Balsam für die Volksseele Banker fürchten um ihre Boni
22.12.2010, 12:30 UhrOb sie wollen oder nicht: Banker müssen sich in diesem Jahr in Bescheidenheit üben. Einer Umfrage zufolge werden ihre hitzig diskutierten Boni deutlich niedriger ausfallen als noch in den Vorjahren.

Banker-Boni erhitzen die Gemüter - auch wenn sie offenbar niedriger ausfallen als in den Vorjahren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bescheidenheit ist eine Zier: Einer Reuters-Umfrage zufolge machen sie sich auf einen Rückgang ihrer Boni um durchschnittlich sieben Prozent gefasst. Einige Akteure der Finanzbranche erwarten sogar, dass die Sonderzahlungen angesichts schwacher Handelsergebnisse um bis zu 30 Prozent gestutzt werden.
Die geringer ausfallende Prämie zum Jahresende kann nur teilweise durch höhere Gehälter wettgemacht werden, so dass viele Banker unterm Strich wohl weniger Geld einstreichen werden.
"Leben im Wolkenkuckucksheim"
Obwohl die meisten Banken ihre Mitarbeiter noch nicht über die Höhe ihrer Boni informiert haben, macht sich bereits jetzt Pessimismus breit. "Man müsste schon in Wolkenkuckucksheim leben, wenn man in diesem Jahr höhere Boni erwartet. Auch wenn Du ein Star-Banker bist, gehen sie runter", sagte ein Banken-Analyst in London.
Noch im vergangenen Jahr waren die Sonderzahlungen etwa an der Wall Street ungeachtet der Finanzkrise um 17 Prozent nach oben geschnellt. Damit hatten die Banker den Zorn der Steuerzahler und Politiker auf sich gezogen, die argumentierten, dass Bankengewinne privatisiert und Verluste sozialisiert würden. Zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 hatten die Regierungen weltweit Billionen von Dollar in die Banken gesteckt, um sie vor einem Zusammenbruch zu bewahren.
Asien hui, Europa pfui
Banker in Europa trifft es der Umfrage zufolge besonders hart: Sie rechnen mit einem Minus bei ihrer Jahresend-Prämie von mehr als 14 Prozent. In den USA sind es über 13 Prozent. Allein in Asien ist die Stimmung gedämpft positiv: Dort dürften die Boni um gut sechs Prozent steigen. Kein Wunder: Dort haben sich die Banken in diesem Jahr dank wachsender regionaler Märkte auch besser geschlagen als etwa in Europa. Auch die Finanzkrise hat sich dort nicht so empfindlich bemerkbar gemacht.
Bonis begrenzen, Risiko zügeln
Anders als in anderen Wirtschaftszweigen machen in Banken Boni einen Löwenanteil des Jahreseinkommens für die leitenden Beschäftigten aus. In diesem Jahr haben zahlreiche Finanzinstitute ihre regulären monatlichen Gehälter erhöht und dies damit begründet, dass uferlose Zahlungen zum Jahresende rücksichtslose und riskante Geschäftspraktiken begünstigten. Branchenexperten zufolge wurden einige Gehälter sogar verdoppelt.
Dennoch machten Boni noch immer rund 80 Prozent des Einkommens eines Top-Bankers aus, sagte Joe Sorrentino von Steven Hall & Partners in New York. Mittlerweile bestehen etwa in der Europäischen Union gesetzliche Vorschriften zur Begrenzung von Bonuszahlungen, um die Risikofreudigkeit in den Banken zu zügeln.
Einen Lichtblick für Banker gibt es allerdings doch: das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Zum ersten Mal seit 2007 stiegen die M&A-Tätigkeiten und damit auch die Zahlungen an die involvierten Banker.
Quelle: ntv.de, rts