Wirtschaft

Absatzrückgang wird kleiner Automarkt stabilisiert sich langsam

Die Hersteller haben den Kunden im Juli wieder mehr Neuwagen übergeben. Doch der Absatz liegt weiter unter dem Niveau des Vorjahres.

Die Hersteller haben den Kunden im Juli wieder mehr Neuwagen übergeben. Doch der Absatz liegt weiter unter dem Niveau des Vorjahres.

(Foto: picture alliance/dpa)

Geringere Mehrwertsteuer, geöffnete Autohäuser und wieder anlaufende Bänder: Der deutsche Pkw-Markt findet langsam zurück in die Spur. Doch den Einbruch der vergangenen Monate wird die Branche nicht mehr aufholen.

Der coronabedingte Absturz auf dem deutschen Automarkt ist vorerst gestoppt. Im Juli wurden rund 315.000 Autos neu zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte. Das waren zwar 5,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Doch der Rückgang bei den Neuzulassungen hat sich damit deutlich verlangsamt. "Dies ist der bislang geringste Rückgang im laufenden Jahr", teilte der Verband der Automobilindustrie mit. Noch im Juni war der Absatz um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.

Im gesamten ersten Halbjahr ging die Zahl der Neuzulassungen hierzulande laut VDA um rund 35 Prozent auf 1,21 Millionen zurück. Im Juli setzte sich den Angaben zufolge insbesondere der Zuwachs bei elektrisch betriebenen Pkw fort und stabilisierte den durch die Corona-Pandemie geschwächten Markt. Mit rund 16.800 reinen Elektroautos wurden fast dreimal so viele zugelassen wie im Vorjahresmonat. Die Zahl der zugelassenen Plug-in-Hybride betrug laut KBA gut 19.100 und war damit sogar fast sechsmal so hoch wie im Juli 2019.

Bei Benzinern hingegen gingen die Neuzulassungen um gut ein Fünftel auf knapp 154.400 Neuwagen zurück. Damit hatte noch jeder zweite zugelassene Pkw einen herkömmlichen Benzinmotor. Rund 89.500 Autos wurden laut KBA mit Diesel betrieben - das entspricht einem Rückgang der Neuzulassungen um knapp ein Fünftel und einem Marktanteil von rund 28 Prozent.

Die Bundesregierung versucht, den Konsum mit einem umfassenden Konjunkturpaket wieder anzukurbeln. Höhere Kaufprämien für Elektroautos und eine geringere Mehrwertsteuer sollen die Anschaffung eines Neuwagens für Verbraucher attraktiver machen und der Branche aus ihrer Absatzkrise helfen. Die Maßnahmen sind im Juli in Kraft getreten.

Einem Insider zufolge spielt die Maßnahme bei den nun veröffentlichten Zahlen bereits sicherlich eine Rolle. Jede vierte Neuzulassung ging laut KBA auf Privatverbraucher zurück. Diese hätten sich im Juni noch zurückgehalten, um nun von der Mehrwertsteuersenkung zu profitieren, erklärte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. "Bei Unternehmen sehen wir hingegen weiterhin eine große Zurückhaltung. Daran dürfte sich in den kommenden Monaten auch wenig ändern." Hinzu kämen aber auch Nachholeffekte, weil die Händler lange nicht geöffnet hatten und die Produktion während des Lockdowns zur Bekämpfung der Pandemie im März und April wochenlang stillgestanden hatte.

Trotz der leichten Erholung steht der Markt dem VDA zufolge weiter "unter enormem Druck". Die angestaute Nachfrage, die sich nun zeige, könne die Flaute der vergangenen Monate nur teilweise ausgleichen. "Wir können noch lange nicht wieder von einem Normalzustand sprechen, aber es geht - verglichen mit den Wochen des Produktionsstillstands - wieder voran", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dennoch sei mit einem weiteren Beschäftigungsrückgang zu rechnen - Müller verwies auf den "enormen Anpassungsdruck" der Hersteller mit Blick auf Elektromobilität, zunehmende Digitalisierung und Nachfragerückgang.

Es hätten sich "erhebliche Überkapazitäten in der europäischen Produktion" für rechnerisch sieben Millionen Fahrzeuge aufgebaut, erklärte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. Er rechnet in der Folge mit deutlichen Kapazitätsanpassungen: In Deutschland würden perspektivisch wohl etwa 100.000 Stellen gestrichen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts/dpa

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