Wirtschaft

Flächenausweitung gefordert Bauern kündigen höhere Preise an

Bauernpräsident Joachim Rukwied fordert angesichts des Ukraine-Kriegs Veränderung, will aber am Umbau der Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit festhalten.

Bauernpräsident Joachim Rukwied fordert angesichts des Ukraine-Kriegs Veränderung, will aber am Umbau der Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit festhalten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die hohe Inflation macht deutschen Bauern zu schaffen. Dabei müssten sie gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs mehr produzieren denn je. Aus diesem Grund fordert Bauernpräsident Rukwied politische Änderungen auf nationaler und auf EU-Ebene. Auch weitere Anbauflächen sollen helfen.

Der Deutsche Bauernverband beklagt massiv gestiegene Kosten für die Landwirtinnen und Landwirte und rechnet deshalb mit weiteren Preissteigerungen bei Lebensmitteln. "Dünger kostet das Vierfache, Futter kostet das Doppelte, Diesel ist fast nicht mehr bezahlbar", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied dem Sender NDR Info. "Wir Bauern brauchen einfach höhere Preise, um überhaupt noch produzieren zu können."

Rukwied betonte angesichts der weitreichenden Folgen des Ukraine-Kriegs für die Agrarmärkte die Schlüsselrolle der Landwirtinnen und Landwirte für die Versorgungssicherheit. "Ohne die Landwirtschaft kann die mit dem Ukraine-Krieg ausgelöste Versorgungskrise in einigen Regionen der Welt nicht gelöst werden", sagte Rukwied in seiner Grundsatzrede beim Deutschen Bauerntag in Lübeck.

"Wir deutschen Bauern können, wollen und müssen unseren Beitrag dazu leisten, diese Krise zu überwinden", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes weiter. Versorgungssicherheit bezeichnete er als "strategische und politische Aufgabe für Deutschland und Europa". Dafür sei es nötig, dass die Versorgung mit Stickstoffdünger gesichert und die gesamte Lebensmittelwirtschaft bei der Gasversorgung priorisiert werde, forderte Rukwied und plädierte zudem für offene Handelswege.

Bauern wollen "Russlands Schwert" stumpfer machen

Außerdem sprach er sich dafür aus, die sogenannte Farm-to-Fork-Strategie ("Vom Hof auf den Tisch") auf den Prüfstand zu stellen, mit der die EU einen tiefgreifenden Wandel zu mehr nachhaltiger Landwirtschaft herbeiführen will. "Wenn Russland Getreidelieferungen als politische Waffe einsetzt, kann der Westen sich nicht im Produktionsverzicht üben", sagte Rukwied. "Dieses Schwert muss stumpfer werden, und wir können es stumpfer machen." So könnten mit einer vorübergehenden Nutzung zusätzlicher Flächen 1,4 Millionen Tonnen Weizen mehr erzeugt werden. Er erwarte von der Politik, dass sie dieses Instrument nutze.

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Zudem müssten die künftigen Förderregeln im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) "nachjustiert" werden, forderte der Bauernpräsident. Die Reform der GAP zur künftigen Verteilung der EU-Agrarsubventionen in Milliardenhöhe zielt darauf ab, die gemeinsame Agrarpolitik grüner und gerechter zu machen. Auch könnten Landwirte einen weiteren Beitrag zur Entspannung der aktuellen Energiekrise leisten, wenn Begrenzungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im Genehmigungsrecht temporär aufgehoben würden, sagte Rukwied weiter.

Zugleich bekräftigte der Bauernpräsident, dass es wichtig sei, bei den Themen Klimaschutz, Artenvielfalt und Tierwohl weiter voranzukommen. "Hier dürfen wir nicht bremsen, das sage ich in aller Deutlichkeit". Nicht zuletzt angesichts der prekären Lage in der Schweinehaltung sei beim Umbau der Tierhaltung nun Tempo gefragt. "Unsere Tierhalter müssen jetzt zügig wissen, wie es weitergeht. Dafür brauchen wir eine stabile Finanzierung des Umbaus und gleichzeitig Änderungen im Bau- und Genehmigungsrecht", forderte er.

Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa

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