"Rein theoretisch" Banken wollen Geld von Lehman
07.10.2009, 13:34 UhrEin Jahr nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers erheben die deutschen Banken Anspruch auf 50 Mrd. Dollar aus der Insolvenzmasse. Nach Expertenansicht ist die Summe nur eine rein theoretische Größe.
Die Forderungen nach umgerechnet 34 Mrd. Euro stellen nicht nur die deutschen Banken, sondern auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) und die Bundesbank. Das geht aus Aufstellungen des Forderungsverwalters hervor, wie das "Handelsblatt" berichtet. Der stolze Betrag wird aber wohl nicht fließen, sondern lediglich Bruchteile davon.
Viele Banken hätten Forderungen gestellt, obwohl sie selbst noch Lehman-Papiere und Gegenforderungen in ihrem Besitz haben, heißt es. In einem besseren Marktumfeld könnten sie die Papiere in Zukunft wieder mit Ertrag verkaufen, verlautete aus Frankfurter Bankenkreisen. Zudem sei angesichts der riesigen Zahl der Gläubiger die Chance, tatsächlich Geld aus der Insolvenzmasse zu bekommen, gering.
Die Investmentbank Lehman Brothers hatte am 15. September 2008 Insolvenz angemeldet. Die Pleite gilt als Auslöser der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Schulden der Investmentbank sollen sich laut Zeitung seinerzeit auf 613 Mrd. US-Dollar belaufen haben.
Der größte Posten aus Deutschland fällt laut Zeitungsbericht auf den Bankenverband, der mehr als 25,7 Mrd. US-Dollar angemeldet hat. Der Verband wollte diesen Betrag auf Anfrage nicht bestätigten. Wie aus Kreisen in Berlin verlautete, handelt es sich dabei um Gelder, mit denen der Einlagensicherungsfonds Anleger entschädigt hat, die bei Lehman Deutschland Geld angelegt und wegen der Pleite der Bank verloren hatten. Das seien private Sparer, aber auch Kommunen.
Die Bundesbank macht rund 10,4 Mrd. US-Dollar geltend. "Lehman hat sich bei der Bundesbank refinanziert und entsprechend Sicherheiten hinterlegt", sagte ein Bundesbank-Sprecher, der die Summe nannte. Den Betrag fordere die Deutsche Bundesbank im Namen aller Zentralbanken des Eurosystems. Bis zu einer Entscheidung werde es wohl Jahre dauern.
Spitzenreiter unter den heimischen Banken ist laut "Handelsblatt" die Deutsche Bank, die allein rund 6,3 Mrd. US-Dollar fordere. Die Bank wollte diesen Betrag nicht bestätigen. Aufgrund von Kapitalmarkttransaktionen wie Absicherungsgeschäften sei der Bank aus der Lehman-Insolvenz aber kein Schaden entstanden, sagte ein Sprecher. Die Commerzbank habe 4,9 Mrd. US-Dollar angemeldet. "Wir haben für alle erkennbaren Risiken Vorkehrungen getroffen", sagte ein Commerzbank-Sprecher.
Quelle: ntv.de, dpa