Bundeswehr

Bei dem Versuch einer Bundeswehr-Fregatte, im Golf von Aden vor Somalia ein verdächtiges Piratenschiff zu stoppen, wird einer der mutmaßlichen Seeräuber getötet.

Verteidigungsminister Jung räumt erstmals die Möglichkeit ziviler Opfer ein. Kanzlerin Merkel will am Dienstag eine Regierungserklärung zum Thema abgeben. Das deutsche Verteidigungsministerium leistet sich einen Seitenhieb auf die USA: Die US-Piloten hätten noch deutlich massiver vorgehen wollen als die Bundeswehr.

Was genau am Freitagmorgen in der Nähe des deutschen Camps in Kundus passiert ist, darüber gehen die Darstellungen auseinander. Während die Bundeswehr von "mehr als 50 Toten" ausgeht, berichtet ein NATO-Untersuchungsteam von 125 bei dem Luftangriff Getöteten. Eine Chronologie der Ereignisse:

In Kundus sagt US-General McChrystal über den von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff auf zwei Tanklastzüge, für ihn sei "klar, dass es einige zivile Opfer gab". In Berlin glaubt Verteidigungsminister Jung dagegen, bei dem Einsatz seien "ausschließlich terroristische Taliban getötet worden".

Der von der Bundeswehr befohlene Luftangriff in Afghanistan hat deutlich gemacht, was die politische Elite in Deutschland nicht in den Mund zu nehmen wagt: Es herrscht Krieg. Die Zeitungen hoffen, dass spätestens die heutigen Bomben ein Alarmzeichen für die Politiker sind.

Verteidigungsminister Jung bezeichnet den von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff angesichts der heiklen Sicherheitslage in der Region im Kundus als legitim. Nach Angaben seines Ministeriums wollten die Taliban mit den beiden Tanklastern einen Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr verüben. Bei dem Angriff sind mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen - offenbar auch Zivilisten.

Bei Gefechten zwischen Bundeswehr und Taliban-Kämpfern sind in Afghanistan vier deutsche Soldaten verletzt worden. Nach Bundeswehrangaben wurden zudem mehrere Fahrzeuge beschädigt.

Im Norden Afghanistans sind erneut Bundeswehrsoldaten angegriffen worden. Wie das Einsatzführungskommando in Potsdam mitteilte, wurde eine deutsche Patrouille beim Transport von Wahlunterlagen im Distrikt Kundus von Rebellen attackiert.

Kurz vor der Präsidentenwahl in Afghanistan haben die Taliban mit neuen Anschlägen den Druck auf die Bevölkerung erhöht, der Abstimmung fernzubleiben. In Kabul wurden bei einem Selbstmordattentat sieben Menschen getötet, darunter womöglich auch ausländische Soldaten. Auch die Bundeswehr wurde erneut in Gefechte verwickelt.

In Afghanistan haben mehrere Präsidentschaftsbewerber ihre Kandidatur zurückgezogen, um den Favoriten und derzeitigen Amtsinhaber Karsai zu unterstützen. In Deutschland werden derweil die Forderungen nach einem baldigen Rückzug der Bundeswehr laut.