Solide abgesicherter Abgang Arcandor-Chef Eick wirft hin
01.09.2009, 16:13 UhrDer Chef des insolventen Handelskonzerns Arcandor, Karl-Gerhard Eick, tritt wie erwartet im Zusammenhang mit der Firmeninsolvenz zurück. Mit ihm geht ein Großteil des Vorstands. Eick hatte das Amt erst vor wenigen Monaten von seinem Vorgänger Thomas Middelhoff übernommen - und darf sich jetzt auf einen zweistelligen Millionenbetrag freuen.

Amtsantritt im März 2009: Für Karl-Gerhard Eick hat sich die schwierige Zeit an der Arandor-Spitze gelohnt.
(Foto: dpa)
Nachdem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg das Ruder beim Handels- und Touristikkonzern übernommen hat, beende Eick zusammen mit einem Großteil der übrigen Vorstandsmitglieder seine Arbeit für das Unternehmen, teilte Arcandor mit. Das Amtsgericht Essen hat am Dienstag Nachmittag das Insolvenzverfahren über Arcandor eröffnet. Damit rückt auch die Aufspaltung des Konzerns näher.
Eick hatte seinen Posten Anfang März angetreten. Nur wenig später stellte er sein Sanierungskonzept für den angeschlagenen Konzern vor. Doch Eick scheitert mit seinem Bemühen um die dafür notwendige Staatshilfe. Am 9. Juni musste Arcandor wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag stellen. Eick macht sich auf die Suche nach einem Ankerinvestor, doch auch diese Bemühungen fanden kein positives Ende.
Ein Drittel für Härtefälle
Angetreten war Karl-Gerhard Eick bei Arcandor spektakulär als Sanierer in einem nahezu rettungslosen Fall. Nach nur einem halben Jahr ist der "Feuerwehreinsatz" mit seinem Abgang bei dem insolventen Unternehmen beendet.
Eick steht wegen Gehaltsansprüchen von bis zu 15 Mio. Euro heftig in der Kritik. Der Top-Manager reagierte und kündigte eine Spende von einem Drittel des Geldes für Mitarbeiter des Unternehmens an, um soziale Härten abzufedern.
Die umstrittenen Gehaltsansprüche waren dem 55-jährigen vor seinem Amtsantritt von den Gesellschaftern des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim garantiert worden. Dabei geht es um die Summe von bis zu drei Millionen Euro jährlich für die gesamte Laufzeit seines Fünf-Jahres-Vertrags. "Keiner hätte diese Aufgabe gemacht ohne eine entsprechende Absicherung", verteidigte sich Eick vor Journalisten.
"Würgereiz" im Verdi-Vorstand
"Ich verstehe den Ärger", räumte der Manager ein. "Aber es ist nichts anderes, als was ich bei meinem früheren Arbeitgeber verdient hätte." Bei seinem früheren Arbeitgeber Telekom hatte der Spitzenmanager zuletzt ein Gehalt von 2,8 Mio. Euro im Jahr bezogen.
Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane hatte über einen "Würgereiz" anlässlich der Berichte über die hohen Zahlungen an Eick berichtet. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, über weitere Gehaltsgrenzen für Wirtschaftseliten nachdenken zu wollen. Auch von Arcandor-Mitarbeitern war Eick heftig kritisiert worden.
Bei seinem früheren Arbeitgeber Telekom hatte sich Eick einen Namen als ausgewiesener Finanzexperte gemacht. An der Arcandor-Spitze sollte er als Nachfolger von Thomas Middelhoff sein Geschick zunächst vor allem bei anstehenden Verhandlungen mit den Banken und später mit der Politik beweisen. Die drohende Insolvenz konnt er aber nicht mehr abwenden.
Mit Eick beenden auch Finanzvorstand Rüdiger Günther, Einkaufsvorstand Arnold Mattschull, Warenhaus-Vorstand Stefan Herzberg, Restrukturierungs-Vorstand Zvezdana Seeger und Touristik-Vorstand Manny Fontenla-Novoa ihre Tätigkeit. Primondo-Vorstand Marc Sommer bleibt im Amt. Er solle weiterhin den Verkaufsprozess und die operative Steuerung seines Verantwortungsbereichs unterstützen, hieß es.
Quelle: ntv.de, mmo/rts