Technik

Als Monster-Jäger durch Japan "Wild Hearts" kopiert gut und erfindet wenig neu

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In "Wild Hearts" sieht man sich oft riesigen Gegnern gegenüber.

(Foto: EA)

Riesige Monster in spektakulären Bosskämpfen - das klingt nach einer Menge Action. Dabei wirkt "Wild Hearts" wie der Abklatsch eines Videospiels, das es bereits seit mehreren Jahren gibt. ntv.de hat getestet, was das neue Monster-Jäger-Spiel von Electronic Arts so kann.

Gut kopiert ist besser als teuer erfunden. Zumindest was die Vorlage angeht kann sich das Action-Game "Wild Hearts" von Electronic Arts nicht davon lossagen, sich vom Capcom-Titel "Monster Hunter" ordentlich was abgeschaut zu haben. Die Ähnlichkeiten sind frappierend, in Sachen Kampfsystem und Monstergestaltung setzt die EA-Variante dann aber eigene Highlights.

Bei "Wild Hearts" handelt es sich um ein Jagdspiel, in dem der Spieler riesige Bestien verfolgen und erlegen muss. Das Setting ist eine Fantasy-Interpretation des feudalen Japans, in der von der Macht der Natur erfüllte Bestien namens Kemono ihr Unwesen treiben. Man kann im Multiplayer mit zwei weiteren Jägern online zusammen auf die Pirsch gehen, in erster Linie bedient man sich in den Duellen an Karakuri - schnell zusammengebaute Mechanismen, die Schutz bieten oder die Bewegung im Areal beeinflussen.

Von der Story ist das Spiel recht simpel gestrickt. Als Jäger hetzt man regelmäßig dem nächstgrößeren und gefährlicheren Monster hinterher. Da braucht es nicht den Riesenkniff, denn die Duelle mit den Kemono stehen im Vordergrund und sollen den Spaßfaktor nach oben treiben - und das gelingt auch.

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Fehler werden kaum verziehen

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Mit acht verschiedenen Waffentypen geht es auf die Jagd.

Denn bei der Schöpfung ist EA zusammen mit KOEI TECMO ein wirkliches tolles Ensemble an faszinierenden Kreaturen gelungen. Die Idee dahinter: Riesige Tiere sind mit der Natur verschmolzen und können ihre Umwelt dadurch direkt beeinflussen. Das reicht von pflanzenbewachsene Rieseneichhörnchen über lavaspuckende Gorillas bis hin zu berggroßen Fels-Grizzlies.

Insgesamt 21 verschiedene Typen dieser fantastischen Kreaturen kann der Spieler erlegen - der Schwierigkeitsgrad ist durchaus knackig. Zwischen 10 und 45 Minuten kann eine Solo-Jagd schon dauern. Ein Angriff der Riesen frisst oft den halben, wenn nicht nahezu ganzen Lebensbalken. Da heißt es: Ausweichen, Parieren und die Angriffsmuster der Kreaturen lernen, um dann selbst zuschlagen zu können.

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Mit den Karakuri lässt sich auch die Welt von "Wild Hearts" leichter erkunden.

(Foto: EA)

Die Karakuri sind dabei ein wichtiges Element, das die Duelle mit den Riesen von "Monster Hunter" deutlich abgrenzt. In Windeseile baut man in Kämpfen Kisten zusammen, die man als Sprungturm nutzen kann, um stärke Angriffe ausführen zu können. Mehrere Kisten nebeneinander können zu einer Schutzmauer kombiniert werden. Mit kleinen Katapulten kann man den Attacken der Bestien schnell ausweichen, Fackeln verleihen Waffen einen Flammenangriff und mit einem Propeller geht es hoch in die Lüfte. Diese Basis-Karakuri lassen sich zudem noch fusionieren. In der richtigen Kombination ergeben sie weitere Elemente, die auf das Kampfgeschehen einwirken können.

Die Karakuri sind aber auch außerhalb der Bosskämpfe unverzichtbar. Die Welt von "Wild Hearts" ist enorm weitläufig: Dschungel, Gebirge, Strände - man muss lange Strecken zurücklegen, um die Fährte der Monster aufzunehmen. Mit Zelten baut man sich Speicherpunkte, Schmieden dienen dazu, die Waffen und Rüstungen zu verbessern,. Mit Katapulten und Seilwinden lassen sich Abgründe überwinden und Steilwände erklimmen. Für so ziemlich jede Gelegenheit gibt es ein Karakuri.

Erzählstruktur eher holprig

Im Spiel gibt es zudem jede Menge Ressourcen, die eingesammelt werden können. Das sind zu einem Pflanzen und Gesteine, die in der Welt überall verteilt sind, sowie die Bestandteile der großen und kleineren Kemono. Damit lassen sich vor allem die acht unterschiedlichen Waffentypen modifizieren und verbessern. Auch um Rüstungen zu schmieden, muss man als Jäger fleißig Kemono erlegen.

Im Test lief nicht alles rund: Vor allem die Kameraführung in den Kämpfen war stellenweise grenzwertig. Trotz Fokus auf den Gegner verliert man schnell die Orientierung, übersieht Abgründe oder hängt an einer Felswand fest, weil der Blickwinkel nicht mehr die Third-Person-Perspektive erfasst.

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Der "Floragrunzer" - nur eines von vielen fantastischen Kemono im Spiel.

Die Erzählstruktur in "Wild Hearts" ist nichts für Zocker, die auf eine tiefe Story und Abwechslung stehen. Bei Gesprächen gibt es drei bis vier Kameraeinstellungen, jeder Wechsel zur Zwischensequenz wird mit kurzen Schwarzblenden überspielt. Das wirkt insgesamt sehr holprig. Das Spiel setzt auf Action und dynamische Kämpfe - das funktioniert. Wer braucht da schon eine Story.

Der Multiplayer lief im Test dagegen ohne Probleme. Schnell waren zwei Mitstreiter gefunden, die sich an der Jagd beteiligen. Die Kemono werden dadurch nicht zwingend leichter zu besiegen. Die Herangehensweise ändert sich ein wenig, die Jäger können sich gegenseitig wiederbeleben.

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Wäre "Wild Hearts" ein Titel für die alte Konsolengeneration, dann wäre es grafisch wirklich eine runde Sache. Da das Spiel aber nur für PC, PS5 und Xbox X/S auf den Markt kommt, hätte man da durchaus mehr erwarten können. Nicht falsch verstehen: Die grafische Gestaltung der Welt ist gelungen, der Detailgrad müsste aber eigentlich höher sein. Bei einem Spiel wie "Monsterhunter" war er das- und das erschien bereits 2018. Von den beiden Grafikmodi hinterlässt "Performance" mit der höheren Bildrate einen besseren Eindruck, als der mit mutmaßlich höherer Auflösung.

Aber genau auf diese Zielgruppe scheint es EA abgesehen zu haben. Das Genre der Monster-Jäger ist nämlich nicht gerade überflutet mit Spieletiteln. Die Entwickler haben sich klar der Blaupause von "Monster Hunter" bedient und clevere Ideen ins Kampfsystem einfließen lassen. In Kombination mit den kreativen Kemono entstehen wirklich gute und anspruchsvolle Bossfights - das ist durchaus unterhaltsam.

Quelle: ntv.de

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