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Jelly Pro - kleiner ist keiner Wie gut ist dieser Smartphone-Zwerg?

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Ist es nicht süß? Das Jelly pro passt bequem in die Handfläche.

(Foto: jwa)

Das Jelly Pro ist das wohl kleinste LTE-Smartphone der Welt. In dem winzigen Gehäuse steckt alles, was ein modernes Handy braucht. Aber was taugt der Android-Zwerg im Alltag? n-tv.de hat's ausprobiert.

Wer heute Smartphones baut und auf dem hart umkämpften Markt etwas reißen will, muss sich mit der Frage beschäftigen, wie man möglichst viel Display auf möglichst wenig Raum bekommt. Das chinesische Startup Unihertz ist die Ausnahme von dieser Regel, das Unternehmen treibt eine andere Frage um: Wie klein kann ein vollwertiges Android-Handy sein? Das Jelly Pro ist die Antwort.

Jelly Pro macht alles anders

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Das Jelly Pro - wie klein ist das denn?!

(Foto: jwa)

Der Winzling ist das erste Smartphone von Unihertz, und es ist in allen Belangen so ziemlich das Gegenteil dessen, was alle anderen Hersteller machen. Es ist lächerlich klein, das Display hat breite Ränder und eine miese Auflösung, das Gehäuse ist dick und aus Plastik, die Kamera gemessen an heutigen Maßstäben kaum mehr als ein schlechter Witz.

Aber, und das ist die andere Seite der Jelly-Story: Es hat alles, was ein Smartphone braucht. Ein vollwertiges Android 7 ist an Bord, die Sicherheitsupdates sind auf dem Stand September 2017. Der Mediatek-Chipsatz steckt auch in anderen Smartphones, 2 Gigabyte Arbeitsspeicher stehen zur Verfügung. Dazu gibt's Bluetooth 4.0, zwei Nano-SIM-Steckplätze und einen für microSD-Karten, GPS, LTE, zwei Kameras, einen Touchscreen, Schrittzähler, UKW-Radio, Kompass, Taschenlampe.    

Technische Daten
  • System: Android 7.0 Nougat
  • Display: 2,45 Zoll, 432 x 240 Pixel, 201 ppi
  • Prozessor: Mediatek 1,1 GHz
  • Arbeitsspeicher: 2 GB
  • Interner Speicher: 16 GB + microSD
  • Kamera: 8 MP
  • Frontkamera: 2 MP
  • Bluetooth 4.0, WLAN n, LTE
  • Abmessungen: 92,4 x 43 x 13 mm
  • Gewicht: 60,4 g (ohne Akku)

Alles drin, alles dran also. Aber wie schlägt sich das Jelly Pro mit seinem 2,45-Zoll-Display in der Praxis? Ist so ein Zwerg noch alltagstauglich? Die Antwort lautet: Ja, aber. Wer sich auf's Jelly Pro einlässt, muss natürlich Abstriche machen. Wer meint, damit Spiele spielen, lange Texte im Netz gut lesen oder Facebook und Co. bequem durchscrollen zu können, liegt natürlich falsch.

Tauglich mit Abstrichen

Auch Nachrichten tippen sich nicht gerade komfortabel, man muss die mickrigen Tasten schon sehr genau treffen, eine Wisch-App wie Googles G Board, Swype oder Swiftkey ist schon eine große Hilfe. Fotos schießen Front- und Rückkamera auf einem Niveau, das zu Dokumentationszwecken ausreicht, auf Wunsch sogar mit HDR-Modus. Die Kamera ist aber langsam und kommt mit hohen Kontrasten bei Aufnahmen schlecht zurecht.

Wer all das weiß und in Kauf nimmt, kann mit dem Gerät Spaß haben. Der Hersteller will es ausdrücklich als Zweit-Handy verstanden wissen, als smartes Ersatzgerät. Und als solches taugt es allemal. Im Test konnte es Musik streamen, im Netz surfen, Standorte per GPS ermitteln und verschicken, drahtlose Bluetooth-Verbindungen aufbauen und damit zum Beispiel die E-Roller eines Berliner Sharing-Anbieters orten und entsperren. Man kann damit telefonieren, Nachrichten schreiben und Schnappschüsse machen. Was man im Alltag eben so macht.

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Geladen wird das Jelly Pro per Micro-USB-Kabel.

(Foto: jwa)

An das kleine Display gewöhnt man sich schnell, hier gilt: Wer keine Romane tippen will und die Wisch-Eingabe nutzt, kann sich per Textnachrichten verständigen. Die Auflösung ist jedoch sehr niedrig, 432 x 240 Pixel auf 2,45 Zoll ergeben rund 201 ppi, Schrift erscheint entsprechend nicht scharf und ist manchmal nur schwer zu erkennen, bei seitlicher Betrachtung verliert das Display zudem schnell an Helligkeit.

Akku kein Dauerläufer

Schade ist, dass der Akku deutlich kürzer durchhält als versprochen. 950 Milliamperestunden fasst die Kraftzelle, ein Ladevorgang dauerte im Test drei bis vier Stunden. Nach zehn Stunden normaler Nutzung als primäres Gerät war der Akku stets im roten Bereich. Damit gibt das Jelly Pro einen möglichen Vorteil gleich wieder aus der Hand, denn ein kräftigerer Akku könnte die vielen Einschränkungen, die Nutzer in Kauf nehmen müssen, leichter wieder wettmachen.

Andere kleinere Macken schränken das Nutzererlebnis weiter ein: Schrift bricht mitunter komisch um, Webseiten und Apps sind nicht an das kleine Display angepasst. Die Bildschirmhelligkeit lässt sich nicht automatisch regeln, und Bluetooth zieht im eingeschalteten Zustand permanent Energie, auch wenn kein Gerät verbunden ist - nach dem Display ist die Drahtlos-Verbindung der zweitgrößte Stromfresser.   

Das Jelly Pro kann trotz dieser Einschränkungen als gelungen bezeichnet werden, es taugt nicht nur als Sport-Handy oder Ausgeh-Smartphone. Es gibt aber noch viel Luft nach oben - das Display könnte etwas schärfer sein, das Gehäuse flacher oder der Akku größer. So unglaublich erschwinglich ist das Jelly Pro zudem nicht: Es kostet bei Amazon Deutschland 113 Euro. Für 150 Euro bekommt man schon ein gutes Einsteiger-Smartphone wie das Moto G5, das allein bei Akkulaufzeit und Kamera deutlich mehr zu bieten hat.  

Quelle: ntv.de

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