Wirtschaft

Milliardenschweres Gebot Bahn will Arriva

Die Deutsche Bahn macht mit der angestrebten milliardenschweren Übernahme des britischen Transportanbieters Arriva ernst. Der Staatskonzern bereitet ein Übernahmeangebot vor – und will damit wohl Konkurrenz aus Frankreich zuvor kommen.

(Foto: dpa)

Die Deutsche Bahn will den britischen Verkehrskonzern Arriva für insgesamt 2,7 Mrd. Euro übernehmen. Dies wäre der teuerste Kauf in der Geschichte der DB. Die Bahn würde sich damit im Personenverkehr in ganz Europa verstärken. Der bundeseigene Konzern wolle 775 Pence pro Aktie zahlen, teilte Arriva mit.

Dies entspräche bei rund 199 Mio. Aktien einem Kaufpreis von 1,54 Mrd. Pfund (1,75 Mrd. Euro). Das britische Unternehmen, das in zwölf Ländern mit Bussen und Bahnen präsent ist, hat außerdem knapp eine Milliarde Pfund Schulden. Die Kaufsumme solle komplett über neue Schulden am Kapitalmarkt finanziert werden, hieß es. Voraussetzungen eines Angebots sind Arriva zufolge unter anderem noch eine vollständige Buchprüfung und die Zustimmung des Bahn-Aufsichtsrats. Die Kontrolleure kommen dafür an diesem Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammen.

Briten in Deutschland aktiv

Über die Bedingungen des möglichen Bar-Angebots der Bahn liefen "fortgeschrittene Gespräche", hieß es in der Mitteilung weiter. Der deutsche Konzern hatte Mitte März bekanntgegeben, mit Arriva über eine Übernahme zu sprechen. Bahnchef Rüdiger Grube hat mehrfach betont, die Bahn werde sich im europäischen Wettbewerb "nicht die Butter vom Brot nehmen lassen".

Bei einem Kauf gilt es allerdings als sicher, dass sich Arriva aus Kartellgründen von seinen deutschen Töchtern trennen müsste: Als Konkurrent treten die Briten hier seit 2004 im Nahverkehr gegen die Deutsche Bahn an. So sind sie etwa an der ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) beteiligt, die kürzlich der DB Aufträge in der Region Berlin-Brandenburg abnahm.

Arriva mit Sitz im englischen Sunderland hat 44.000 Beschäftigte, davon etwa 3400 in Deutschland. Hier betreibt das Unternehmen über regionale Gesellschaften mehrere Netze für Nahverkehrszüge. Der börsennotierte Arriva- Mutterkonzern erzielte 2008 auf einen Umsatz von gut drei Mrd. Pfund (rund 3,3 Mrd. Euro) und erzielte einen Vorsteuergewinn von 150 Mio. Pfund. Arriva ist dabei vor allem im liberalisierten Markt in Großbritannien unterwegs, der als besonders attraktiv gilt. Dort hat die Deutsche Bahn bereits die Güterbahn EWS gekauft und ist auf einigen Strecken auch im Personenverkehr aktiv.

Interesse aus Frankreich

Die Bahn ist allerdings nicht der einzige Interessent für Arriva. Auch die Tochter der französischen Bahn SNCF, Keolis, führte entsprechende Gespräche. Offenbar rechnet die DB weiterhin mit einem Gegenangebot von Seiten der Franzosen: Sollte ein anderes Unternehmen mehr für Arriva bieten, soll der Präsidial-Ausschuss des Aufsichtsrates ermächtigt werden, ein neues Angebot vorzulegen, hieß es. Der Präsidialausschuss besteht aus dem neuen Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht, Verkehrsstaatssekretär Klaus-Dieter Scheurle sowie zwei Gewerkschaftsvertretern.

Sollte das Gremium die Übernahme billigen, rückt allerdings das von Bahnchef Rüdiger Grube genannte Ziel einer Reduzierung der Schulden in weite Ferne. Nach der jahrelangen Einkaufstour unter Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn ist die DB immer noch mit gut 15 Mrd. Euro verschuldet. Nach den Problemen mit der S-Bahn und den ICE-Zügen hatten Politiker eine verstärkte Konzentration auf das Geschäft in Deutschland verlangt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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