Bundesweite Warnstreiks laufen an Ab Dienstag droht Bahn-Chaos
25.10.2010, 09:53 UhrPendler, Urlauber und andere Bahnreisende müssen sich auf massive Behinderungen in ganz Deutschland einstellen: Die Gewerkschaften Transnet und GDBA rufen ab Dienstag zu landesweiten Warnstreiks im Regionalverkehr auf. Indirekt dürfte auch der Fernverkehr betroffen sein. Details stehen noch aus.

Reisende zwischen allen Stühlen: "Diese Art von Kindergarten zwischen den Arbeitgebern muss aufhören."
(Foto: dpa)
In Deutschland steht offenbar der nächste große Bahnstreik bevor: Durch einen Warnstreik bei der Deutschen Bahn und sechs großen privaten Eisenbahnunternehmen sollen am Dienstag ab den frühen Morgenstunden fast alle Regionalbahnen sowie viele Fernzüge ausfallen, berichtete das "Westfalen-Blatt" unter Berufung auf Gewerkschaftskreise.
"Sie können davon ausgehen, dass diese Warnstreiks sich in dieser Woche über das ganze Bundesgebiet ziehen werden", bestätigte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner. Weitere Einzelheiten wollen die Gewerkschaften Transnet und GDBA im Lauf des Tages bekanntgeben.
Tiefes Schweigen im Bahnfunk
Laut einem Zeitungsbericht könnte durch die Arbeitsniederlegungen auch der Fernverkehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Da auch die Fahrdienstleiter streiken, können zum Beispiel keine Weichen gestellt werden. Dies wiederum würde zum Ausfall vieler Fernzüge führen.
Zudem würden ICE- und IC-Züge durch gestoppte Regionalbahnen blockiert, hieß es weiter. Bislang unbestätigten Angaben zufolge soll der Regionalverkehr bundesweit von 5 Uhr bis 10 Uhr morgens lahmgelegt werden.
Es gehe den Gewerkschaften aber nicht darum, die Pendler zu treffen, sondern den Unternehmen des Schienen-Personennahverkehrs deutlich zu machen, dass sie sich bewegen müssten, verlautete aus Gewerkschaftskreisen. Das jüngste Angebot der sechs großen Privatbahnen in Deutschland sehe für die Branche ein Einkommensniveau vor, dass rund 20 Prozent unter dem der Deutschen Bahn liege. "Das können wir so nicht mitmachen", betonte Transnet-Chef Kirchner.
"Diese Art von Kindergarten"
Er kritisierte auch, dass sich die großen Sechs unter den Privatbahnen weigerten, sich gemeinsam mit der Deutschen Bahn an den Verhandlungstisch zu setzen. "Diese Art von Kindergarten zwischen den Arbeitgebern muss aufhören", sagte Kirchner. Letztlich müsse ein Tarifergebnis herauskommen, bei dem die Beschäftigten trotz zunehmenden Wettbewerbs im Regionalverkehr nicht auf der Strecke blieben. Bei einem künftigen Betreiberwechsel müssten die Mitarbeiter von neuem Unternehmen zu den bisherigen Tarifstandards weiterbeschäftigt werden.
Die privaten Bahnunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Hessische Landesbahn, Keolis und Veolia Verkehr wollen bislang an den regional unterschiedlichen Einkommenniveaus festhalten. Die Deutsche Bahn ist zu einem Branchenvertrag bereit, wenn das darin festgelegte Tarifniveau das des Bahnkonzerns nicht zu stark unterschreitet.
Die Lokführer treten an
Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) beteiligt sich nicht an den Streiks. Sie verhandelt separat mit den Bahnen über einen neuen Flächentarifvertrag für Lokomotivführer und Zugbegleiter. Frank Schmidt, GdL-Bezirkschef in Nordrhein-Westfalen, sagte dem "Westfalen-Blatt": "Streik kommt für uns nicht infrage. Wir sind bei unseren Verhandlungen auf einem guten Weg."
Die Gewerkschaften verhandeln mit der Deutschen Bahn und ihren Konkurrenten seit Wochen über einen Branchentarifvertrag. Damit wollen sie verhindern, dass der Wettbewerb auf der Schiene über die Löhne der Beschäftigten ausgetragen wird. Privatbahnen konkurrieren seit mehreren Jahren immer stärker mit der Deutschen Bahn um lukrative Regionalverbindungen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts