Risiken für das Finanzsystem Blackrock-Chef sieht "Preis des billigen Geldes"
15.03.2023, 17:50 Uhr
Blackrock-Chef Fink warnt vor Risiken für das Finanzsystem.
(Foto: REUTERS)
Einmal im Jahr legt Blackrock seine Sicht auf die globale Wirtschaftslage dar. In der jüngsten Ausgabe legt der weltgrößte Vermögensverwalter den Fokus auf Risiken für das Bankensystem. Die Märkte seien nervös. Gründe sind steigende Zinsen, Investments der Vergangenheit und möglicherweise steigende Anforderungen der Aufseher.
Der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock hat nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank vor anhaltenden Risiken für den Bankensektor gewarnt. Die aktuelle finanzielle Situation sei dem "Preis des billigen Geldes" geschuldet, schrieb Laurence Fink in seinem jährlichen Brief an Firmen-Chefs und Investoren und fragt: "Beginnen die Dominosteine zu fallen?" Nach der Krise der Regionalbanken in den USA werde sich die Finanzindustrie mehr mit der sogenannten Liquiditätsinkongruenz beschäftigen müssen, schrieb Fink.
Die Niedrigzinsen führten bei einigen Instituten dazu, dass sie ertragsreichere Investitionen gesucht hätten, die in einer Krise allerdings nicht so ohne weiteres wieder verkauft werden könnten. Er rechne damit, dass die US-Notenbank auch nach den bisherigen Zinserhöhungen den Leitzins zur Bekämpfung der Inflation weiter anheben wird.
Es sei unvermeidbar, dass einige Banken die Kreditvergabe etwas zurückfahren, um ihre Bilanzen zu stabilisieren. Demzufolge werden Bankkunden die Finanzierungsmöglichkeiten auf den Kapitalmärkten suchen. "Es ist noch zu früh, um zu wissen, wie verbreitet der Schaden ist," schrieb Fink. Regulatorische Maßnahmen halfen bisher, Ansteckungsrisiken zu vermeiden. "Aber die Märkte bleiben nervös." Der Manager hält es zudem für möglich, dass die Bankenaufseher die Kapitalstandards verschärfen könnten.
Inflation bei bis zu vier Prozent erwartet
Fink ging darauf nicht ein, in welchem Umfang Blackrock von der Krise der US-Regionalbanken betroffen ist. Berechnungen zufolge, die auf Datensätzen von Morningstar beruhen, sind die Fonds von Blackrock und anderen Vermögensverwaltern den Folgen der Bankpleiten am meisten ausgesetzt. Der Vermögensverwalter teilte zuvor mit, dass es nur ein begrenztes Exposure zur Silicon Valley Bank gebe.
In seinem 20-seitigen Brief, den der Blackrock-Mitgründer regelmäßig verfasst, ging Fink auch auf Klimarisiken ein. 2022 kosteten allein die Naturkatastrophen die Versicherer 120 Milliarden Dollar. Diese Summe wäre noch vor einiger Zeit unvorstellbar gewesen und zeige, wie aus Klimarisiken Investitionsrisiken werden.
In einer gespaltenen Welt werden zudem Lieferketten ins Wanken geraten und die Inflation wird bleiben. Für die kommenden Jahre prognostiziert der Blackrock-Chef eine Preissteigerung von 3,5 bis 4 Prozent. Die hohen Zinsen werden staatliche Ausgaben bremsen, Entscheidungsträger aus der Wirtschaft und Politik müssen also zusammenarbeiten. "Die geld- und finanzpolitischen Maßnahmen, die den Gesetzgebern und Regulierungsbehörden zur Verfügung stehen, um die aktuelle Situation anzugehen, sind begrenzt - insbesondere mit einer gespaltenen Regierung in den USA," schrieb der Blackrock-Chef.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ