"Es war kein einfaches Jahr" Solargeschäft bei Bosch wirft noch Schatten
22.01.2014, 11:04 Uhr
Milliardengrab Solarsparte: Bosch kann das verlustreiche Kapitel schließen. Zuvor schmerzt es aber noch einmal.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Technologiekonzern Bosch kann das Solar-Abenteur endlich nahezu abhaken. Gut ein Drittel der versenkten Milliarden fallen allein 2013 an. Gute Nachrichten meldet indes die Autosparte. Im laufenden Jahr will Bosch wieder in die Spur kommen.
Die Krise der Solarindustrie kostet den Technologiekonzern Bosch weiter Unsummen. Inzwischen addiert sich der Verlust auf 3,7 Milliarden Euro, nachdem im vergangenen Jahr nochmals 1,3 Milliarden Euro an Belastungen durch die defizitäre Photovoltaik angefallen sind. Von 2008 bis 2012 hatte Bosch bereits 2,4 Milliarden Euro verbrannt. Die starke Konkurrenz aus China und Überkapazitäten hatten die Preise für Solartechnik in Deutschland rapide sinken lassen und etliche Unternehmen in die Pleite getrieben.
Seinem Ziel eines Gewinns in Höhe von acht Prozent des Umsatzes näherte sich der weltweit führende Automobilzulieferer im vergangenen Jahr wieder an. Ohne das Solar-Debakel hätte Bosch rund sechs Prozent oder 2,78 Milliarden Euro verdient. So blieben vor Zinsen und Steuern ergebnisseitig rund 3 Cent pro erlöstem Euro übrig. Insgesamt kletterten die Erlöse wegen guter Geschäfte in anderen Bereichen um 2,7 Prozent auf 46,4 Milliarden Euro gestiegen. Details zum Ergebnis sowie endgültige Zahlen für 2013 will der Konzern erst am 30. April vorlegen.
"Schwierige, aber notwendige Entscheidungen"
"Es war kein einfaches Jahr für Bosch. Es wurden schwierige, aber notwendige Entscheidungen getroffen" sagte Vorstandschef Volkmar Denner. Neben der Solarbranche verwies er auch auf den Verkauf des Pneumatikbereichs an die deutsch-skandinavische Beteiligungsgesellschaft Triton sowie die Neuaufstellung im Bereich der Batterietechnik gemeinsam mit Mitsubishi und GS Yuasa.
Dennoch sei das in Stiftungsbesitz befindliche Unternehmen in vielen Bereichen ordentlich gewachsen. Dazu zählte Denner beispielsweise die Sparte Kraftfahrzeugtechnik, die um sieben Prozent auf 30,7 Milliarden Euro stärker als ursprünglich angenommen zulegen konnte. Negativ hatten sich dagegen die Geschäfte in der Sparte Industrietechnik, beispielsweise mit dem Maschinenbau, entwickelt. Dort ging der Umsatz um etwa zehn Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zurück.
Zusätzlich machten dem Konzern nach Aussage Denners vor allem Währungseffekte zu schaffen, wozu unter anderem der starke Euro zählte. Insgesamt belasteten die Währungseffekte den Umsatz mit rund 1,5 Milliarden Euro. Bereinigt um die negativen Wechselkurseffekte hat der Umsatz demnach um sechs Prozent zugelegt.
Mitgift für Arnstadt
Die Stuttgarter hatten im Frühjahr 2013 den völligen Ausstieg aus der Photovoltaik beschlossen und im Herbst ihre Solarmodulfertigung im thüringischen Arnstadt an Solarworld verkauft. Jetzt steht noch die Veräußerung der deutschen Solartochter Aleo Solar und eines Modulproduzenten in Frankreich aus. "Wir streben einen zügigen Abschluss an", sagte Denner. Es könne aber noch einige Wochen oder Monate dauern. In diesem Jahr werde das Konzernergebnis voraussichtlich nur noch geringfügig belastet.
Solarworld übernimmt von Bosch am Standort Arnstadt 800 Mitarbeiter, eine Zellfertigung mit 700 Megawatt (MW) Produktionskapazität und eine Modulfertigung mit 200 MW. An dem Standort hatten einst 1500 Beschäftigte gearbeitet. Einem Medienbericht vor wenigen Tagen zufolge wird Solarworld der Deal mit bis zu 130 Millionen Euro versüßt. Solarworld-Chef Frank Asbeck hatte zuvor von einer "honorigen Lösung" gesprochen.
Lösung für restliche Solarsparte angekündigt
Darüber hinaus hatte Bosch beim Verkauf mitgeteilt, als Autozulieferer die Produktion eines Elektronikteils von Hatvan in Ungarn nach Arnstadt zu verlagern. Zusammen mit der Gründung einer Serviceorganisation sowie einer Handelsgesellschaft zur Abwicklung noch bestehender Verpflichtungen sichert dies mittelfristig weitere rund 250 Arbeitsplätze, wie die Thüringer Staatskanzlei mitgeteilt hatte. Zudem wolle ein weiterer Investor Produktionsflächen mieten und unter Reinraumbedingungen Pharmaprodukte herstellen. Dies bedeute den Erhalt weiterer 100 Jobs.
Auch für ein weiteres Werk im französischen Vénissieux sowie die Tochter Aleo Solar, die restlichen Geschäfte der Solarsparte, soll es nach Aussage vom zuständigen Geschäftsführer Stefan Hartung "in den kommenden Wochen und Monaten" Neuigkeiten geben. Man befinde ich mit mehreren brancheninternen Interessenten in Gesprächen. "Das sind alles Spieler, die wissen, was sie tun", sagte Hartung.
Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum über dem des Vorjahres und eine weitere Verbesserung des Ergebnisses. "Wir wollen 2014 einen weiteren Schritt in Richtung auf unsere Zielprofitabilität von acht Prozent machen, einen Wert, den wir mittelfristig erreichen wollen", sagte Denner. Wann es so weit sein könnte, wollte er nicht sagen. Zukünftig will sich der Traditionskonzern noch stärker auf Produkte für relevante Zukunftstrends, wie die Vernetzung von internetfähigen Geräten und eine sich verändernde Mobilität konzentrieren.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts