Nur schnell Geld tanken Athen ist am Limit
10.03.2010, 12:09 UhrGriechenland kämpft gegen seinen Schuldenberg in dem Bewusstsein, dass es unter der Last schnell zusammenbrechen kann. Die jüngste Anleihe wurde am Markt zwar gut platziert, aber es wird noch viel mehr Geld benötigt, um die Löcher zu stopfen. Geld am Markt ist teuer, deshalb wendet sich Athen immer deutlicher seinen Euro-Partnern zu.

Ausnahmezustand im griechischen Staatshaushalt. Eine Frau läuft an einem geschlossenen Rollladen vorbei, auf dem Demonstranten der vergangenen Tage den Slogan "Wir sind im Krieg" aufgesprüht haben.
(Foto: REUTERS)
Griechenland macht Druck: Nach Aussagen aus Regierungskreisen wird die Regierung in Athen möglicherweise schon bald offiziell um finanzielle Unterstützung der EU bitten, wenn sich die Risikoaufschläge (Spreads) bei der Mittelaufnahme für das Land in den kommenden Wochen nicht deutlich verringern. Sollte die EU keine Unterstützung gewähren, werde sich das Land an den Internationalen Währungsfonds (IWF) wenden, hieß es weiter. Womit gleich ein wunder Punkt der Europäer berührt wird. Denn Euroland will nicht am Tropf der amerikanisch dominierten Institution hängen.
Athen weiß, wo es wehtut und versucht den Markt zu mehr Entgegenkommen zu bewegen. Die gegenwärtig von Investoren bei griechischen Anleihen verlangten Risikoprämien seien einfach unhaltbar hoch, sagte ein Regierungsvertreter zu Dow Jones Newswires. Sie müssten in den kommenden sechs bis acht Wochen deutlich sinken, sonst müsste man andere Wege beschreiten.
Athen fordert Garantien
Um die Aufschläge zu senken, sei eine Form der Garantie für griechische Anleihen von den europäischen Partnern erforderlich. "Sollten wir die nicht bekommen und die Risikoaufschläge so hoch bleiben, werden wir voraussichtlich öffentlich um wirtschaftliche Unterstützung bitten", sagte der Regierungsvertreter weiter. Sollte die Unterstützung von der EU ausbleiben, gebe es für Griechenland keine andere Möglichkeit, als sich an den IWF zu wenden.
Gegenwärtig wird für griechische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren ein Renditeaufschlag von rund 300 Basispunkten gegenüber den entsprechenden Bundesanleihen gefordert, womit der Aufschlag gegenüber dem Ende Januar verzeichneten Niveau von 385 Basispunkten bereits etwas zurückgegangen ist. Dem Regierungsvertreter zufolge müssen die Spreads auf rund 200 Basispunkte zurückgehen, bevor im April und Mai Titel im Volumen von rund 22 Mrd. Euro umgeschuldet werden müssen. Im August 2009 hatte der Aufschlag nur 110 Basispunkte betragen.
Weitere Anleihen im März
Jüngsten Berichten aus informierten Kreisen zufolge will die griechische Regierung noch in diesem Monat noch ein oder zwei weitere Anleihen begeben. "Griechenland würde gerne rund 10,0 Mrd. Euro aus Bondemissionen im März aufnehmen", sagte ein Regierungsbeamter am Vortag. "Es wird ein oder möglicherweise zwei Emissionen geben." Damit besitze der Staat dann "ein gutes Kapitalpolster", bevor im April und Mai wieder Staatsanleihen fällig würden.
In der vergangenen Woche hatte die Regierung eine Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit über 5,0 Mrd. Euro erfolgreich am Markt platziert. Die Anleihe war mit 300 Basispunkten über Midswap oder 6,25 Prozent verzinst worden. Zu Beginn der Währungsunion hatte Griechenland dagegen nur sehr geringe Aufschläge für seine Staatsanleihen bezahlen müssen. Allerdings hat das Land durch manipulierte Statistiken seither viel Vertrauen zerstört, was sich in den höheren Aufschlägen spiegelt.
Nach Aussage des Beamten will Griechenland bei einer der nächsten Emissionen vor allem Investoren in Asien und den USA erreichen. "Das wird wahrscheinlich nach Mitte März oder im April stattfinden", sagte die Person. "Geplant ist die Aufnahme zwischen 5,0 Mrd. und 10,0 Mrd. Euro durch einen globalen Bond."
Quelle: ntv.de, ddi/DJ