Wirtschaft

Spielregeln für Top-Manager Allianz regelt Boni neu

Der Versicherungskonzern Allianz richtet das Bonussystem für seine Manager neu aus. Wer künftig in den Genuss der Extragelder kommen will, muss stärker zum dauerhaften Wohl des Unternehmens beitragen.

Michael Diekmann (Archivbild)

Michael Diekmann (Archivbild)

(Foto: REUTERS)

"Leistung wird jetzt noch stärker am langfristigen Erfolg der Allianz Gruppe gemessen und der gesamte Aufsichtsrat beurteilt die Angemessenheit der Vergütung", erklärte Allianz-Chefkontrolleur Henning Schulte-Noelle.

Seinen Angaben zufolge wird ab 2010 die Haltefrist für die jährliche Zuteilung von virtuellen Aktien von zwei auf vier Jahre verlängert. Zudem werde ein höherer Anteil des Gesamtbonus erst nach drei Jahren ausgezahlt - und zwar nur, wenn der Aufsichtsrat seine Zustimmung gibt.

Daneben werde es auch verstärkt möglich sein, Geld einzubehalten. Das neue Vergütungssystem gelte für alle Führungskräfte der Assekuranz, hieß es. Die Allianz zahlt ihren Managern lediglich ein Viertel ihres Salärs als Festgehalt aus, der Rest ist variabel.

Bundesbank und Finanzaufsicht drängen unterdessen die deutschen Banken zu einer vorzeitigen Einführung neuer Gehaltsregeln noch in diesem Jahr. Derzeit liefen entsprechende Gespräche mit der Branche, sagte Bundesbank-Chef Axel Weber.

Signale an den Steuerzahler

Überhöhte Bonuszahlungen mit kurzfristiger Anreizwirkung bei den Banken gelten als einer von mehreren Faktoren der Finanzkrise, die die Welt seit mittlerweile zweieinhalb Jahren in Atem hält.

"Ich fände es richtig, wen wir schon diesem Jahr ein entsprechendes Signal an die Steuerzahler senden könnten", sagte Weber und verwendete damit eine ähnliche Formulierung wie Londons Finanzminister Alisair Weber. Der hatte unabhängig von den Plänen in Deutschland die rasche Einführung einer Spezial-Abgabe auf Banker-Boni angekündigt.

"Das wäre der Minimalbeitrag, den die Banken leisten können, um die soziale Akzeptanz ihrer Bezahlsysteme sicherzustellen", erklärte Weber mit Blick auf eine schnelle Umsetzung von freiwilligen Beschränkungen in Deutschland.

Die neuen Gehaltsregeln sollen hierzulande eigentlich erst 2010 in Kraft treten. Einige Banken wie die teilverstaatlichte Commerzbank haben bereits neue Vergütungssysteme für ihr Top-Personal angekündigt. Die Allianz hat sich nun dieser Praxis angeschlossen.

Absage an das Londoner Modell

Weber sprach sich allerdings klar gegen die in Großbritannien geplante Besteuerung von Bonuszahlungen aus. Stattdessen müssten die finanziellen Anreize für die Banker anders gesetzt werden. "Mittelfristige Anreizstrukturen sind hier das Richtige", sagte das Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die Bundesbank unterstützt gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen Vorschlag des Finanzstabilitätsrats FSB, nach dem Bankmanager ihre Boni für ein Geschäftsjahr erst zwei oder drei Jahre später ausgezahlt bekommen sollen.

Zudem sollen die Aufschläge an den Geschäftsverlauf der Bank gekoppelt sein. Weber will zudem wieder ein "angemessenes Verhältnis von Fixgehalt und Bonus erreichen". In der Finanzbranche machte in den vergangenen Jahren das Festgehalt - wie am Beispiel der Allianz ersichtlich - oft nur einen relativ kleinen Teil der Bezüge aus, so dass sich die Anreizwirkung der Bonuszahlung weiter erhöhte.

Die Bundesbank ist gemeinsam mit der BaFin für die Aufsicht über die Finanzbranche in Deutschland zuständig. Nach dem Willen der neuen schwarz-gelben Bundesregierung soll sie bald alleine die Banken überwachen.

Weber sieht die Branche zwar stabiler als noch vor Jahresfrist, aber noch nicht über den Berg. In den Bilanzen schlummerten immer noch bis zu 90 Mrd. Euro an Abschreibungen, der Großteil auf faule Kredite, bekräftigte er frühere Aussagen.

Quelle: ntv.de, rts

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