Extra-Polster für Großbanken Bundesbank deutet Aufschlag an
17.06.2011, 12:38 Uhr
Finanzstandort Frankfurt: Nur ein Haus systemrelevant?
(Foto: picture alliance / dpa)
Schiere Größe hat sich in der Lehman-Krise nicht unbedingt als hilfreich erwiesen: Zahlreiche Schwergewichte galten plötzlich als "too big to fail" und mussten mit Steuergeldern gestützt werden. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, arbeiten Regulierer seit Jahren an neuen Standards für besonders wichtige Institute. Ein Bundesbank-Vorstand nennt Details. Häuser wie die Deutsche Bank müssen womöglich kräftig aufstocken.

Zuständig für die Vorstandsbereiche Finanzstabilität, Statistik und Risiko-Controlling: Andreas Dombret.
(Foto: www.bundesbank.de)
Systemrelevante Großbanken müssen sich nach Einschätzung der Bundesbank auf zusätzliche Kapitalanforderungen der Regulierer von bis zu 3 Prozent einstellen. "Ich rechne damit, dass am Ende des Tages die Höhe der zusätzlichen Kapitalanforderung (...) aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwo zwischen 2 und 3 Prozent liegen wird", sagte der unter anderem für Finanzstabilität zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret laut Redemanuskript auf einer Konferenz in Eltville im Rheingau. Endgültige Entscheidungen über die geplanten höheren Kapitalanforderungen für große, besonders vernetzte oder in anderer Weise für das gesamte Finanzsystem wichtige Institute, sogenannte "SIFIs", seien aber noch nicht gefallen.
Die Regulierer wollen erreichen, dass die systemrelevanten Banken mehr Eigenkapital vorhalten müssen und somit geringere Risiken eingehen können, da ihr Zusammenbruch gravierende Folgen für das Weltfinanzsystem haben kann. Dombret erwartet, dass weltweit zunächst 25 bis 30 Institute in die Kategorie der sogenannten "SIFIs" eingeordnet werden. Fachleute gehen davon aus, dass aus Deutschland nur der Branchenprimus Deutsche Bank
zu dieser Bankengruppe zählen wird. Nach einem Bericht der "Financial Times" soll die Deutsche Bank künftig eine Kernkapitalquote von 9,5 Prozent vorhalten müssen - 2,5 Prozent mehr als es die Mindestkapitalvorschriften nach "Basel III" vorsehen, die für alle Banken ab 2013 schrittweise eingeführt werden.
In der Diskussion um die von den systemrelevanten Banken vorzuhaltende Kapitalform möchte die Bundesbank den Instituten entgegen kommen. Reines Eigenkapital scheine zwar die "natürliche Wahl" für den zusätzlichen Aufschlag zu sein, sagte Dombret. Die Bundesbank sei aber dafür, dass die Banken außerdem von Fremd- in Eigenkapital wandelbare Instrumente, sogenanntes "contingent capital", benutzen können, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.
Hängepartie bei der Bankenabgabe
In Deutschland zieht sich unterdessen der Bund-Länder-Streit über Details der Bankenabgabe weiter hin. Der Bundesrat hat eine endgültige Entscheidung der Länderkammer in seiner Sitzung vor dem Wochenende vertagt. Damit bleibt für die deutschen Kreditinstitute weiterhin unklar, wie hoch die seit Anfang 2011 fällige Zwangsabgabe in einen neuen Krisenfonds für sie ausfällt.
Hintergrund sind verfassungsrechtliche Bedenken gegen Vorgaben der Länder zur Bankenabgabe. Sie kommen vom Bund, aber auch aus einigen Ländern. Umstritten ist unter anderem ein Passus, wonach die Bankenabgabe nach dem durchschnittlichen Jahresergebnis der vergangenen fünf Jahre bemessen und dabei Verluste ignoriert werden sollen - also mit "null" bewertet werden sollen. Kritik gibt es auch an der von den Ländern angestrebten Bagatellgrenze von 500 Mio. Euro, mit der kleinere Geldhäuser verschont werden sollen.
Mit der Bankenabgabe soll in den nächsten Jahren langfristig ein Krisenfonds aufgebaut werden. Das neue Auffangnetz zur Vorsorge gegen künftige Schieflagen soll am Ende etwa 70 Mrd. Euro umfassen. Den Großteil der 2011 erstmals fälligen Abgabe von jährlich etwa einer Milliarde Euro dürften Privatbanken schultern.
Quelle: ntv.de, dpa/rts