Historischer Konjunktureinbruch Britische Wirtschaft leidet
24.07.2009, 15:35 UhrGroßbritannien hat im Frühjahr den heftigsten Konjunktureinbruch seit Jahrzehnten erlitten und bleibt damit fest im Griff der Rezession.
Gegenüber dem Vorjahresquartal ging die Wirtschaftsleistung um 5,6 Prozent zurück, wie das Nationale Statistikamt in London nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Die Stärke des Einbruchs überraschte selbst Experten, die nur mit einem Minus von 5,2 Prozent gerechnet hatten.
Zum Vorquartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ebenfalls unerwartet deutlich um 0,8 Prozent. Im dominierenden Dienstleistungssektor schrumpften die Geschäfte so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik, ebenso im Baugewerbe. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession schwinden damit zusehends, während die deutsche Wirtschaft auf eine Konjunkturwende zusteuert.
"Das sind wirklich furchtbare Zahlen", sagte Ökonom Ross Walker von RBS Financial Markets. Seit 1955 hat es einen derart kräftigen Absturz nicht mehr gegeben. Es sei auch zweifelhaft, ob im dritten Quartal wieder Wachstum erreicht werde. Die Wirtschaft ist nun bereits seit fünf Quartalen in Folge auf Talfahrt: Seit Anfang vorigen Jahres schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um insgesamt 5,7 Prozent.
Krise greift auf die Politik über
Experten erwarten, dass nun auch die Regierungsprognose Makulatur sein dürfte, wonach das BIP dieses Jahr nur um 2,4 Prozent schrumpfen soll. Finanzstaatssekretär Liam Byrne ist dennoch "vorsichtig optimistisch", dass sich bis zum Jahresende wieder Wachstum einstellen wird. Schafft die Wirtschaft die Konjunkturwende dennoch nicht, steuert der ohnehin unpopuläre Premierministers Gordon Brown auf eine herbe Niederlage bei den Unterhauswahlen 2010 zu.
Die Notenbank könnte Experten zufolge allerdings bald weitere Register ziehen, um die Wirtschaftsmisere zu bekämpfen: Sie betreibt bereits eine Nullzinspolitik und hat 125 Mrd. Pfund an frischem Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Im August werden die Währungshüter nun prüfen, ob weitere Konjunkturspritzen nötig werden. Das Finanzministerium hat der Bank von England einen Rahmen von bis zu 150 Mrd. Pfund zum Ankauf von Anleihen genehmigt. Einige Experten gehen davon aus, dass ein günstiger Inflationsausblick der Notenbank Spielraum für eine Ausweitung ihrer lockeren Geldpolitik geben könnte.
Quelle: ntv.de, mmo/rts