzte Ortsmarken in dem Programm. In England fehlt laut einem BBC-Bericht zum Beispiel die Stadt Stratford-upon-Avon, der Geburtsort des Schriftstellers William Shakespeare.
In Irland markiert das Programm eine Farm mit dem Namen Airfield als Flughafen. Der irische Justizminister Alan Shatter schrieb deshalb einen Brief an das Unternehmen und bat um Korrektur. Apple nahm bislang nicht Stellung. Die auf Navigationssysteme spezialisierte niederländische Firma Tom Tom, die das Programm mit Apple gemeinsam entwickelt hat, erklärte, sie habe nur die Daten für die Karten geliefert und sei nicht für die Funktionsweise des Programmes verantwortlich.
Kritik überschlägt sich
Das die Kritik so flächendeckend ausfällt, liegt auch daran, dass nicht nur die neuen Besitzer der iPhone-5-Modelle auf das neue Betriebssystem zugreifen. Auch viele Nutzer bisheriger iPhone- und iPad-Modelle haben sich seit Mittwochabend iOS6 installiert und waren enttäuscht über den Fehltritt des sonst so auf Benutzerfreundlichkeit bedachten Konzerns.
Einige der in Blogs kolportierten Fehler erwiesen sich bei näheren Hinschauen jedoch als übereilt angeprangert: So steht Berlins Brandenburger Tor dort wo es soll und die Freiheitsstatue in New York wirft zwar in der 3-D-Version Schatten, aber nur weil die Sonne im entsprechenden Winkel steht, zudem ist das Wahrzeichen gut erkennbar.
Bei Apple ist man jedoch bemüht, die Unzufriedenheit nicht kleinzureden: Apple sei bewusst, dass die Karten ein großes Projekt seien, bei dem man erst am Anfang stehe, erklärte Sprecherin Trudy Muller. "Wir sind für alle Hinweise der Nutzer dankbar und arbeiten hart daran, das Nutzererlebnis noch besser zu machen."
Zu Fuß, Autos, Bahn
Viele Anwender wollen jedoch wieder die Karten des Internet-Konzerns Google nutzen. Die sind weiter über den Browser verwendbar, zudem kursieren Anleitungen und Tipps, wie iOS-6-Nutzer weiterhin Google Maps nutzen können. Der Konkurrent hat mit den Bahnverbindungen seinen Dienst massiv aufgewertet. Besonders für Besucher aus dem Ausland dürfte die Neuerung interessant sein, die sich in Sachen Reiseverbindungen zunächst über Google informieren und bislang nur Routen für Fußgänger und Autos angezeigt bekamen.
In vielen Großstädten, etwa der USA, findet man über Google für Busse und Bahnen sogar Abfahrtzeiten. Nach Angaben des Konzerns greifen monatlich eine Milliarde Menschen weltweit auf die Google-Karten zu. Eine Million Stopps wie Bahnhöfe oder Bushaltestellen seien dort in 500 Regionen der Welt zu finden.
Quelle: ntv.de, rpe/sla/dpa/rts