Wirtschaft

Antrag auf Entgeltbefreiung 1500 Unternehmen wollen Strompreis-Rabatt

Hunderte Firmen wollen sich vom Netzentgelt befreien lassen. Die Ersparnisse werden auf alle anderen umgelegt.

Hunderte Firmen wollen sich vom Netzentgelt befreien lassen. Die Ersparnisse werden auf alle anderen umgelegt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gut ein Fünftel des Strompreises fließt in Betrieb und Ausbau des Netzes. Die schwarz-gelbe Bundesregierung räumt energiehungrigen Betrieben eine Befreiung von diesem Entgelt ein. Der Rabatt wird auf die anderen Verbraucher umgelegt. Immerhin sinkt die Abgabe 2014.

Mehr als 1500 Unternehmen haben seit Jahresbeginn eine komplette oder vollständige Befreiung von den Entgelten für die Stromnetze beantragt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor. Zu den Antragstellern zählen auch 46 Großverbraucher, die das Gros des beantragten Rabatt-Volumens ausmachen.

Die Netzentgelte machen insgesamt etwa ein Fünftel des Strompreises aus und dienen zur Finanzierung des Betriebs und des Ausbaus der Stromnetze. Firmen, die besonders viel Energie verbrauchen oder diese vor allem an Tagesrandzeiten nutzen, können sich aber davon ganz oder teilweise befreien lassen. Die schwarz-gelbe Koalition hatte den Kreis dieser Firmen und die Möglichkeiten zur Entlastung 2011 deutlich ausgeweitet.

Nachlass im Umfang von 805 Millionen Euro

In den beiden vergangenen Jahren hatten knapp 4800 Unternehmen eine Befreiung von den Netzentgelten beantragt. Genehmigt wurden dies bislang in gut 2500 Fällen - mehr als 1800 Verfahren sind noch offen. In gut 400 Fällen wurden die Antragsverfahren eingestellt. Nicht einmal zehn Anträge wurden abgelehnt.

Nach Angaben der Grünen wurden für dieses Jahr Nachlässe für die Nutzung der Stromnetze im Umfang von 805 Millionen Euro gewährt, davon entfielen 642 Millionen Euro auf Großverbraucher. Für die ausfallenden Beiträge müssen die andere Stromverbraucher - also Privatkunden und kleinere Firmen - aufkommen. Sie finanzieren die Ausnahmen über eine Umlage, die einmal pro Jahr festgelegt wird.

Unterdessen teilten die vier Übertragungsnetz-Betreiber mit, dass die Umlage um fast die Hälfte sinkt. Statt 0,329 Cent pro Kilowattstunde (kWh) müssen die Verbraucher ab 1. Januar 2014 noch 0,187 Cent zahlen. Grund ist eine vom Bundeskabinett im Juli beschlossene Reform: Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf und auf Druck der EU-Kommission war eine Komplettbefreiung von Netzentgelten für über 200 besonders energieintensive Unternehmen aufgehoben worden. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kwh ergeben sich Einsparungen vor Steuern von 4,26 Euro pro Jahr.

Die Grünen kritisierten die Ausnahmeregeln erneut: Diese seien eingeführt worden, "weil die schwarz-gelbe Bundesregierung dachte, dass die Strompreise nach dem Atomausstieg unter die Decke gehen. Sind sie aber nicht", erklärte die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn. Die Preise seien aber um rund 35 Prozent gefallen. Ihr Kollege Oliver Krischer kritisierte: "Es kann nicht sein,  dass die privaten Haushalte die Strompreise für Golfplätze,  Autohäuser und Hähnchenmäster mitbezahlen."

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen