Cognis im Visier BASF will zukaufen
10.04.2010, 11:12 Uhr
Für die BASF wäre Cognis derzeit ein idealer Übernahmekandidat.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Der Spezialchemiekonzern Cognis steht schon länger auf der Wunschliste der BASF. Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Gespräche zwischen den Eigentümern und Vertretern des Chemieriesen sollen wieder aufgenommen worden sein. Allerdings hüllt man sich noch in Schweigen.
Ein milliardenschwerer Verkauf des Spezialchemiekonzerns Cognis wird wahrscheinlicher. Die Eigentümer hätten jetzt Gespräche mit dem Chemieriesen BASF wieder aufgefrischt, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen. Die Verhandlungen seien aber noch im Anfangsstadium. Daneben werde mit weiteren Interessenten gesprochen. Den Finanzkreisen zufolge wollen die Verkäufer Goldman Sachs und Permira einschließlich Schulden mindestens 3,5 Milliarden Euro für das in Monheim bei Köln ansässige Unternehmen. Cognis war Ende 2009 mit knapp zwei Milliarden Euro verschuldet.
Bereits vor anderthalb Jahren hatte BASF über einen Kauf von Cognis gesprochen. Eine Transaktion war zuvor schon mehrmals an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert. Cognis gehört seit fast zehn Jahren den beiden Finanzinvestoren - eine ungewöhnlich lange Zeit. "Bis zu einem Deal dürfte es noch Monate dauern", sagte einer der Insider nun. Kurzfristig werde nicht mit einem Angebot gerechnet. "Ein Verkauf ist aber insgesamt deutlich wahrscheinlicher als ein Börsengang." Für BASF hätte ein Kauf mehrere Vorteile: Der Ludwigshafener Konzern könnte mit Cognis sein Geschäft mit den margenträchtigeren Spezialchemikalien ausbauen. Zudem ist Cognis in Bereichen tätig, die von der Konjunkturschwäche nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Ins Plus gespart
Experten zufolge ist der Zeitpunkt für einen Verkaufversuch günstig: Die Konjunkturkrise ist weitgehend überwunden und auch der Kaufappetit in der Chemiebranche hat wieder zugenommen. Goldman Sachs, Permira und BASF lehnten eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Bei Cognis war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.
Das aus der ehemaligen Henkel-Chemiesparte hervorgegangene Unternehmen hatte sich im Krisenjahr 2009 zurück in die schwarzen Zahlen gespart: Der Überschuss lag bei 25 Millionen Euro, nachdem im Jahr zuvor noch ein Verlust von 49 Millionen in den Büchern gestanden hatte. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg 2009 um vier Prozent auf 364 Millionen Euro. Das Unternehmen, das Spezialchemikalien für die Gesundheitsbranche, die Lebensmittelindustrie, für Kosmetik- sowie Farbenhersteller produziert, hatte gleich zu Beginn der Wirtschaftskrise ein 100 Millionen Euro schweres Sparprogramm aufgelegt.
Einer Analystenstudie von UniCredit zufolge gelten auch der Essener Mischkonzern Evonik und das belgische Chemieunternehmen Solvay als mögliche Interessenten für Cognis. Evonik-Chef Klaus Engel sagte unlängst, man werde sich auch das Monheimer Unternehmen routinemäßig anschauen. Einige Experten bezweifeln allerdings, ob Evonik die nötige Finanzkraft hat, um eine Übernahme dieser Größenordung zu stemmen. Solvay dagegen hatte erst kürzlich seine Pharmasparte an den US-Konzern Abbott Laboratories verkauft und wird in der Branche momentan als finanzstark angesehen.
Quelle: ntv.de, dpa