Wirtschaft

Milliardengewinne mit Vakzinen Astrazeneca kippt Non-Profit-Modell für Impfstoff

Impfstoffe gegen Covid-19 sind ein Milliardengeschäft.

Impfstoffe gegen Covid-19 sind ein Milliardengeschäft.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Der britisch-schwedische Impfstoffhersteller will künftig mehr Geld mit seinen Impfdosen verdienen. Zum Selbstkostenpreis sollen nur noch Entwicklungsländer das Vakzin erhalten. Astrazeneca hatte es bislang - anders als seine Konkurrenten - ohne Gewinn abgegeben.

Astrazeneca hat für seinen Non-Profit-Impfstoff in den vergangenen Monaten bewusst weniger Ertrag hingenommen. Das soll sich ab nächstem Jahr ändern. Wie die "Financial Times" zuerst berichtete, schloss der britisch-schwedische Impfstoffhersteller seine ersten gewinnorientierten Verträge für sein Vakzin ab. Ziel ist es, das Geschäftsmodell auf eine "bescheidende" Profitabilität umzustellen, bestätigte das Unternehmen. Zum Selbstkostenpreis werde das Vakzin künftig nur noch an Entwicklungsländer abgegeben.

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"Wir haben dieses Projekt begonnen, um zu helfen, aber wir haben auch gesagt, dass wir in der Zukunft einen Übergang zu kommerziellen Bestellungen haben werden", sagte Konzernchef Pascal Soriot zu Journalisten. "Er wird nie sehr teuer sein. Denn wir wollen, dass der Impfstoff für jeden weltweit bezahlbar bleibt."

Astrazeneca hatte sich von Beginn an auf die Fahne geschrieben, mit dem Impfstoff, der federführend von Forschern der Universität Oxford entwickelt wurde, während der Pandemie keine Gewinne erwirtschaften zu wollen. Der Konzern hatte dabei aber auch vorgewarnt, dass sein Versprechen zeitlich begrenzt sein würde. In einer frühen Erklärung war vage die Rede von Juli 2021. Damals ging man davon aus, dass die Pandemie im Sommer besiegt sein würde.

Impfstoffe gegen Covid-19 sind ein Milliardengeschäft. Ob Biontech, Pfizer oder Moderna: Die Hersteller machen mit ihren Vakzinen das Geschäft ihres Lebens. Je länger die Pandemie andauert, desto lukrativer wird es. Stand heute wird es regelmäßig Auffrischungsimpfungen geben müssen. Das heißt, die Goldgräberstimmung hält vorerst an.

Preise für Impfstoffe gehen weit auseinander

Grundsätzlich werden die Preise für Impfstoffdosen zwar geheim gehalten, aber ein gelöschter, jedoch nie dementierter Tweet der belgischen Staatssekretärin Eva De Bleeker gab Anfang des Jahres einen guten Einblick: Eine Dosis des Moderna-Impfstoffs kostete demnach umgerechnet rund 15 Euro, eine von Biontech/Pfizer zwölf Euro und eine von Astrazeneca nur 1,78 Euro. Die Angaben decken sich in etwa mit denen einer anderen Quelle: Eine Auflistung des Zentrums für Globale Gesundheit am Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung in Genf führt Moderna mit 15 bis 18 Dollar auf, Biontech/Pfizer mit 6,75 bis 23,50 Dollar und Astrazeneca mit 2,50 bis 8,00 Dollar Astrazeneca will offenbar nun seinen Teil von den Milliardenumsätzen abhaben.

Wie die jüngsten Zahlen belegen, hat Astrazeneca im dritten Quartal zwar mit seinem Impfstoff mehr umgesetzt als erwartet. Die Entwicklungskosten für den Corona-Impfstoff sorgten trotz des Umsatzanstiegs aber unterm Strich immer noch für einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar. Die Konkurrenz, die von Anfang an deutlich mehr Geld für ihre Impfstoffe verlangt hat, schnitt im Vergleich deutlich besser ab: Pfizer erzielte mit seinem Impfstoff einen Umsatz von 13 Milliarden US-Dollar. Moderna meldete einen Erlös von 5 Milliarden US-Dollar, der größte Teil stammt aus dem Covid-19-Impfstoff.

Im vierten Quartal soll es für Astrazeneca jetzt besser laufen. Der überwiegende Teil der Verkäufe des Corona-Impfstoffs stammten dann zwar immer noch aus ursprünglichen Pandemie-Vereinbarungen, heißt es vom Unternehmen, aber es werde auch mit neuen Aufträgen gerechnet, die am Ende für einen kleinen Gewinnbeitrag sorgen würden.

Zwischen Profitinteressen und Weltgesundheit

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Impfstoffhersteller verweisen bei ihren Preisen regelmäßig auf die hohen Kosten, die sie in die Entwicklung sowie in die Produktion investiert haben. Als Gegenargument führen Kritiker ebenso häufig an, dass die Firmen auch viele Milliarden Dollar an Fördergeldern für die rasche Entwicklung der Impfstoffe erhalten haben. So bekam Moderna 955 Millionen Dollar, Pfizer 1,95 Milliarden Dollar. Die deutschen Firmen Biontech, Curevac aus Tübingen und IDT Biologika aus Dessau erhielten insgesamt 750 Millionen Euro Fördergelder. Auch Entwicklung und Produktion des Impfstoffs von Astrazeneca wurde vorfinanziert und gefördert, sowohl von Großbritannien wie auch von der EU (von der EU erhielt das Unternehmen insgesamt 336 Millionen Euro).

Astrazeneca war in den vergangenen Monaten häufiger in die Schlagzeilen geraten. So empfahl die Ständige Impfkommission in Deutschland das Vakzin Vaxzevria wegen möglicher Nebenwirkungen nur für ältere Menschen, auch in anderen Ländern bekamen Jüngere den Impfstoff nicht oder es wurde ganz darauf verzichtet. Dazu gab es Lieferprobleme in der Europäischen Union, woraufhin die EU rechtliche Schritte eingelegt hatte. Erst im September wurde der Streit beigelegt.

Quelle: ntv.de, ddi

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