Kredite statt Geschenke Athen will Schulden tilgen
23.05.2010, 13:30 UhrGriechenlands Ministerpräsident Papandreou verspricht, dass sein Land die Milliardenhilfen zurückzahlen wird. Zugleich warnt er vor Vorurteilen - und nimmt Kanzlerin Merkel in Schutz.
Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat bekräftigt, dass sein Land die Hilfen zur Sanierung seiner Staatsfinanzen zurückzahlen wird. "Wir haben nicht um Geldgeschenke gebeten", sagte er der spanischen Zeitung "El País". "Was wir brauchten, waren Kredite, die wir später zurückzahlen werden. Wir werden dafür erheblich höhere Zinsen zahlen als die meisten anderen EU-Länder."
Allein um die Märkte davon zu überzeugen, gebe es das 110 Mrd. Euro schwere Hilfspaket von Euro-Ländern und Internationalem Währungsfonds (IWF), so Papandreou. Neben den direkten Hilfsmaßnahmen für das angeschlagene Mittelmeerland haben die Euro-Staaten mittlerweile einen Rettungsschirm von insgesamt 750 Mrd. Euro für eine Stabilisierung der Gemeinschaftswährung auf den Weg gebracht.
Papandreou bemängelte, die EU-Regierungen seien langsam dabei gewesen, die Ausweitung der Schuldenkrise auf andere Mitglieder der 16 Länder zählenden Währungsunion zu verhindern und zu verstehen, dass "Angriffe von Spekulanten auf Griechenland" nur der erste Schritt gewesen seien. "Spanien und Portugal ging es nicht so schlecht, aber sie sind Opfer von Hysterie geworden", meinte der Regierungschef.
Der sozialistische Regierungschef räumte ein, dass die Debatte über die Hilfe Ressentiments zwischen Deutschen und Griechen aufkommen ließ. "Es herrscht eine gewisse Feindseligkeit." Auf beiden Seiten seien Vorurteile verbreitet worden. "Stereotypen haben in Europa noch nie weitergeholfen", betonte Papandreou. Er gehe aber davon aus, dass der dadurch entstandene Schaden wieder zu beheben sei.
Sein Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel beschrieb der Ministerpräsident als "gut und aufrichtig". "Ich hatte ihr gesagt, dass die Gefahr einer Ausbreitung der Finanzkrise bestand, wenn wir nicht rasch handelten. Andererseits verstehe ich aber auch, dass die Kanzlerin verfassungsrechtliche und innenpolitische Probleme hatte."
Papandreou räumte ein, dass die Krise ausgebrochen sei, weil Athen seinen Staatshaushalt schlecht geführt hatte. "Aber es kam hinzu, dass die Eurozone keine Mechanismen besaß, dies aufzudecken. Wir trugen quasi dazu bei, die Schwächen der Eurozone ans Licht zu bringen", sagte der Regierungschef. "Die Krise hätte auch in einem anderen Land ausbrechen können. Aber es traf Griechenland."
Quelle: ntv.de, dpa